Hamburg. Der frühere Reckweltmeister Fabian Hambüchen will sich bei den deutschen Turnmeisterschaften in Hamburg für Olympia empfehlen.

Als Fabian Hambüchen am Freitagnachmittag nach seiner letzten Trainingsübung vom Podium in der Sporthalle Hamburg steigt, ist sein Arbeitstag noch nicht ganz beendet. Zwei junge Bewunderer würden die Begegnung gern noch auf einem Foto festhalten. Es kam ja noch nicht so häufig vor, dass Deutschlands Vorturner aus Wetzlar in der Hansestadt an den Geräten zu erleben war. Um genau zu sein: noch nie.

Hambüchen (28) posiert lächelnd, dann lässt er sich auf einen Klappstuhl in der ersten Reihe sinken, klopft sich das Magnesium von den Händen und atmet durch. Viel wird er wohl auch diesmal nicht sehen können von dem, was die Stadt außer der hübsch hergerichteten Sporthalle in Winterhude an Vorzügen noch zu bieten hat. „Aber ich freue mich riesig, einmal hier in der Gegend zu sein.“ Und für Sightseeing wird er künftig wohl genug Zeit haben.

Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) sollen sein letzter internationaler Wettkampf werden. Den Anlauf dorthin will Hambüchen am Wochenende nehmen. Aufgrund der Resultate in Hamburg und bei der zweiten Qualifikation in zwei Wochen in Frankfurt wird der Deutsche Turner-Bund dem Deutschen Olympischen Sportbund sein Aufgebot für Rio vorschlagen. Für Hambüchen wären es die vierten Spiele.

Seinen Mehrkampftitel wird er nach vier Jahren in Hamburg nicht verteidigen können. Drei Monate lang hat ihn eine Entzündung in der Schulter am Training gehindert, sein Oberkörper hat an Volumen eingebüßt. Seit drei Wochen ist er wieder fast beschwerdefrei, „aber die Zeit reichte nicht, um an allen sechs Geräten wieder einen hohen Leistungsstand zu erreichen. Ich bin schon froh, dass ich an drei Geräten antreten kann“. Hambüchen wird sich am Boden und am Sprung präsentieren, weil sie seiner Schulter am wenigsten zusetzen – und am Reck, auch wenn es wehtut. Das Gerät ist immer seine Domäne gewesen, am Reck hat er über Jahre die Maßstäbe gesetzt, ist er 2007 Weltmeister geworden, hat er bei Olympia 2008 Bronze und 2012 Silber gewonnen.

Fünf Männer dürfen nach Rio, pro Gerät müssen vier antreten

Inzwischen ist schon der nationale Titel, es wäre sein 39., keine Selbstverständlichkeit mehr. Andreas Bretschneider aus Chemnitz will in Hamburg einen neuen Super-Flieger zeigen, auch der Münchner Marcel Nguyen, Olympiazweiter im Mehrkampf und am Barren, gehört zur Weltklasse. Hambüchen schreckt das nicht: „Wer mich kennt, der weiß, dass ich hier nicht mit einem Pipi-Programm antrete.“ In Frankfurt, wo die besten zwölf Athleten der DM vorturnen dürfen, hofft er noch einmal den Schwierigkeitsgrad erhöhen zu können. Sollte ihm das gelingen, wird Bundestrainer Andreas Hirsch kaum auf ihn verzichten wollen. Fünf Männer darf er nominieren. Pro Gerät müssen allerdings vier von ihnen in der Qualifikation in Rio antreten.

Sollte es Fabian Hambüchen nicht schaffen, „dann hat die Zeit halt einfach nicht gereicht“. Er würde auch für Olympia in Hamburg nicht alles aufs Spiel setzen: „Ich will keine temporäre Aktion, nur damit ich noch einmal Olympia schaffe und die Schulter dann komplett im Eimer ist“.

Für die Gerätefinals am Sonntag (12 bis 16.30 Uhr) sind Karten der Kategorie 1 bereits ausverkauft. Für den Mehrkampf am Sonnabend (Männer 12.30 bis 15.15 Uhr, Frauen, 17.30 bis 19.45 Uhr) sind ausreichend Karten erhältlich. Sportdeutschland.tv überträgt alle Entscheidungen im Livestream.