Düsseldorf. Fußballreporter-Legende Manni Breuckmann wird 65 und sieht im aktuellen Ball-Business Licht und Schatten.

Eine Frage verbittet sich Manfred Breuckmann vorab: „Na, wie isset denn so als Rentner?“ Das könne er nicht mehr hören, auch wenn er seit 2011 tatsächlich offiziell Rentner ist. Nun wird Fußball-Kultreporter „Manni“ Breuckmann, bundesweit bekannt aus der ARD-Bundesligakonferenz, 65 Jahre alt (11. Juni).

Aber 36 Jahre Fußballreportagen lassen sich nicht abschütteln: „Holt die Antidepressiva raus, Fortuna Düsseldorf spielt.“ Auf Sätze wie diesen wird Breuckmann immer noch angesprochen, schließlich wohnt er in Düsseldorf. Richtig übel genommen habe ihm das aber keiner, sagt er der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Zum Job als Fußballreporter kam er über Umwege. Breuckmann ist Volljurist, hat im Bundespresseamt in Bonn gearbeitet, als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war, war 13 Jahre landespolitischer Korrespondent beim WDR, begleitete Johannes Rau nach Israel. 1972 kommentierte er sein erstes Fußballspiel: Es ist die Regionalliga-Partie Wattenscheid gegen Neuss. „Ich bin immer doppelgleisig gefahren.“ - längere Zeit werktags Landespolitik, am Wochenende Fußball.

"Public Viewings hasse ich"

Die kommende Fußball-Europameisterschaft wird er mit Freunden und Bekannten gucken, nicht im Getümmel: „Public Viewings hasse ich. Das ist die Invasion der Ahnungslosen. Das war schon bei der WM 2006 so. Da kreischen 16-Jährige: „Odonkor, süüüß.“ Ich will auch auf keine Fanmeile - ohne mich.“

Für die noch aktiven Ex-Kollegen hat Breuckmann, der in Datteln im nördlichen Ruhrgebiet geboren wurde und seit 1975 in Düsseldorf lebt, einen Rat: „Ich habe in den letzten Jahren zu viele Journalisten in Nationalmannschafts-Trikots gesehen. Das ist nicht die Verkleidung des Journalisten, tut mir leid.“

Kritisch sieht er auch das Phänomen RB Leipzig, dem Bundesligaaufsteiger: „Furchtbar, aber nur sehr bedingt aufzuhalten. Es ist schon ein Angriff auf die traditionelle Fußballkultur, wenn ein Club aufgekauft und zu Marketingzwecken umgestaltet wird.“

Keine Sorgen um die Bundesliga

Um die Bundesliga macht er sich aber keine Sorgen: „Der Bundesliga geht es gut. Die ist finanziell nahezu explodiert, und das, obwohl schon immer vorher feststeht, wer Deutscher Meister wird.“ Die Darmstädter hätten ihn beeindruckt und seit längerem der SC Freiburg: „Wie die mit einer Gelassenheit den ständigen Neuaufbau betreiben - das finde ich sehr schön.“

Dann verrät „Manni“, wie er vor 20 Jahren im Dortmunder Stadion an der Seitenlinie ohnmächtig geworden ist. Es war das letzte Spiel der Saison 1995/1996 gegen Freiburg, Borussia Dortmund war schon Deutscher Meister: „Das hat noch keiner geschrieben. Es war ein drückender Tag, ich hatte geraucht und Stress gehabt, mein Kreislauf war angeschlagen.“

Er steht also an der Seitenlinie neben seinem Reporterkollegen Werner Hansch, als der anfängt, „die Geschichte seiner Nierenstein-Zertrümmerung preiszugeben. Ich sag’ noch, „Werner hör’ auf“, geh ein paar Schritte zur Seite und sacke weg.“ Eine halbe Minute vielleicht sei er ohnmächtig gewesen. „Dann hab ich mich auf der Reservebank von Borussia Dortmund wiedergefunden und gesehen, wie meine Frau die Fotografen verscheucht.“

Sechs Fußball-Weltmeisterschaften und sechs Europameisterschaften hat er kommentiert: „Dabei zu sein bei den WMs habe ich echt genossen. Japan, USA, Mexiko - das waren echte Highlights.“

Einen Tiefpunkt gab es auch: „Ich hab mal den falschen ersten Torschützen der neuen Saison verkündet: Hennes Löhr. Der hatte sich aber beim Aufwärmen verletzt und mit gleicher Rückennummer war Holger Willmer aufgelaufen, was ich nicht wusste. Aber Löhr war dunkelhaarig und Willmer blond.“

Seinen Geburtstag am 11. Juni will er schwänzen: „Ich feiere nicht. Für mich ist das kein Einschnitt, kein besonderes Datum.“ Das ARD-Mikrofon hatte er dank Altersteilzeit bereits 2008 an den Nagel gehängt. „Wenn die Eckfahne irgendwann Nutella-Eckfahne heißt, höre ich auf“, hatte Manni Breuckmann einmal gedroht. So weit musste es dann doch nicht kommen.