Hamburg. Jugendlauf über 4219,5 Meter ist längst ausgebucht – 120 Kinder der Meiendorfer Grundschule am Start

11:38 Minuten. Die Rekordzeit beim Zehntel-Marathon. Aufgestellt hat sie ein gewisser Arne Gabius. 1997 gewann Deutschlands heute schnellster Marathoni den Jugendlauf in Hamburg. Am Sonnabendmittag findet das Rennen um die Messehallen zum 20. Mal statt. Für Tausende Kinder geht es um Erfolge und Bestzeiten. Aber das ist nicht alles.

Am Freitagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein sind die meisten Kinder froh, der Schule den Rücken zudrehen zu können. Umso erstaunlicher ist der Anblick in der Grundschule Islandstraße in Meiendorf. Dutzende Schüler umrunden das Gebäude im Laufschritt. Einige schneller, andere langsamer. Jeder wählt das Tempo nach seinen Ansprüchen. „Die Einheiten sind freiwillig“, betont Martin Schulz, Sportkoordinator und Lehrer, „die Kinder kommen gerne, auch freitags.“ Kein Wunder, denn die Nachwuchsläufer haben ein Ziel vor Augen: Das Zehntel – der Kinder- und Jugendlauf am Tag vor dem Haspa-Marathon.

Seit Februar trainieren die Schüler der sportbetonten Grund- und benachbarten Stadtteilschule zweimal in der Woche in lockerer Atmosphäre. „Schulzi“, wie Martin Schulz von allen genannt wird, hat, seine Tasche voll mit Handys, Schlüsseln und Schmuck­accessoires. „Zwölfmal 55er“, gibt der 42-Jährige das Tempo vor. Die Schüler wissen, was das heißt: zwölf Runden in jeweils 55 Sekunden. Wer es nicht zum Training schafft, für den hängen die Pläne im Schulgebäude aus. Einige treffen sich zusätzlich am Wochenende, die Eltern teilen sich die Aufsicht.

Wenn man sich die Schüler anschaut, könnte man unter ihnen Profis vermuten. Zumindest was die Ausrüstung angeht. Tobias, 10, trägt atmungsaktives Shirt und enge Läuferhosen der gängigen Ausstatter. Damit ist er nicht allein. Dazu ganz wichtig: die richtigen Laufschuhe. „Ohne die würden sich die Kinder früh ihr Arbeitswerkzeug kaputt machen – die Füße“, weiß Schulz.

Zum elften Mal wird die Grundschule beim Zehntel-Marathon starten. Was damals mit 27 Kindern begann, hat sich auf heute über 120 Teilnehmer aus der Islandstraße ausgebreitet. Bei 300 Schülern insgesamt ein guter Schnitt für die sportbetonte Schule.

Die Teilnahmeplätze der Jubiläumsausgabe sind längst ausgebucht. Am Sonnabend werden 4000 Grundschüler und 3000 Jugendliche die 4219,5 Meter, ein Zehntel des Marathons, in Angriff nehmen. Unter ihnen wird Justine, 14, sein, die zum siebten Mal startet. Während des Laufs könne sie einfach alles andere vergessen, schwärmt sie. Die Teamwertung steht für sie im Vordergrund. Alle sollen ins Ziel kommen. Übersehen kann Justine ihre Teammitglieder nur schwer. Neongelbe Shirts sind bei Wettkämpfen zur Uniform der Islandläufer geworden.

„Die anderen Schulen stöhnen schon. Da sind sie wieder, die Gelben von der Islandstraße“, berichtet Lehrer Schulz. Eine so hohe Laufbereitschaft wie an der Islandstraße ist eben einzigartig. Dennoch übersteigt die Nachfrage nach Startplätzen Jahr für Jahr die Kapazitäten des Laufs.