Hamburg. Bei Greuther Fürth braucht das Team die richtige Balance zwischen Angriff und Verteidigung

Die altbekannte Theaterweisheit, dass eine verpatzte Generalprobe eine gelungene Premiere zur Folge hat, hatte in den vergangenen Tagen auch beim FC St. Pauli wieder Konjunktur. Das 2:4 am vergangenen Sonnabend gegen das dänische Spitzenteam Aalborg BK war schließlich nicht nur vom Ergebnis her ein ziemlich missratener letzter Test vor dem Wiederbeginn der Zweiten Liga an diesem Wochenende, bei dem für St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr) das Auswärtsspiel beim Tabellenzehnten SpVgg. Greuther Fürth ansteht.

Auf jeden Fall hatte die Niederlage, die trotz einer bis dahin verdienten 2:0-Führung zustande kam, zur Folge, dass eine nach den zuvor recht erfolgreichen und ansprechenden Testspielen womöglich auflebende Selbstzufriedenheit gleich wieder erstickt wurde. Trainer Ewald Lienen und seinen Spielern wurden von den Dänen deutliche Defizite im Defensivverhalten aufgezeigt. Dabei hatte sich dies seit Lienens Amtsantritt vor knapp 14 Monaten zu einer Stärke der Kiezkicker entwickelt und war ausschlaggebend für den mühsam erkämpften Klassenverbleib sowie den sehr guten Start in die aktuelle Saison, von der das Team bis jetzt zehrt.

Trainer Lienen berichtet, dass das Team den „Reset-Knopf“ gedrückt habe

Um die nächste Stufe bei der Weiterentwicklung der Mannschaft zu erreichen, hatte Trainer Lienen insbesondere im Trainingslager in Belek schwerpunktmäßig Offensivvarianten trainieren lassen. Vor allem beim 5:0 im Testspiel gegen den Schweizer Erstligisten FC Vaduz trug dies ganz offenkundig Früchte. Doch die vier Gegentore gegen Aalborg verdeutlichten nun, dass die Fortschritte in der Torgefährlichkeit offenbar mit Rückschritten im Abwehrverhalten, für das keineswegs nur die Verteidiger zuständig sind, einhergegangen ist. „Wir haben in den letzten Tagen wieder mehr an unserer Defensive gearbeitet“, berichtete Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann von der abgelaufenen Trainingswoche.

Es geht für das Millerntor-Team vor dem Spiel in Fürth also vor allem darum, wieder die richtige Balance zu finden zwischen der notwendigen Stabilität in der Defensive und der wünschenwerten fußballerischen Kreativität in der Offensive. Dabei ist die erste Tugend gerade im anstehenden Auswärtsspiel in Fürth wichtig. „Das ist eine der spielstärksten Mannschaften der Liga, die einen Gegner auch schon mal auseinandernehmen kann“, zollt St. Paulis defensiver Mittelfeldspieler Bernd Nehrig dem aktuellen Team seines früheren Arbeitgebers Respekt. „Schon im Hinspiel waren sie über weite Strecken spielbestimmend“, erinnert er sich. Dennoch siegte St. Pauli im August mit 3:2, weil die Franken sich entscheidende Blößen in der Defensive gaben, die St. Pauli ausnutzte. Ein ähnliches Spielmuster könnte sich auch jetzt wieder ergeben.

„Die vier Gegentore gegen Aalborg hatten ihren Grund auch darin, dass die Mannschaft nach einer harten Trainingswoche nicht frisch ins Spiel gegangen war. Das hat dann auch mangelnde Konzentration zur Folge“, erklärte Lienen am Freitag. „Wir hätten bei 20 Torschüssen aber auch mehr Treffer erzielen müssen.“ Doch trotz dieser Erkenntnis bestätigte Lienen, in den vergangenen Tagen verstärkt wieder Wert auf das Defensivverhalten gelegt zu haben. „Wir haben uns hinterfragt und den Reset-Knopf gedrückt“, berichtete er „Das heißt, dass wir uns auf die Basics konzentrieren, also aggressiv und kompakt spielen müssen.“

Trotz der jüngsten Ausfälle der verletzten Sebastian Maier und Sören Gonther sowie der kranken Joel Keller und Nico Empen kann Lienen ein eingespieltes Team ins Spiel schicken, da bekanntlich kein einziger neuer Spieler integriert werden muss. Aber auch die Fürther, die immerhin sieben Zugänge in der Winterpause an Land zogen, seien, so Lienen, „keine Wundertüte“. Vielmehr geht er davon aus, dass von den neuen Akteuren lediglich Rechtsverteidiger Sebastian Heidinger in der Startelf stehen wird.

Wie schon vor der Saison gaben auch jetzt vor dem Wiederbeginn der Zweiten Liga weder Trainer Lienen noch Sportchef Thomas Meggle ein Saisonziel in Form eines angestrebten Tabellenplatzes aus. „Ich erwarte aber, dass die Mannschaft genauso auftritt und mit ihrer Spielweise genau dieselbe positive Wirkung auf die Fans ausübt wie in den Spielen vor der Winterpause“, sagte Meggle am Freitag.