Budapest. Wiesbadener muss Teamrivale Lewis Hamilton Sieg in Ungarn und Führung in Formel-1-WM überlassen

126 Tage lang hatte Nico Rosberg die WM angeführt, doch im Moment seiner bitteren Niederlage gegen seinen Teamrivalen Lewis Hamilton schien das nur ein kurzer Traum gewesen zu sein. Denn durch den zweiten Platz beim Großen Preis von Ungarn war auch der letzte Rest seines Vorsprungs dahingeschmolzen, vor dem Heimspiel in Hockenheim rückte Rosberg erstmals in diesem Jahr wieder ins altbekannte zweite Glied hinter dem Dreifachweltmeister.

Hamilton feierte den fünften Saisonsieg in den vergangenen sechs Rennen auf der Motorhaube seines Mercedes mit dem berühmten Siegestanz von Sprintstar Usain Bolt. Aus 43 Punkten Rückstand hat er nun sechs Zähler Vorsprung auf Rosberg gemacht.

„Eigentlich war das ein gutes Wochenende“, presste ein verschwitzter Rosberg hervor, „aber schon am Start habe ich es verloren. Das war’s dann. Es ist jetzt so, ich muss es akzeptieren.“

Hamilton freute sich indes auch über den neuen Rekord als fünfmaliger Ungarn-Sieger, mit dem er Rekordweltmeister Michael Schumacher überflügelt hat. „Das ist toll, ich habe ihn ja schon als Kind bewundert“, sagte der Brite und freute sich ansonsten auf das Nachtleben in Budapest: „Ich gehe erst mal schön was essen, und dann schauen wir, was dieser Abend noch zu bieten hat. Aber es wird nicht zu heftig, wir haben ja nächste Woche wieder ein Rennen.“

Für Rosberg war es nur zwei Tage nach der Freude über seine Vertragsverlängerung bei Mercedes bis 2018 indes der bislang wohl bitterste Moment des Jahres. Schon am Start hatte sich der Pole-Setter von Hamilton überrumpeln lassen. „Das nächste Rennen kommt ja bald“, sagte Rosberg und probierte es mal wieder mit Optimismus: „Schön, dass ich in Hockenheim das schnell wieder vergessen kann. Der Heim-Grand-Prix ist ein Highlight, und es ist noch immer eng zwischen uns.“

Auch Ungarn-Vorjahressieger Sebastian Vettel hofft in der Heimat auf die Rückkehr aufs Podium, nachdem er sich am Sonntag mit Rang vier hinter dem australischen Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo begnügen musste. „Es war ein positives Rennen“, resümierte der Heppenheimer. „Gerade nach den Stimmen der vergangenen Wochen war das eine gute Antwort.“ In der WM-Wertung liegt der Ferrari-Pilot mit 110 Punkten nur auf Platz fünf.

Nico Hülkenberg (Emmerich) sammelte als Zehnter einen WM-Punkt für Force India, Pascal Wehrlein (Worndorf) steuerte den unterlegenen Manor auf den 19. Platz.

Nach zuletzt schwierigen Monaten mit zahlreichen Niederlagen hatte das Wochenende für Rosberg dabei noch traumhaft begonnen. Nach der Verkündung der Vertragsverlängerung bei Mercedes am Freitagmorgen wirkte er zufrieden wie lange nicht.

In der Folge schien er diesen Schwung zu nutzen. In den Trainingseinheiten war Rosberg der Schnellste, während Hamilton seltsam unsicher wirkte. Und auch in den letzten Sekunden eines „Wahnsinnsqualifyings“, wie Rosberg es nannte, war der gebürtige Wiesbadener der große Gewinner. Starker Regen und zahlreiche Unfälle hatten für vier Rote Flaggen gesorgt, viermal musste die Rennleitung also alle Autos an die Box beordern. Am Ende stand Startplatz eins für Rosberg.

„Der ist hier sehr wichtig, denn es ist schwierig, auf dem Hungaroring zu überholen“, sagte er noch. Wie und vor allem wann es eben doch geht, zeigte am Sonntagmittag dann allerdings Hamilton eindrucksvoll. Schon vor der ersten Kurve schob er sich vorbei, auch Ricciardo rutschte zunächst durch. Den Australier kassierte Rosberg allerdings mit einem starken Manöver gleich wieder.

So sollte der schwache Start auch der einzige echte Aussetzer des Deutschen vor den Toren Budapests bleiben. Seinem Teamkollegen blieb er auf den Fersen, schien eigentlich der schnellere Mann zu sein, fand aber keine Ansatzpunkte, um ihn wirklich unter Druck zu setzen. „Ich habe danach versucht, so viel Druck wie möglich auf Lewis auszuüben, aber das ist auf dieser Strecke sehr schwer“, sagte Rosberg. Hamilton sparte drei Wochen nach der Kollision von Spielberg mit Rosberg mit provokanten Worten und lobte lieber das Team: „Es war ein großartiger Kampf. Die Jungs haben einen erstklassigen Job gemacht und mir ein Super-Auto hingestellt“.

Red Bull konnte Mercedes nicht gefährlich werden

Ein hochzufriedener Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sagte bei RTL: „Wir hatten eine Super-Pace im Rennen. Es war eigentlich beim Start entschieden. Gerade in Ungarn vorne zu sein, wo Red Bull eigentlich von der Streckencharakteristik stärker sein müsste, macht uns sehr glücklich.“

Red Bull war zwar wie erwartet schnell unterwegs, insgesamt hatte Mercedes aber doch kaum Probleme, den relativ geringen Abstand auf die Verfolger zu verteidigen. Auch Vettel absolvierte ein konzentriertes Rennen und sprengte damit das Red-Bull-Duo. An Max Verstappen kam der Deutsche schon während der ersten Boxenstoppphase vorbei – um Druck auf Ricciardo auszuüben, war der Ferrari aber letztlich nicht schnell genug.