Hamburg. Der 21 Jahre alte Dennis Schiergen setzt die Familientradition fort. Im Galopp-Derby reitet er Favorit Boscaccio

Es ist die größte und traditionsreichste Pferderennsport-Veranstaltung Deutschlands und auch international ein Highlight für alle Freunde des Turfs – das Hamburger Derby-Meeting, das zum 147. Mal auf der Rennbahn in Horn ausgetragen wird. Die hochkarätige Veranstaltung beginnt an diesem Sonnabend und endet am 10. Juli mit dem wichtigsten Rennen im deutschen Pferdesport, dem Deutschen Galopp-Derby, das allein mit einem Preisgeld von 650.000 Euro dotiert ist.

Insgesamt werden an den sieben Renntagen zwei Millionen Euro an Gewinn- und Züchterprämien ausgeschüttet, der Wetteinsatz liegt international im dreistelligen Millionenbereich. Für die 78 Rennen sind 1141 Meldungen eingegangen. Das Derby-Meeting ist zudem eine bedeutende gesellschaftliche Veranstaltungen in der Hansestadt.

Beim Deutschen Derby am 10. Juli gehen 19 dreijährige Galopper an den Start. „Nachnennungen sind noch möglich“, sagt Eugen-Andreas Wahler, Präsident des Hamburger Renn-Clubs (HRC). Der HRC mit Wahler und dem Hamburger Kaffeekönig und Pferdezüchter Albert Darboven an der Spitze ist Veranstalter des Sportereignisses. „Es gibt bereits Anfragen.“ Die Nachmeldegebühr beträgt 65.000 Euro.

Derby-Favorit ist in diesem Jahr der braune dreijährige Hengst Boscaccio, der vier der größten Rennen auf deutschem Boden in Folge gewonnen hat. Geritten wird Boscaccio von Dennis Schiergen. Der 21-Jährige ist Sohn des international renommierten einstigen Spitzenjockeys und jetzigen Trainers Peter Schiergen (51).

Dem Kölner Studenten im Fachbereich Sport-, Medien- und Eventmanagement könnte gelingen, was seinem Vater verwehrt blieb. Der ist fünffacher Derbysieger als Trainer, ein Sieg als Jockey gelang ihm in seiner erfolgreichen Karriere jedoch nicht. „Boscaccio ist unheimlich unkompliziert“, sagt Dennis Schiergen. „Er beeindruckt mich mit seiner Ruhe und Gelassenheit. Aber wenn er galoppieren kann, ist das so, als ob man einen Schalter umlegt.“ Schiergen ist zudem davon überzeugt, dass das Top-Pferd noch nie sein ganzes Potenzial gezeigt hat. „Dem wurde noch nie alles abverlangt, da geht noch was.“

Eine Strategie für das Derby, das traditionell über 2400 Meter geht, hat Jockey Schiergen noch nicht. Bisher kennt er nicht einmal seinen Startplatz, der in der kommenden Woche ausgelost wird. „Die Renntaktik beginnt erst, wenn die Boxen aufgehen“, sagt Schiergen. Der Sieg im Deutschen Derby wird mit 390.000 Euro belohnt. Im Reglement ist festgeschrieben, dass der Trainer – bei Boscaccio ist das Christian Sprengel – zehn Prozent der Siegprämie erhält, der Jockey fünf Prozent. Das wären fast 20.000 Euro. Falls Schiergen nicht unter die ersten fünf käme, gäbe es nur ein mageres Startgeld von 75 Euro.

Schiergen arbeitet als Jockey, seitdem er 15 ist. Beim Hamburger Derby-Meeting sitzt er für mindestens sechs unterschiedliche Auftraggeber im Sattel. „Mit einem weiteren Pferdebesitzer aus England bin ich noch im Gespräch“, erzählt Schiergen. Die Leidenschaft für den Pferderennsport hat er von seinem Vater geerbt. Sein Studium ist für ihn das zweite Standbein. „Golfer können eigentlich spielen, solange sie laufen können, bei Jockeys ist mit 40, 45 Jahren Schluss“, weiß er. Nicht nur im Sattel muss Schiergen diszipliniert sein, sondern auch im Alltag. Denn er muss sicherstellen, dass er sein Gewicht von maximal 58 Kilogramm hält. Deshalb joggt Schiergen täglich und isst maßvoll. „Ab und zu ein Stück Schokolade für den kleinen Energieschub zwischendurch liegt aber drin“, sagt er.

Neun Trabrennen sollen für die Doppelrennbahn werben

Hochkarätige Pferde gehen auch an den anderen Tagen des Derby-Meetings an den Start. Gleich am Sonnabend gibt es das Franz-Günther-von-Gaertner-Gedächtnisrennen über 1600 Meter, das mit 55.000 Euro dotiert ist. Einen Tag später folgt der traditionsreiche und mit 70.000 Euro dotierte Hansa-Preis. „Dieses Rennen ist mit den besten Pferden besetzt“, sagt HRC-Präsident Wahler.

Neun der 78 Rennen sind den Trabern vorbehalten. HRC-Präsident Wahler: „Damit wollen wir dokumentieren: Hamburg ist der richtige Standort für eine Doppelrennbahn.“ Bislang werden Galopp- und Trabrennen (Bahrenfeld) an unterschiedlichen Standorten ausgetragen. Die immer wieder diskutierte Zusammenlegung beider Sportarten kommt aber seit Jahren nicht voran.