Hamburg. Bei den Beachvolleyballturnieren am Rothenbaum ist der Eintritt wie immer frei. Brasilianer trainieren bereits in Hamburg.

    1890 Tonnen zweimal gesiebter Sand, Typ Nordheide, hellgelb, werden in diesen Tagen von der Großhansdorfer OAM Baustoffe GmbH aus einer Kiesgrube in Zarrentin (Mecklenburg-Vorpommern) zum Tennisstadion am Rothenbaum gekarrt. 121 Lastwagenfuhren sind nötig, damit von Freitag um 13 Uhr an auf dem Centre- und vier Außencourts zehn Tage lang Beachvolleyball auf höchstem Niveau gepritscht werden kann. Nie war der Aufwand größer. Doch die Anstrengungen lohnen sich: Bis Sonntag schlägt die nationale Elite zwischen Hansa- und Hallerstraße um 40.000 Euro Preisgeld auf, vom kommenden Dienstag an bis zum Sonntag, dem 12. Juni, erstmals in Hamburg auch die Weltelite. Dann stehen 800.000 US-Dollar bei Frauen und Männern auf dem Spiel, derzeit rund 718.000 Euro.

    Die Besten sind schon vor Ort. Am Montag trafen acht brasilianische Teams, vom Grand-Slam-Turnier aus Moskau kommend, mit weiteren Kollegen aus Übersee in Hamburg ein. Sie wollen sich am Olympiastützpunkt (OSP) in Dulsberg auf das Majorturnier in der nächsten Woche vorbereiten. Nirgendwo auf der Welt sind die Trainingsbedingungen besser als im High­tech-BeachCenter am Alten Teichweg. Das hat sich bis nach Rio, Acapulco und Long Beach herumgesprochen. Auf dem ersten der zehn Außenplätze liegt zudem Sand, der in seiner Zusammensetzung genau dem Gemisch an der Copacabana entspricht. Dort wird im August um olympisches Gold gebaggert.

    Markus Böckermann und Lars Flüggen vom am Rothenbaum ansässigen Club an der Alster hatten im vergangenen September eine Handvoll Körner aus Rio mitgebracht. Die wurden in einem Hamburger Labor analysiert, in der nötigen Menge aufbereitet und vor zwei Wochen am OSP aufgeschüttet. „Jeder Sand ist anders, härter oder weicher, man sackt mehr oder weniger ein. Frühzeitig das richtige Gefühl für den Untergrund zu entwickeln kann am Ende ein kleiner Vorteil sein“, sagt Laura Ludwig, 30, die mit ihrer Partnerin Kira Walkenhorst, 24, bereits für Olympia qualifiziert ist. Das HSV-Duo kehrt erst am Montag nach Hamburg zurück. In dieser Woche wollen die Europameisterinnen und Weltranglistendritten in Biel (Schweiz) ihren EM-Titel des Vorjahres verteidigen.

    Achter Standort in Hamburg

    Der Rothenbaum ist in Hamburg schon der achte Standort eines Beachvolleyballturniers. Weder auf dem Rathausmarkt, dem Heiligengeistfeld, an den Deichtorhallen, am Sandtorkai, am Kreuzfahrtterminal in der HafenCity, im Harburger Hafen oder wie im vergangenen Jahr auf der Moorweide am Dammtorbahnhof wurden die Strandspieler bislang sesshaft. Jetzt wird erstmals in Deutschland Beachvolleyball in einem bestehenden Stadion gespielt. Zuvor gab es das nur bei den Weltmeisterschaften 2011 im ehrwürdigen Sportstättenkomplex Foro Italico in Rom.

    Beachvolleyball – das ist für Zuschauer weiterhin Weltklasse zum Nulltarif. Traditionell wird bei Veranstaltungen kein Eintritt genommen – außer bei Olympischen Spielen. Alle Versuche, dies zu ändern, sind bislang an rapide rückläufigen Besucherzahlen gescheitert. Für Organisator Frank Mackerodt, 53, in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren 111-maliger Volleyballnationalspieler des HSV, geht die Rechnung dennoch auf. Die Gesamtkosten von etwa 2,5 Millionen Euro, rund 2,2 Millionen entfallen dabei auf das Majorturnier, tragen Sponsoren und die Stadt. Hamburg hatte im vergangenen Jahr im Zuge seiner Olympiabewerbung eine Ausfallbürgschaft von bis zu einer Million Euro garantiert.

    Das Turnier am Rothenbaum ist das letzte, dessen Resultate für die Olympia-Qualifikation zählen. Entsprechend groß dürfte die globale Aufmerksamkeit sein. Werden alle Verträge eingehalten, glaubt Mackerodt nur eine halbe Million Euro von der Stadt in Anspruch nehmen zu müssen. Das entspricht auch der Summe, die sich im Ausland Kommunen die Austragung von Beachvolleyballturnieren der weltweit höchsten Kategorie kosten lassen.

    Erst seit Anfang der 90er populär

    Als Beachvolleyball Anfang der 1990er-Jahre erstmals an deutschen Stränden als Event auftauchte, kannte kaum einer diese Variante des Hallenvolleyballs, die auf einem rechteckigen Feld, 16 Meter lang, acht Meter breit, zu zweit gespielt wird. „Wenn wir damals Eintritt genommen hätten, wäre wohl niemand erschienen“, sagt Mackerodt, der von Beginn an dabei ist. „95 Prozent des Publikums waren früher Leute, die zufällig vor Ort waren, der Rest waren Volleyballer. Dieses Verhältnis hat sich heute fast umgekehrt.“

    Eintritt zu nehmen käme ihm trotzdem nicht in den Sinn. „Der organisatorische Aufwand wäre groß, der zusätzliche Ertrag vermutlich überschaubar. Zudem würden wir bei geringem Zuspruch Kon­takte für unsere Sponsoren verlieren. Wir lassen es lieber so, wie es ist.“ Am Rothenbaum hofft Mackerodt in den nächsten zehn Tagen auf 60.000 bis 80.000 Zuschauer.