Die Tour de France ist mit zwei Gelb-Premieren gestartet. Die deutschen Radstars André Greipel und Marcel Kittel hatten das Nachsehen.

Cherbourg. Die deutschen Sprinter waren frustriert, Paul Voß genoss den Ruhm für einen Tag und die Exzentriker Oleg Tinkow und Peter Sagan jubelten. Die Topsprinter André Greipel und Marcel Kittel patzten zum Auftakt der 103. Tour de France in Utah Beach, wo Mark Cavendish den beiden das „Maillot Jaune“ weggeschnappt hatte. Am Sonntag gewann Weltmeister Sagan in Cherbourg und ließ seinen Teamchef Tinkow trotz Krücken nach einer Knie-OP vor Freude fast an die Decke springen.

Am Vorabend hatte Greipel versucht, seinen Schmerz mit dem Trikot der Fußball-Nationalmannschaft am Körper im Fernsehsessel zu lindern. Auch wenn die Party am Nachbartisch, an dem Cavendish seinen großen Tag mit dem insgesamt 27. Etappensieg feierte, seine Laune im Teamhotel nicht gerade hob.

Greipel hatte sich bei den Tour-Organisatoren über die Absperrgitter beschwert, die die Zielgerade beengten. Sie waren womöglich am Samstag verantwortlich für den Sturz mehrerer Fahrer 500 Meter vor der Ziellinie. „Ich habe auch die Gitter berührt und wäre fast gestürzt. Mehr als Platz vier war nicht drin“, ärgerte sich der dreimalige deutsche Meister, der seine Premiere in Gelb weiter verschieben muss.

Der zweitplatzierte Kittel nahm die verpasste Chance, zum dritten Mal nach 2013 und 2014 den Tour-Auftakt in Gelb zu beenden, eher gelassen. „Es hätte alles stimmen müssen, aber es hat einfach nicht gepasst. Wir versuchen es wieder“, erklärte der blonde Thüringer, der auf dem Streckenplan noch mindestens fünf weitere Möglichkeiten für die Sprinter ausgemacht hat.

Alberto Contador hat derweil seinen Traum vom dritten Tour-Sieg wohl schon ausgeträumt. Auf dem Weg nach Cherbourg verlor der schwer angeschlagene Spanier am Sonntag 48 Sekunden auf die weiteren Top-Favoriten, Vorjahressieger Chris Froome und den zweifachen Tour-Kronprinzen Nairo Quintana aus Kolumbien.

Bereits am Vortag hatte es Contador schwer erwischt. Der zweifache Toursieger war 79 Kilometer vor dem Ziel an einer Verkehrsinsel weggerutscht. Seine Ärzte hatten schwere Abschürfungen und Prellungen an Schulter, Becken und Ellenbogen diagnostiziert. Am Sonntag ging er erneut zu Boden. „Diesmal erwischte es mich auf der anderen Körperseite. Ich hoffe, das war der letzte Sturz, mein Körper ist angeschlagen“, sagte er im Ziel der zweiten Etappe.

Trotzdem war Teambesitzer Tinkow zum Feiern zumute. „Ja, ja, ja“, schrie der russische Milliardär immer wieder nach dem Coup seines Schützlings Sagan, der seine Premiere in Gelb feierte. Der 26 Jahre Teamkollege von contador triumphierte in Cherbourg am Ende einer 1,9 Kilometer langen Steigung vor dem Franzosen Julien Alaphilippe und den Spanier Alejandro Valverde. „Ich bin zum ersten Mal in Gelb - das ist ein sehr schönes Trikot und ganz sicher etwas Besonderes“, sagte der Slowake.

Paul Voß aus Rostock fühlte sich bei der Tour nur für einen Tag wie ein Sieger. Der 30 Jahre alte Radprofi vom Zwitligisten Bora verlor sein am Vortag errungenes Bergtrikot, obwohl er mit drei Mitstreitern über 175 Kilometer an der Spitze fuhr. Aber er konnte nicht punkten. Sein Begleiter Jasper Stuyven aus Belgien, der Voß im rot-weiß-gepunkteten Trikot ablöste, wurde in einem packenden Sekundenspiel um Gelb und den Tagessieg im Finale erst 400 Meter vor dem Ziel überholt.