Hamburg. Der erste SSL City Grand Slam führt Topsegler in die Hansestadt. Sie hoffen auf ein Olympia-Comeback

    Zwei, drei Halsen habe er schon gebraucht am Sonntagabend, um sich auf der Außenalster wieder zurechtzufinden, erzählt Johannes Polgar. Den Olympiateilnehmer von 2008 hat es schon vor einigen Jahren aus Hamburg beruflich nach Bayern verschlagen. Und auch zuvor ist er für den Norddeutschen Regatta-Verein zwar auf den Weltmeeren gesegelt, aber eher selten vor der eigenen Clubhaustür.

    Auf der Alster war es aber, wo Polgar einst anlässlich des Erich-F.-Laeisz-Preises seine Leidenschaft für das Starboot entdeckte, in dem er mit Vorschoter Marcus Koy 2010 Europameister wurde. Insofern kann man schon von einem kleinen Heimvorteil für die beiden sprechen, wenn es von Dienstag bis Sonnabend um den Titel beim ersten SSL City Grand Slam geht.

    Der Wettbewerb ist eine Erfindung der Star Sailors League. Die Rennserie wurde vor drei Jahren von Top-Starseglern gegründet, die sich mit der Ausbootung der anspruchsvollen Kielbootklasse aus dem olympischen Programm nicht einfach abfinden wollten. Und wenn man die Meldeliste für die Premiere in Hamburg studiert, fällt auf: Das sind viele. Und sehr prominente.

    Neben Polgar/Koy sind ihre NRV-Kollegen Robert Stanjek/Frithjof Kleen am Start, die ihnen 2012 den deutschen Olympiastartplatz abjagten und 2014 Weltmeister wurden. Oder Torben Grael aus Brasilien, der zweimalige Olympiasieger. Oder der amtierende Europameister Xavier Rohart aus Frankreich, der Gründer der SSL. Oder Weltmeister Augie Diaz aus den USA. Oder, oder, oder. Sogar die NRV-Altstarsegler geben sich die Ehre: Achim Griese, 63, der Olympiazweite von 1984, und der zweimalige Weltmeister Alexander Hagen, 61.

    Insgesamt 92 Teams aus 20 Nationen stehen auf der Startliste. In dieser Hinsicht hat Hamburg bereits Maßstäbe gesetzt. Beim Lake Grand Slam im September in der Schweiz waren 68 Boote vertreten. Der Zuwachs ist ganz im Sinne von SSL-Initiator Rohart: „Die Idee ist, dass Profis und Hobbysegler gemeinsam starten.“ Bis 2020 soll die Serie um zwei auf vier Events wachsen: einen Breeze Grand Slam in einem windigen Revier sowie einen Bay Grand Slam an einer Meeresbucht.

    Bereits seit drei Jahren etabliert ist das Saisonfinale im Dezember in Nassau (Bahamas). Hierzu werden die besten zehn Teams der SSL-Rangliste eingeladen, wobei die Grand Slams sogar höher gewertet werden als Welt- und Europameisterschaft. Aber nicht nur Weltranglistenpunkte gibt es auf der Alster zu gewinnen. 100.000 Schweizer Franken Preisgeld sind ausgelobt, knapp 91.000 Euro. Gesegelt wird bis Freitag in drei Flotten à 30 Booten. Nur die besten zehn erreichen die Finalrunde am Sonnabend, für die der K.-o.-Modus gilt. Ein Livestream wird auf www.virtualregatta.com angeboten.

    „Auf dem engen Kurs mit so vielen Manövern – das ist wie Blitzschach“, sagt Stanjek. Auch der frühere Weltmeister wünscht sich, dass die Stare noch einmal ins olympische Programm zurückkehren – schon 1976 musste die Klasse aussetzen, ehe sie 1980 in Moskau ein Comeback erlebte. Was hoffen lässt: Der Weltverband Isaf ist bei der SSL als Partner mit an Bord. „Das Starboot war immer ein Sammelbecken für Topsegler, die aus anderen Klassen kamen“, sagt Polgar. Auch Philipp Buhl hat schon Interesse an der SSL angemeldet. Der Bayer hat gerade beim Weltcup in Frankreich gewonnen – in der Laserklasse.