Beim Großen Preis von Monaco vergisst die Red-Bull-Box die richtigen Reifen. Rosberg mit technischen Problemen Siebter

    Lewis Hamilton sprang mit Anlauf in die Arme seiner jubelnden Mechaniker, dann warf er den Siegerpokal wieder und wieder in die Luft: Nachdem sich der Weltmeister in Monaco mit dem ersten Sieg seit sieben Monaten im Duell mit dem Stallrivalen Nico Rosberg zurückgemeldet hatte, kannte die Freude keine Grenzen.

    „Ich bin jetzt ziemlich sprachlos. Ich habe für einen Tag wie heute gebetet. Es hat lange gedauert, wieder zu gewinnen“, sagte der extrem erleichterte Hamilton nach zuletzt schweren Monaten mit vielen Rückschlägen: „Ich möchte meinem Team für dieses unglaubliche Auto danken.“

    Zweiter wurde der Australier Daniel Ricciardo, den ein schwerer Fehler seiner Boxencrew um den Sieg gebracht hat. Doch der Red-Bull-Pilot hatte Hamilton einen harten Kampf geliefert. „Daniel ist phänomenal gefahren, er ist einer der Besten, gegen die ich je angetreten bin“, lobte Hamilton.

    WM-Spitzenreiter Rosberg (Wiesbaden) musste sich mit dem siebten Rang begnügen, auf den letzten Metern fiel er noch hinter Nico Hülkenberg (Emmerich) im Force India zurück. „Ich dachte, es reicht noch, aber er hat mich auf der Zielgeraden ausbeschleunigt“, sagte Rosberg, der durch technische Probleme früh im Rennen zurückgefallen war: „Ich habe mich gefühlt wie auf rohen Eiern. Dann habe ich noch Zeit durch die Stopps verloren, und wenn man in Monaco einmal hinten hängt, dann war es das.“ Ferrari-Star Sebastian Vettel schaffte es hinter Sergio Perez (Mexiko) im Force India auf Platz vier.

    Der peinliche Fauxpas der Red-Bull-Boxencrew ermöglichte Hamilton endgültig den Sieg. Diese hatte beim zweiten Stopp nicht die richtigen Reifen für den lange Zeit führenden Ricciardo bereitstehen. „Ich wurde in die Box gerufen, sie hätten bereit sein müssen“, sagte er: „Ich war hier der Schnellste unter allen Bedingungen und bin trotzdem nur Zweiter. Das ist Mist, ich hatte viel Pech.“

    Hamilton nahm das Geschenk an und landete saisonübergreifend erstmals nach acht Rennen wieder vor Rosberg. In der Gesamtwertung führt Rosberg nach dem sechsten von 21 Saisonläufen mit 106 Punkten trotzdem noch vor dem dreimaligen Champion Hamilton (82), der vor dem nächsten Rennen in Kanada (12. Juni) allerdings auf 24 Zähler heranrückte. „Ich denke nicht die ganze Zeit an Nico. In der WM ist jetzt noch ein langer Weg zu gehen“, sagte Hamilton.

    Nachdem an der Mittelmeerküste wegen starken Regens erst nach sieben Runden hinter dem Safety Car gestartet wurde, zog Ricciardo schnell davon und baute seinen Vorsprung vor den Silberpfeilen auf mehr als zehn Sekunden aus. Überraschend kam das nicht, denn der 26-Jährige hatte seine starke Verfassung mit der Poleposition bereits angedeutet.

    Ricciardo kam entgegen, dass Rosberg aufgrund seiner Technikprobleme nicht folgen konnte. Seit 2013 hatte er dreimal in Serie im Fürstentum gewonnen, musste seinen deutlich schnelleren Dauerrivalen Hamilton auf Anweisung des Teams jedoch in Runde 16 vorbeiziehen lassen. Er verlor den Anschluss und hatte keine Chance auf seinen fünften Saisonsieg.

    Ricciardo hielt Hamilton zwar lange auf Abstand, doch in der Box verlor er schließlich ohne eigenes Verschulden die Führung. Als er auf Trockenreifen wechseln wollte, standen diese nicht bereit, Hamilton zog am Ausgang der Boxenausfahrt haarscharf vorbei.

    Anschließend entwickelte sich ein packendes Duell. Immer wieder attackierte Ricciardo, Hamilton hielt mit allen Mitteln dagegen. Beim vergangenen Rennen in Spanien war der dreimalige Weltmeister noch in der ersten Runde ausgeschieden, nachdem er mit Rosberg kollidiert und ins Kiesbett gerutscht war.

    Hamiltons erster Sieg seit Oktober 2015 war Balsam für seine Seele. Immer wieder hatte er zuletzt Pech oder technische Probleme. Auch am Sonnabend im Qualifying streikte sein Bolide, und Hamilton zeigte sich davon ex­trem genervt: „Das ist ja schon zur Normalität geworden.“ Als er rund 24 Stunden später jubelnd ins Ziel fuhr, war der Ärger jedoch vergessen.