Erstmals seit 2003 gewinnt der THW Kiel keinen Titel in einer Saison. Gegen den ungarischen Meister MVM Veszprem gab es ein 28:31.

Der erfolgsverwöhnte deutsche Rekordmeister THW Kiel beendet erstmals seit 13 Jahren eine Saison ohne Titel. Die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason unterlag beim Final Four der Champions League im Halbfinale dem ungarischen Meister MVM Veszprem in einem Handball-Krimi 28:31 (25:25, 15:12) nach Verlängerung und verspielte damit die Chance auf den vierten Triumph in der Königsklasse nach 2007, 2010 und 2012.

„Es war unnötig, dass es überhaupt zu einer Verlängerung gekommen ist“, sagte Gislason bei Sky. „Wir haben besonders im Angriff zu viele Fehler gemacht.“

Veszprem trifft im Endspiel am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) auf KS Vive Kielce. Der polnische Meister mit Europameister Tobias Reichmann hatte sich im Halbfinale überraschend mit 28:26 (16:16) gegen Topfavorit Paris St. Germain durchgesetzt. Kiel, das in Marko Vujin (acht Tore) seinen besten Werfer hatte, muss zuvor (15.15 Uhr/Sky) im Spiel um Platz drei gegen PSG ran.

Die in dieser Saison vom Verletzungspech geplagten Kieler zeigten von Beginn an viel Leidenschaft. Die Abwehr um den Mittelblock mit Patrick Wiencek und Ilija Brozovic ging aggressiv zur Sache und blockte immer wieder die Versuche des wurfgewaltigen Rückraums der Ungarn mit den Ex-Kielern Momir Ilic und Aron Palmarsson. Torhüter Niklas Landin parierte einige Würfe glänzend. Dadurch kam Kiel immer wieder zu Tempogegenstößen. Einen schloss Nationalspieler Wiencek zum 5:2 ab (7.).

Technische Fehler ermöglichten Veszprem einfache Gegenstoßtore

Lautstark angetrieben von zahlreichen Fans ließ sich Veszprem, das auf den verletzten Ex-Weltmeister Christian Zeitz verzichten musste, aber nicht aus der Ruhe bringen und glich zum 5:5 (10.) aus. Auch ohne Europameister Steffen Weinhold (Mittelhandbruch) blieb das Angriffsspiel des THW aber variabel, einige sehenswerte Anspiele an den Kreis wirbelten die Deckung der Ungarn auseinander. Vom 9:9 (22.) setzte sich der deutsche Meister daher bis zur Halbzeit auf drei Treffer ab.

Nach dem Wechsel kam ein Bruch ins Kieler Spiel. Technische Fehler ermöglichten Veszprem einfache Gegenstoßtore, zudem blieb der THW 8:20 Minuten ohne eigenen Torerfolg. Beim 15:17 (38.) nahm Gislason eine Auszeit und versuchte, beruhigend auf seine Spieler einzuwirken. Kiel kämpfte sich in der Folge zurück, auch wenn das THW-Spiel weiterhin fehlerhaft blieb. Landin hielt seine Mannschaft aber im Spiel, Domagoj Duvnjak glich zum 19:19 (47.) aus.

Es entwickelte sich eine packende Schlussphase. Vujin brachte die Zebras mit zwei Treffern in Führung (23:22/56.). Veszprem zeigte Nerven und verlor den Ball. Der bärenstarke Duvnjak traf 99 Sekunden vor dem Ende zum 25:23 und verwandelte die Kölner Arena in ein Tollhaus. Doch Veszprem schlug zurück. Nach einem Fehlwurf von Christian Dissinger glich Gaspar Marguc sechs Sekunden vor dem Ende aus und sorgte für die Verlängerung, in der die Ungarn das bessere Ende für sich hatten.

Im ersten Halbfinale hatte Kielce das Pariser Starensemble um Nikola Karabatic und Mikkel Hansen entzaubert. „Das ist unbeschreiblich. Wir haben nicht perfekt gespielt, aber mit viel Leidenschaft. Wir haben immer einen klaren Kopf behalten. Unsere Abwehr war der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Reichmann, der vier Treffer erzielte.

PSG halfen auch zehn Tore des ehemaligen Welthandballers Hansen nicht zum ersten Finaleinzug in der Königsklasse. „Wir sind enttäuscht. Es lag an Kleinigkeiten. Es war ein riesiger Kampf“, sagte Torhüter Thierry Omeyer.