Hamburg. Als es im Hammonia-Duell zwischen HSV III und Teutonia 05 zu mutmaßlichen rassistischen Beleidigungen kommt, eskaliert die Situation.

Sie waren Vorbilder. „Teutonias Mannschaft hat sich toll verhalten. Sie wollten weiterspielen“, lobte Mike Treede, Co-Trainer von Pinneberg II, die Spieler des Landesligisten FC Teutonia 05. Trotz eines 0:1-Rückstandes fanden Teutonias Akteure den Abbruch der Partie in Pinneberg zur Pause unverhältnismäßig. Ihnen erschien der Platz – anders als Schiedsrichter Thore Holst – weiterhin bespielbar. Punkte am grünen Tisch? Waren kein Thema! „Wir wollten das auf dem Feld regeln“, sagte Teutonias spielender Liga-Obmann Zoran Pecelj.

Jetzt, nur eine Woche später, steht Teutonia 05 auf unliebsame Weise im Zen­trum der Aufmerksamkeit des Hamburger Amateurfußballs. Gemeinsam mit dem HSV III, auf dessen Platz an der Ulzburger Straße die Begegnung der beiden Teams in der Landesliga Hammonia beim Stand von 3:0 für die Gastgeber – HSV-Spieler Sören Ostermann traf dreimal – aufgrund einer Schlägerei zwischen Teutonia-Spielern und HSV-Fans von Schiedsrichter Thomas Bauer (Rahlstedter SC) in der 66. Minute abgebrochen wurde.

Der Nigerianer Jefferson N., 20, war im Anschluss an seine Auswechslung mit Fans des HSV III aneinandergeraten. Die verbale Auseinandersetzung wurde handgreiflich, einige Teutonia-Spieler eilten zum Tatort. In der Nähe des Bierstandes ging es ans Eingemachte. Schockierendste Szene: Ein Teutone trat auf einen wehrlos am Boden liegenden HSV-Fan ein. Die Eskalation dauerte zwei Minuten, bevor der Ordnungsdienst die Lager trennen konnte.


Als Auslöser der Eskalation sahen sich Teutonias Akteure nicht. Sie positionierten sich klar auf Facebook – und warfen den Fans des HSV III rassistische Entgleisungen vor. „Was labert ihr für ’ne Scheiße? Wir haben angefangen? Drecks Rassismus!!!“, postete Frank Saaba. Die Beleidigung „Scheiß Neger“ sei gefallen, auch seien die HSV-III-Anhänger handgreiflich geworden. Stürmer Pascal Pietsch warf den Anhängern der Gastgeber eine geplante Aktion vor, prangerte die Beleidigung „von zwei farbigen Spielern“ an.

Teutonias Vorstand eilte seinen Spielern in einer offiziellen Erklärung zu Hilfe. Der Vorsitzende Diddo Ramm verurteilte in den Medien zwar die Gewalt seiner Spieler, im offiziellen Vereinsstatement des Vorstandes findet sich dazu jedoch kein Wort. „Alkoholisierte HSV-Anhänger haben unsere dunkelhäutigen Spieler rassistisch angegriffen und beleidigt. Die Mannschaft ist daraufhin ihrem Spieler zu Hilfe gekommen“, so die Erklärung.

HSV-Trainer: Anhänger sind eher links


Diese Darstellung der Ereignisse wollte der HSV nicht auf sich sitzen lassen. Trainer Felix Karch, von Beruf Polizist, bezeichnete die eigene Anhängerschaft als „politisch eher links“. Der Rassismusvorwurf sei „abwegig“ und diene für Teutonia 05 dazu, „das eigene Verhalten zu verharmlosen“. Auf das Statement des Teutonia-Vorstandes reagierte der HSV III mit einer offiziellen Erklärung, in der Teutonias mangelnde Selbstkritik bemängelt wird. Darin heißt es zudem: „Wir haben den gesamten Ablauf auf Video und darüber sind wir sehr froh, weil wir uns nichts vorwerfen lassen können. Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen! Am Ende könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass wir für den Abbruch verantwortlich gemacht werden­ ...“

HSV will Video beim HFV einreichen

Das Video des Vorfalls will der Verein dem Hamburger Fußball-Verband (HFV) für die sportrechtlichen und der Hamburger Polizei für die strafrechtlichen Ermittlungen zukommen lassen. Auch Zivilklagen sind wahrscheinlich. Wesentlich für das Sportgericht, welches in erster Instanz für den HFV über den Fall zu urteilen hat, wird der Spielbericht von Schiedsrichter Thomas Bauer sein. Nach Abendblatt-Informationen hat Bauer nichts von rassistischen Verbalattacken der HSV-Fans bemerkt.

Die Anhänger des Clubs mit der Raute stehen trotzdem nicht im besten Licht beim Sportgericht da. Bereits öfter wurden sie auffällig. Kürzlich schloss das Sportgericht den HSV III vom Amateurpokal der Reservemannschaften (Holsten-Pokal) aus, als Konsequenz der Auseinandersetzungen der Fanlager im Pokalspiel bei Sternschanze II am 19. Dezember (Abendblatt berichtete). Nach Abendblatt-Informationen bestätigte zudem ein HSV-Fan die rassistischen Sprüche. Ein direkter Kontakt mit ihm war bis Redaktionsschluss nicht möglich. Ob er beim Sportgericht aussagt, ist ungewiss.