Hamburg. Bei seinem ersten Start nach Verletzungspause hat Hambüchen seine Olympia-Chance gewahrt. Den Titel konnte er aber nicht verteidigen.

Für die Turner-Familie Toba bleibt Hamburg ein ideales Pflaster. 22 Jahre nach seinem Vater Marius hat Andreas Toba am Samstag erstmals den deutschen Mehrkampf-Titel gewonnen. Der 25 Jahre alte Hannoveraner setzte sich am Samstag mit 88,45 Punkten bei den Meisterschaften in Hamburg vor Marcel Nguyen (Unterhaching/86,80) und Philipp Herder (Berlin/86,05) durch. Zuletzt war Toba drei Mal in Serie Vizemeister geworden, am Sonntag steht er nun auch in fünf der sechs Gerätefinals.

„Seit sieben Jahren nehme ich an Meisterschaften teil, und dies ist der erste Titel. Klar, dass man da Emotionen zeigt“, sagte Toba ergriffen. Er profitierte auch von den Tipps seines Vaters, der 1994 gleichfalls in der Hansestadt seinen einzigen deutschen Mehrkampf-Erfolg gelandet hatte. „Der Vater war heute zufrieden, hat mir gleich nach dem Reck als Erster gratuliert. Aber ich war nicht ganz glücklich, weil ich am Reck noch etwas verschenkt habe“, meinte der Premiere-Champion. „Andreas hat jahrelang die Fahne für uns hochgehalten. Deshalb freut mich der Erfolg besonders für ihn“, meinte Cheftrainer Andreas Hirsch.

Mit seinem Titel beendete Toba eine seit fünf Jahren anhaltende Titelserie von Fabian Hambüchen, der insgesamt neunmal Mehrkampf-Meister war. Wegen einer langwieriger Schulterverletzung stellte sich der Wetzlarer erstmals in diesem Jahr an drei Geräten vor und schaffte bei seinem Comeback am Boden, Sprung und mit Bestwert von 14,85 Punkten am Reck den Einzug in die Finals.

„Es ist besser gelaufen als erhofft“

Damit wahrte der Hesse seine Chancen auf seine vierte Olympia-Teilnahme. „Ich spüre, dass die Schulter noch nicht ganz gesund ist. Aber heute ist es besser gelaufen als erhofft“, meinte der mit 38 Titeln deutsche Rekordchampion.

Entschieden wird über die fünf Rio-Tickets erst nach einer weiteren Qualifikation am 9. Juli in Frankfurt. Mit herausragenden Einzelleistungen empfahlen sich vor 2000 Zuschauern in Hamburg auch Nguyen (15,80) und Lukas Dauser (15,70) am Barren sowie Ivan Rittschik (Chemnitz/15,25) am Pauschenpferd für die Olympia-Riege. Nguyen stürzte allerdings beim Sprung und vergab damit seine Chance auf seinen zweiten Mehrkampftitel nach 2010. „Ich bin Risiko gegangen und habe einen Sprung versucht, der im Training noch nicht sicher ist. Aber bei Olympia muss er klappen“, meinte der Olympia-Zweite.

Für einen spektakulären Höhepunkt des ersten Tages sorgte Andreas Bretschneider, der seine überaus schwierigen Reckübung (Ausgangswert 7,3) trotz eines Wacklers durchturnte und nun möglicherweise am Sonntag eine Weltneuheit zeigen wird: Den von ihm selbst kreierten Doppelsalto mit zwei Schrauben in gestreckter Ausführung.