Braunlage. Der Ex-Boxweltmeister bereitet sich in Braunlage auf sein Comeback am 27. Februar vor

Vom Dachgarten-Restaurant des Maritim-Berghotels in Braunlage ist das dichte Schneetreiben, das den 971 Meter hohen Wurmberg unter einer dichten weißen Decke begraben hat, besonders schön zu beobachten. Doch Marco Huck hat dafür keinen Blick, immerhin ist er nicht in den Harz gereist, um einen Winterurlaub zu genießen. Der 31-Jährige schuftet seit dem 27. Dezember in der Abgeschiedenheit des 6000-Einwohner-Städtchens für sein Comeback im Boxring, denn am 27. Februar steht im Gerry-Weber-Stadion im westfälischen Halle nicht weniger auf dem Spiel als die Karriere des langjährigen WBO-Weltmeisters im Cruisergewicht.

Nachdem Huck im August 2015 in Newark (USA) gegen den Polen Krzysztof Glowacki seinen Titel durch K. o. in Runde elf verloren und damit seinen ersten Kampf in Eigenregie nach der Loslösung vom Berliner Sauerland-Stall in den Sand gesetzt hatte, hat er alles auf Anfang gestellt. „Huck reloaded“, so lautet das Kampfmotto, wenn er gegen den unter britischer Flagge boxenden Nigerianer Ola Afolabi antritt. Es ist bereits das vierte Duell mit dem 35-Jährigen, zwei Punktsiege und ein Remis stehen für Huck zu Buche.

„Ich habe einen Neuanfang gestartet. Alles, was war, habe ich hinter mir gelassen“, sagte Huck am Mittwochmittag in einem Pressegespräch. Tatsächlich ist vieles anders im Umfeld des gebürtigen Serben. Sein neuer TV-Partner ist RTL, Wladimir Klitschko und dessen Promotionfirma KMG beraten Huck. Die wichtigste Änderung hat er allerdings auf der Trainerposition vollzogen. Nach der Enttäuschung mit US-Trainer Don House, der ihn nach der Trennung von Ulli Wegner auf den Glowacki-Kampf vorbereitete, hat er mit Conni Mittermeier nun einen erfahrenen Mann an seiner Seite.

Der 54-Jährige arbeitete von 2004 bis 2009 für den Hamburger Profistall Universum und ist seitdem wieder als freiberuflicher Coach in seiner Heimat Stuttgart tätig. Mit einem knallharten Fitnessprogramm in den schwäbischen Weinbergen brachte er Huck zunächst drei Wochen lang athletisch in Form, ehe es in den Harz ging. Mittermeier, der die drei vorangegangenen Kämpfe gegen Afolabi täglich auf Video studiert, ist überzeugt: „Wenn Marco seinen Kopf in Einklang mit seiner gewaltigen Energie bringt, dann wird er den vierten Kampf klar gewinnen.“

Im Sparring am Mittwochnachmittag in einer für den Exweltmeister umfunktionierten Sporthalle im Braunlager Stadtzentrum hinterlässt Huck einen fahrigen Eindruck. 100 Trainingsrunden wird er absolviert haben, wenn die Vorbereitung am 20. Februar abgeschlossen ist. Eine Woche später muss sich dann zeigen, ob die Neuerfindung gelungen ist – oder beendet, bevor sie richtig begonnen hat.