Hamburg. Der Defensivspezialist hofft auf die Teilnahme an Olympia in Rio

    Überrascht war niemand, als Pilt Arnolds Studienabschluss bekannt wurde. 13,73 von 18 möglichen Punkten, das beste juristische Staatsexamen in ganz Berlin! Kein Wunder, sagten sie beim Uhlenhorster HC, wenn es einem zuzutrauen war, dann ihrem Teamkollegen. Zielstrebiger, disziplinierter und ehrgeiziger als der Abwehrallrounder ist niemand im Kader von Cheftrainer Kais al Saadi.

    Pilt Arnold lächelt, als er das Lob hört. Er selbst hätte sein Prädikatsexamen niemals erwähnt; Aufhebens um die eigene Person ist ihm unangenehm. Er ist kein Verkäufer des eigenen Tuns, sondern lässt Leistung für sich sprechen. Er spricht, wie er spielt: schnörkellos. „Ich bin keiner fürs Spektakel. Aber wenn ich eine Sache mache, will ich nicht nur mitschwimmen, sondern gut sein, nach Möglichkeit der Beste“, sagt er. Mit dem Studium hat das funktioniert, aber es ist ja längst nicht nur diese eine Sache, die sich der Hockey-Nationalspieler vorgenommen hat.

    Sein sportliches Traumziel sind die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August). 2012 war Arnold, der am Dienstag 28 Jahre alt wird, kurz vor den London-Spielen aus dem Kader gestrichen worden. Für einen mit derart hohen Ansprüchen an das eigene Tun war das eine herbe Enttäuschung, aus der er jedoch seine Lehren gezogen hat. „Ich hatte alles gegeben, und es hat doch nicht gereicht. Also musste ich etwas verändern“, sagt er.

    Die Veränderung bestand im vergangenen Sommer darin, dass der gebürtige Berliner seinen Heimatverein Berliner HC, dessen Trikot er 23 Jahre lang getragen hatte, in Richtung Hamburg verließ. Beim UHC wollte er „in einem Team spielen, das bis zum Ende um den Titel kämpft und mir im Trainings- und Spielbetrieb ein dauerhaft hohes Niveau bietet.“ Nach einer Saison mit Tiefen zum Start und Höhen in den vergangenen Wochen steht an diesem Sonntag (12 Uhr, Barmbeker Straße) mit dem Stadtderby beim Harvestehuder THC das „Endspiel“ um die Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Feldmeisterschaft in Mannheim (4./5. Juni) an. Ein Sieg, und der Viertplatzierte UHC hätte den punktgleichen Fünften Krefeld auf Distanz gehalten und sogar den Dritten HTHC (zwei Zähler Vorsprung) überflügelt.

    Pilt Arnold, der mit seiner Passqualität sowie der Ruhe und Übersicht im Spielaufbau viel zur neuen Defensivstabilität des UHC beigetragen hat, freut sich auf das Derby, dessen besondere Brisanz er auch als Zugereister längst verinnerlicht hat. Auch wenn Bundestrainer Valentin Altenburg seinen Olympiakader erst Anfang Juli bekannt gibt und Arnold um seinen Platz in der Außenverteidigung bis zuletzt wird kämpfen müssen, ist er sich schon jetzt sicher, dass der Wechsel die richtige Entscheidung war. „Ich bin menschlich und sportlich noch einmal gereift“, sagt er. Den „Uhlen“ zum ersehnten ersten Feldtitel zu verhelfen, den er 2012 mit dem BHC schon gewonnen hat, würde seinen Abstecher abrunden.

    Ob seine Zukunft in Hamburg oder in seiner Heimat Berlin liegt, ist ungeklärt

    Ob er in Hamburg, wo er nur für ein Jahr zugesagt hatte, bleibt oder nach Berlin zurückkehrt, ist noch unklar. Referendariatsplätze könnte er angesichts seines Abschlusses in beiden Städten bekommen. „Diesmal ist es eher eine private Entscheidung“, sagt er. Seine Freundin, die Eltern und die sechs jüngeren Geschwister leben in der Hauptstadt. „Aber Hamburg ist auch schön“, sagt Pilt Arnold, dessen Vorname aus dem Altgriechischen stammt und oft zu Irritationen führt, weil Menschen seinen Nachnamen mit dem Vornamen vertauschen.

    Gold in Brasilien zu gewinnen würde seinem Bekanntheitsgrad auf größere Sprünge helfen, keine Frage. Aber wenn es nicht klappt mit Olympia, dann wäre das für Pilt Arnold auch kein Makel, der die Karriere zerstören würde. „Man kann eben nicht überall der Beste sein“, sagt er. Versuchen jedoch sollte man es immer.