Hamburg. St. Paulis neuer Defensivallrounder will an alter Wirkungsstätte einen sportlichen Neubeginn starten

Nein, wirklich leise war der Auftritt von Christopher Avevor am Dienstagvormittag nicht. Während die meisten Kollegen mit dem Auto zum Training kommen, fuhr der Neuzugang des FC St. Pauli mit einer röhrenden Harley Davidson an der Kollaustraße vor. Eine Genehmigung vom Verein braucht der 24-Jährige nicht. „Sonst bin ich auch eher mit dem Auto unterwegs, aber ich musste meinen Wagen in Düsseldorf abgeben. Ich glaube auch nicht, dass ich generell der einzige Fußballer bin, der auf zwei Rädern zur Arbeit fährt“, sagte Avevor, der auf eine Teilnahme an den Harley-Days am Wochenende verzichtet hat. „Aber das habe ich noch auf dem Zettel“, sagte Avevor, der im zweiten Anlauf ein „echter“ St.-Paulianer geworden ist.

Bereits in der Saison 2012/13 war „Jackson“, wie ihn die Kollegen nennen, auf Leihbasis am Millerntor. Damals wäre er gerne in Hamburg geblieben, doch sein damaliger Verein Hannover 96 wollte ihn nicht freigeben. „Ich bin glücklich, wieder hier zu sein. St. Pauli hat sich super entwickelt. Als ich das letzte Mal hier war, haben wir uns noch in Containern umgezogen“, sagte Avevor, der in der abgelaufenen Saison für Fortuna Düsseldorf gespielt hat.

Ohnehin ist der Wechsel in den Norden ein Neuanfang in der Heimat. Der Defensiv-Allrounder wurde in Kiel geboren, wo seine Familie noch heute lebt. Seine Eltern waren überglücklich darüber, dass ihr Sohn nun wieder in geografischer Reichweite ist. „Alle haben sich riesig gefreut, Familie, Freunde und ich auch“, sagte Avevor, der aus dem Lächeln kaum heraus kam.

Sportlich lief es für den sympathischen Norddeutschen zuletzt alles andere als gut. Eine langwierige Verletzung am Knie sorgte dafür, dass er kaum seinen Beruf ausüben konnte. In der Saison 2014/15 fehlte er aufgrund einer Knieverletzung 339 Tage. „Es ist alles top verheilt und ich fühle mich gut. Die letzten Prozente, die noch fehlen, hole ich mir über Training und Spiele“, sagte Avevor, der am Dienstag schon einmal einen Vorgeschmack darauf bekam, wie hart eine Vorbereitung bei St. Pauli sein kann. Trainer Ewald Lienen ließ den berühmt und vor allem berüchtigten „Shuttle-Run-Test“ vollziehen. Ein Intervall-Training, bei dem sukzessive die Intensität gesteigert wird. Avevor schlug sich wacker, stand aber, wie alle anderen Kollegen im übrigen auch, deutlich im Schatten von St. Paulis „Fitness-Maschine“ Daniel Buballa.

„Dieses Training gehört dazu. Es ist anstrengend, und man muss sich überwinden, es durchzuziehen, aber es war okay. Ich freue mich einfach auf die Saisonvorbereitung hier beim FC St. Pauli“, sagte Avevor.

Ferydoon Zandi ist neuer Co-Trainer der U23. Der ehemalige Profi des SC Freiburg und des VfB Lübeck ist Nachfolger von Fabian Boll, der den Verein verlassen hatte.