Hamburg. Wegen der Personalnot steht der Kroate beim Spiel in Mainz erstmals in diesem Jahr im HSV-Kader. Wiedersehen mit Soto

    Es war der Moment für die Jüngsten beim HSV. Rund 50 Kinder kamen am Donnerstagnachmittag in den Medienraum des Volksparkstadions. Im Rahmen des kids day durften die Schüler HSV-Trainer Bruno Labbadia mit Fragen löchern. Und neben der Anzahl seiner Geschwister (acht), seinem Lieblingsberuf (Trainer) und seinem Tagesablauf (7 – 19 Uhr) erfuhren die Kinder auch, dass am Sonnabend beim HSV wieder der Moment für den Ältesten kommen wird. Überraschenderweise steht Ivica Olic beim Spiel in Mainz (15.30 Uhr) wieder im Kader der Hamburger. Zum ersten Mal in diesem Jahr. „Wir werden Ivi mitnehmen“, verriet Labbadia zwei Tage vor dem Spiel.

    Bei genauerem Hinsehen ist das Kader-Comeback des 36-Jährigen allerdings keine große Überraschung. Denn neben den gesperrten Pierre-Michel Lasogga und Michael Gregoritsch sowie dem verletzten Nicolai Müller droht in der HSV-Offensive auch noch der Ausfall von Ivo Ilicevic. Der Linksaußen konnte am Donnerstag wegen seiner Knieprobleme nur eingeschränkt trainieren. Eine sonderlich große Auswahl an Angreifern bleibt Labbadia somit nicht, da auch Youngster Finn Porath wegen eines Kahnbeibruchs in der Hand für den Rest der Saison ausfällt. Der 19-Jährige soll an diesem Freitag operiert werden

    Und so darf sich Olic sogar Hoffnungen machen, doch noch sein Abschiedsspiel beim HSV zu bekommen. Daran hatte der Kroate nach einer verkorksten Saison selbst nicht mehr geglaubt. Zu Beginn nur Ersatz, dann gefrustet und wechselwillig, in der Rückrunde nicht mehr gebraucht und schließlich auch noch verletzt. Nach einem Faszienriss im Oberschenkel sah es so aus, als würde der Fanliebling nie mehr für den HSV spielen. Doch Olic erholte sich schneller als gedacht. „Dass er das geschafft hat, liegt daran, dass er Vollgas gegeben hat. Die Prognosen waren anders“, sagte Labbadia am Donnerstag. Olic selbst sagte schon zu Wochenbeginn nach seiner erst dritten Einheit: „Ich fühle mich schon wieder bei 100 Prozent.“

    Ein Kurzeinsatz in Mainz wäre zumindest das etwas versöhnliche Ende eines Jahres, das für Olic nicht schlechter hätte laufen können. Dabei ist es noch nicht einmal ein Jahr her, dass der Stürmer noch zur Stammformation des HSV zählte. Am 31. Spieltag der Vorsaison trug Olic beim Spiel in Mainz im linken Mittelfeld dazu bei, dass der HSV mit 2:1 gewann und in letzter Minute drei Punkte holte, die dem Verein das Überleben in der Liga sicherten. „Das war ein Moment, an den ich mich gerne erinnere. Wir haben einen Fight abgeliefert und hatten mit dem späten Tor von Gojko Kacar das glücklichere Ende“, sagt Labbadia rückblickend.

    Es war ein Nachmittag, der für einen Mainzer Spieler tragisch enden sollte. Elkin Soto zog sich bei einer Aktion gegen Rafael van der Vaart eine der schwersten Verletzungen zu, die es in den vergangenen Jahren im Profifußball gegeben hat. Bei einem unglücklichen Tritt durch die Beine des Niederländers renkte sich der Kolumbianer das Kniegelenk vollständig aus und riss sich dabei das vordere Kreuzband, das Innenband und den Meniskus. Von einem vorzeitigen Karriereende des heute 35-Jährigen gingen sogar die Mediziner aus. Der Mainzer Manager Christian Heidel verlängerte den auslaufenden Vertrag mit Soto dennoch um ein Jahr. Nun ist der Mittelfeldspieler tatsächlich wieder in das Mannschaftstraining zurückkehrt.

    Am Donnerstag sprach Soto erstmals über seine schwere Zeit. „Die Verletzung ist gut verheilt. Ich bin total glücklich, wieder dabei zu sein. Ich hatte nie vor, das Handtuch zu werfen. Wichtig war mein positives Denken und die Unterstützung der ganzen Mainz-05-Familie“, sagte Soto. Auch Bruno Labbadia, der die Szene vor einem Jahr aus nächster Nähe beobachtet hatte, freut sich für den Mainzer. „Mir tat es sehr weh für ihn, umso mehr freue ich mich über sein Comeback“, sagte Labbadia. „Er ist ein außergewöhnlich guter Spieler, und ich hoffe, dass wir ihn in Mainz sehen.“

    Im Kader wird Soto im Gegensatz zu Olic zwar noch nicht stehen. Die Wahrscheinlichkait ist aber hoch, dass beide Oldies in ihren Vereinen in dieser Saison nochmal zum Einsatz kommen. Und damit hatte vor wenigen Wochen noch wirklich niemand gerechnet.