Hamburg. Auf der Elbe finden von April bis November 25 Regatten statt. An diesem Wochenende starten die Laserjollen auf dem Mühlenberger Loch.

Am Sonnabend wird wieder viel Gedränge am Strandweg in Blankenese herrschen, wenn die Segler ihre Boote am Slip des Jollenhafens unterhalb von Baurs Park zu Wasser lassen. Das ist bei den gut vier Meter langen Laserjollen nicht viel Aufwand, für die Sportler fängt die eigentliche Herausforderung erst ab 10.30 Uhr auf dem kurz MüLo genannten Mühlenberger Loch an, wenn das Starthorn für den Laser-Pfahlewer-Cup des Blankeneser Segel-Clubs (BSC) ertönt.

Nur wenige Hamburger dürften wissen, dass die Unterelbe ab dem Frühjahr trotz der viel befahrenen Seeschifffahrtsstraße zur Segelarena mutiert. Dabei ist Organisation alles. Im MüLo „bleibt nur ein Zeitfenster von drei Stunden für das Segeln“, erklärt Regattaobmann Philip Nann. Sonst wird es für die Jollen zu flach. Wettfahren zu planen bedeutet, sich nach dem Tidekalender zu richten. Aber der steht ja schon zwei Jahre im Voraus fest.

Herausforderung für unerfahrene Segler

Besonders für eher unerfahrene Elbesegler, die ansonsten nur auf Binnengewässern unterwegs sind, sind diese Regatten eine Herausforderung. Sie müssen sich oft erst daran gewöhnen, mit dem Tidegewässer der Elbe umzugehen. Schon oft hat auf- oder ablaufendes Wasser einen gut geplanten Start verdorben und einzelne Boote vorzeitig über die Startlinie gedrückt. Was Strafpunkte zur Folge hat. Andere Segler schätzen die Wasserfläche vor Blankenese allerdings gerade wegen dieser Verhältnisse. Denn dort können sie Erfahrungen für diejenigen internationalen Regatten sammeln, die ebenfalls auf Tidegewässern ausgetragen werden.

Vor 100 Jahren, kurz nach der Gründung des Blankeneser Segel-Clubs, waren Regatten auf der Elbe nicht nur ein sportliches, sondern auch gesellschaftliches Ereignis. Regelmäßig fuhr ein Begleitdampfer mit, der mehr als 100 Schlachtenbummler an Bord hatte. An den Zielorten, so steht es in alten Aufzeichnungen, wurde dann „großartig getafelt“.

Heute finden die Segelwettkämpfe fast ohne Zuschauer statt. Wie sportlich Segler an den Wendetonnen um gute Plätze kämpfen, ist nur zu sehen, wenn man mit einem Boot unmittelbar in der Nähe läge. Aber da würden sie nur stören. Und am Ufer zu stehen und die Segler nur aus der Entfernung beobachten zu können ist eben nur mäßig spannend.

Zahlreiche Wettbewerbe im Sommer

Dabei ist das Angebot enorm, nicht nur im Mühlenberger Loch. 17 Clubs entlang der Elbe zwischen Altona und Brunsbüttel führen 25 Regatten durch. Eine der beliebtesten und anspruchsvollen ist diejenige um das Blaue Band der Niederelbe (24.–26. Juni). Sie ist für Kielyachten, Kielschwertyachten, Jollenkreuzer, Kielboote und Jollen ausgeschrieben und wird vom Segel-Club Unterelbe durchgeführt. Eine der Regatten mit der traditionell höchsten Beteiligung ist in jedem Jahr der Senatspreis am 24. September, für den der Akademische Segler-Verein Hamburg und der Blankeneser Segel-Club verantwortlich zeichnen.

Vor dem Wedeler Yachthafen startet jeweils im September die Pagensand-Regatta, die vom Segel-Club Oevelgönne ausgeschrieben wird. Sie führt von Wedel bis zur Elbinsel Pagensand und zurück und ist für Kielyachten, Jollenkreuzer, Schwertjollen, offene Kielboote und Jugendwanderkutter ausgeschrieben. Mitte November endet die Segelsaison auf der Elbe mit der Regatta „Letzte Helden“, zu der der Blankeneser Segel-Club einlädt.

Für die veranstaltenden Segelclubs sind die Wettfahrten mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Dazu gehören Begleitboote, die für die Sicherheit der Segler sorgen müssen und als Streckenposten auf die Einhaltung der Regeln achten. Hinzu kommen die Startteams für das Setzen von Signalflaggen, Zeitnahmen und zum Führen der Protokolle. „Innerhalb des Blankeneser Segel-Clubs gibt es rund 80 Mitglieder, die sich immer wieder abwechselnd dafür bereitfinden. Selbstverständlich ehrenamtlich“, sagt BSC-Regattaobmann Philip Nann.

Der Segelsport auf der Elbe bringt auch sportliche Hochleistungen hervor. Mit Marc-Daniel Mählmann, Bjoern Athmer, Julian Hampe und Claas Lehmann stellt der BSC eine Mannschaft, die am 27./28. April auf dem Starnberger See in der Relegation um einen Startplatz in der Bundesliga segelt. Bereits qualifiziert für die „erstklassigen“ Wettfahrten ist der Norddeutsche Regatta-Verein, Meister der Jahre 2013 und 2014. Wenn die Liga Ende Oktober in Hamburg ihr Finale austrägt, wird allerdings nicht auf der Elbe gesegelt, sondern auf der Außenalster. Mehr Zuschauer dürften da garantiert sein.

Startzeiten des Laser-Pfahlewer-Cups: Sonnabend, ab 10.30 Uhr, Sonntag ab 12 Uhr. Zuschauer können die Regatten vom Strandweg und dem Blankeneser Fähranleger aus verfolgen. Es empfiehlt sich aber, ein Fernglas mitzunehmen. Denn der Dreieckskurs ist südlich des Fahrwassers ausgelegt.