Hamburg. Nicola Scharlau ist für die Uhlenhorster Hockeydamen dank ihrer Erfahrung aus sieben Finals in Serie und drei Meistertiteln eine Konstante

    Leistungssportler schauen nicht gern zurück. Sie denken lieber an das kommende Spiel, das neue Ziel, die nächste Titelchance. Nicola Scharlau weiß das – und scheut doch den Rückblick nicht. Gerade in Tagen wie diesen, in denen die Bundesliga-Hockeydamen des Tabellendritten Uhlenhorster HC nach der 0:1-Niederlage in München und einem schwachen 1:1 beim Abstiegskandidaten Lichterfelde in den Heimspielen gegen die Topteams Düsseldorfer HC (Sa., 16.30 Uhr) und Rot-Weiß Köln (So., 13 Uhr, jeweils Wesselblek) wieder um die Endrundenteilnahme kämpfen müssen, ist die Besinnung auf Gewesenes wohltuend.

    Kaum einer kann die Leistungen des amtierenden Feldmeisters besser in Perspektive setzen als Nicola Scharlau. Die 28-Jährige ist neben Spielführerin Janne Müller-Wieland die einzige Akteurin im Team von Cheftrainer Claas Henkel, die seit dem Aufstieg 2006 im Kader steht. Und nicht nur das: Dank ihrer Konstanz hat sich die studierte Betriebswirtschaftlerin, die im Druckunternehmen ihres Vaters als kaufmännische Leiterin arbeitet, in jeder Phase durchgesetzt. Angesichts der enormen Qualität, die sich über die Jahre bei den „Uhlen“ entwickelt hat, ist das eine große Leistung. Die Ruhe und Übersicht im Spielaufbau und ihre Gabe, ihr Level in nahezu jeder Partie zu halten, haben Nicola Scharlau zu einem unverzichtbaren Element im UHC-Erfolgssystem gemacht. „Weil sie nicht im Nationalteam spielt, wird Nico manchmal unterschätzt. Aber sie ist enorm wichtig für uns“, sagt Henkel.

    2009, als der UHC zum ersten Mal nach dem Aufstieg in einem Feldmeisterschaftsfinale stand – und es überraschend gewann –, „da waren wir noch ein Karnevalsverein, haben uns mit Kleinigkeiten zufrieden gegeben“, erinnert sich Scharlau an die Anfangsphase der Professionalisierung. „Damals hatten wir mit Janne eine einzige Spielerin, die für die Nationalmannschaft überhaupt infrage gekommen wäre. Heute sind es acht, die im Olympiakader stehen. Daran sieht man am besten, was sich hier entwickelt hat.“

    Vor allem die Einstellung, mit der trainiert und gespielt werde, habe sich verändert innerhalb der vergangenen zehn Jahre. „Damals hatten wir maximal eine Athletikeinheit pro Woche, heute sind es drei. Alles wird heute auf Video analysiert. Damenhockey ist auf unserem Niveau absoluter Leistungssport geworden“, sagt sie, und es gefällt ihr. Gefragt ist die gebürtige Hamburgerin, deren Charakter („eher rational als emotional“) sich in ihrer Spielweise widerspiegelt, vor allem im Trainingsbetrieb. Wenn die Nationalspielerinnen wegen Lehrgängen im UHC-Training fehlen, sind die Erfahrenen gefragt, um die Jungen mitzuziehen und die Qualität hochzuhalten.

    Außerdem kann sie in Schwächephasen beruhigend einwirken. „Wenn es drauf ankommt, dann sind wir da, und das wird auch in dieser Saison wieder so sein.“ Sieben Endspielteilnahmen auf dem Feld in Serie untermauern diese Aussage, immerhin dreimal – 2009, 2011 und 2015 – reichte es zum Titel. Die beste UHC-Mannschaft, in der sie je gespielt habe, sei die der Saison 2011/12 gewesen. „Dass wir da ohne Titel geblieben sind, begreife ich bis heute nicht.“ Die 0:1-Finalniederlage gegen Rot-Weiß Köln war die größte Enttäuschung ihrer Karriere, „weil es die einzige Niederlage ist, von der ich sage, dass sie total unverdient war“.

    Woher der Hunger kommt, sich trotz dreier Titel und sieben Endspielen in Serie noch motivieren zu können? Ganz einfach: Weil es weiter Ziele gibt. Den Titel erfolgreich verteidigen, zum Beispiel in diesem Jahr bei der Endrunde in Mannheim (4./5. Juni). Der Blick nach vorn, er macht Nicola Scharlau doch noch mehr Spaß.