Hamburg. Wasserball-Nordmeister SV Poseidon will im heimischen Freibad in die Erste Klasse zurückkehren

Florian Lemke ist ein wenig stolz, als er von seinem letzten Coup erzählt. „Wir haben jetzt so viele Helfer im Verein organisiert, dass die Mannschaft beim Aufbau der Zelte und Tribünen kaum noch mit anpacken muss. Aber ganz ohne sie wird es am Freitagabend wohl auch nicht gehen.“

Willkommen im deutschen Amateursport. Die Wasserballer des SV Poseidon Hamburg wollen nach fünf Jahren zurück in die Bundesliga. Dass sie nach erheblichen verbandspolitischen Anstrengungen diesen Versuch am Sonnabend und Sonntag im heimischen Freibad am Eidelstedter Olloweg in Angriff nehmen können, hat auch die eine oder andere handwerkliche Ne-benwirkung. Jeder wird gebraucht, um die vereinseigene Anlage für das Aufstiegsturnier der vier Zweitligameister aus Nord (Poseidon), Ost (SGW Brandenburg), Süd (Würzburg 05) und West (Blau-Weiß Bochum) herzurichten. Die Spieler kennen das nicht anders. Der junge Trainer, der lange Spieler war, auch nicht. „Das ist auch eine Art des Teambuildings“, sagt Lemke.

Um den Mannschaftsgeist muss sich Student Lemke (26), der als IT- und Unternehmensberater sein Geld verdient, allerdings keine Sorgen machen. Wer neben Beruf, Studium, Ausbildung, Freundin, Frau oder Familie noch drei- bis fünfmal in der Woche Mannschaftstraining auf sich nimmt, zusätzlich um die Häuser joggt und Hanteln stemmt, am Wochenende quer durch die halbe Republik fährt, der hat wahrscheinlich großen Spaß am Spiel mit dem bis zu 450 Gramm schweren Gummiball, das in seiner taktischen Struktur dem Handball ähnelt.

Patrick Weik (24) ist so einer. Er macht gerade sein erstes Staatsexamen in Rechtswissenschaften und wurde mit 47 Treffern erneut Torschützenkönig der Zweiten Liga Nord. Und weil er weiß, dass sich Poseidon keine teuren Spieler kaufen kann, bildet er sie aus. Zwei- bis dreimal in der Woche bittet er den Nachwuchs am Olloweg ins beheizte 50-Meter-Becken.

Weik hat bei Poseidon schon mal als A-Jugendlicher Bundesliga gespielt, nach dem Abstieg 2011 wechselte er zu Waspo Hannover. Damals jagte ihn fast die ganze Bundesliga. Nach einer Saison brach er das auswärtige Experiment ab. Studium in Hamburg, bis zu siebenmal Training in Hannover – das war bei aller Liebe zum Wasserball dann doch zu viel. Seitdem wirft Weik wieder für Poseidon. Und er ist überzeugt vom Aufstieg. „Wir haben einen guten, breiten Kader mit der richtigen Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Wir sind bereit.“ Zwei der vier Mannschaften rücken in die nach Leistung zweigeteilte Bundesliga auf, in der insgesamt 16 Clubs spielen. Poseidon würde zur schwächeren Hälfte gehören.

Auch Lemke, dessen Leidenschaft für Wasserball in jedem seiner Sätze zu spüren ist, glaubt an sein Team: „Wir haben schon heute die sportliche Klasse einer Erstligamannschaft. Wir haben den Aufstieg selbst in der Hand. Wir sind von niemandem abhängig. Und wir haben Heimvorteil.“ Selbstvertrauen hört sich wohl genauso an.

Weil Poseidon jedoch in den vergangenen Jahren den sicher geglaubten Aufstieg im letzten Moment zweimal verwarf, hat sich Lemke für dieses Wochenende seinen Freund Jacob Drachenberg (27) mit an den Beckenrand geholt. Die beiden kennen sich seit 17 Jahren, schätzen sich aus gemeinsamen Potsdamer Tagen, stiegen 2008 in die Erste Liga auf. Drachenberg, Co-Trainer beim Bundesligafünften OSC Potsdam, ist Experte „für gesunde Stressbewältigung“. Stress sei besser als sein Ruf, sagt er: „Positiver Stress erzeugt maximale Konzentration und Leistungsfähigkeit. Genau das müssen wir beim Aufstiegsturnier schaffen.“

Gelingt der Klassensprung, soll diesmal die Bundesliga langfristig gehalten werden. „Daran arbeiten wir“, sagt Lemke, „aufsteigen wird aber einfacher als drinbleiben. Gute Spieler wechseln nur zu etablierten Teams.“

Aufstiegsrunde zur Bundesliga: Sonnabend, 11 Uhr: Bochum – Würzburg, 12.30 Uhr: Poseidon – Brandenburg, 17 Uhr: Brandenburg – Würzburg, 18.30 Uhr: Poseidon – Bochum; Sonntag, 11 Uhr: Bochum – Brandenburg, 12.30 Uhr: Poseidon – Würzburg.