London . Entsetzen in der Premier League nach dem Brexit: Verschärfte Arbeitserlaubnisse würden zahlreiche Fußballstars in England treffen.

„Verdammte Sch...!“, twitterte Englands früherer Fußball-Nationalspieler und heutige BBC-Sportreporter Gary Lineker spontan am Freitagmorgen. „Was haben wir getan? Ich schäme mich für meine Generation.“ Und Michael Owen, einer seiner Nachfolger im Team der Three Lions, meinte: „Ich habe nicht erwartet, mit diesen Nachrichten aufzuwachen.“

Das Entsetzen bei Englands Sportstars nach dem Brexit ist groß. Vor allem die Premier League, die reichste Fußballliga der Welt, fürchtet die Konsequenzen des Entscheids für den EU-Austritt. Ligaboss Richard Scudamore hatte deshalb zuvor betont, „leave“ (verlassen) sei mit der „Kultur der Offenheit“ der Premiership „unvereinbar“. Er befürchtet ohne die Stars vom europäischen Festland einen „milliardenschweren Imageschaden und einen weltweiten Ansehensverlust.“ Vergebens.

Denn wenn der „Brexit“ jetzt umgesetzt wird, können Profis aus der EU oder EWR-Staaten wie Norwegen nicht mehr ohne Weiteres Arbeitsverträge auf der Insel unterschrieben, wenn die seit 2015 geltenden Bestimmungen für den Erhalt einer Arbeitserlaubnis nicht aufgeweicht werden. Seitdem muss ein nicht-europäischer Profi einen gewissen Prozentsatz Länderspiele bestritten haben, wenn er auf die Insel wechseln will. Die Anzahl ist geringer, je höher das Land in der Weltrangliste platziert ist.

Englands TV-Vertrag weniger wert

Künftig werden auch die Stars vom Kontinent unter diese Regeln fallen. Die angesehene Spieleragentin Rachel Anderson meinte: „Die EU zu verlassen, hat einen viel größeren Effekt auf den Fußball, als die Leute denken.“

Wie groß, belegen Zahlen der BBC und des Guardian. Zwei Drittel der 160 EU- und EWR-Spieler der Premier League hätten nie dorthin wechseln dürfen, wenn zum Transferzeitpunkt auch für sie die verschärften Bestimmungen gegolten hätten. Laut BBC sind 332 aktuelle Profis aus den beiden ersten Ligen nicht spielberechtigt. Von 53 Europäern in der schottischen Premier League bekäme keiner eine Lizenz.

Weil das britische Pfund am Freitag abstürzte, ist plötzlich auch der tolle neue TV-Vertrag weniger wert. Und: Die 40 Millionen Euro, die West Ham für Michy Batshuayi von Olympique Marseille bot, sind über Nacht 34 statt 31 Millionen Pfund. Arsène Wenger behält recht: Der Spielermarkt, hatte der Manager des FC Arsenal gesagt, stünde nun „vor unangenehmen Fragen“.