Hamburg. Der FC St. Pauli erteilt dem Stürmer weiter keine vorzeitige Freigabe. 2:4 und neue Verletzte im Test gegen Aalborg

Alexander Berthold

Es dürfte ein Poker bis zur letzten Stunde werden. Wechselt St. Paulis Stürmer John Verhoek noch an diesem Montag zum Zweitliga-Konkurrenten 1. FC Heidenheim, oder muss der 26-Jährige bis zum Ende der laufenden Saison beim Millerntor-Club bleiben, ehe er im Sommer ablösefrei auf die Ostalb geht?

Wie berichtet hat Heidenheim den Niederländer, dessen Vertrag bei St. Pauli nach drei Jahren am Saisonende ausläuft, bereits für die kommende Saison unter Vertrag genommen. Doch die Süddeutschen wollen den Angreifer am liebsten sofort haben. „Dort ist ein Trainer, bei dem ich das Vertrauen spüre, das ich brauche“, sagte John Verhoek am Sonnabend nach St. Paulis Testspiel gegen Aalborg BK (2:4). Heidenheims Coach Frank Schmidt ist offenbar davon überzeugt, dass der Angreifer unter seiner Regie zu der Leistung zurückfindet, die er bis Sommer 2013 beim FSV Frankfurt gezeigt hatte.

Doch obwohl Verhoek in der aktuellen Saison von Trainer Ewald Lienen lediglich in einem einzigen Punktspiel für die Startformation nominiert wurde und in insgesamt elf Einsätzen kein Tor erzielen konnte, ist der FC St. Pauli bisher nicht bereit, dem Stürmer die ersehnte Freigabe zu erteilen.

Dabei geht es offenbar nicht um die Höhe einer fälligen Ablösesumme sondern darum, dass St. Pauli bisher keinen Stürmer gefunden hat, der Verhoek mindestens adäquat ersetzen könnte. „Wir werden unseren Kader nicht verändern“, stellte St. Paulis Sportchef am Sonnabend klar. Dabei erteilte er auch einer möglichen Verpflichtung von Jan Kliment, 22, vom VfB Stuttgart eine Absage. „Ein Spieler, der acht Monate lang praktisch nicht gespielt hat, wird uns in den nächsten fünf Monaten nicht weiterhelfen“, sagte Meggle. „Wenn nichts Unvorhersehbares mehr passiert und keiner mehr um die Ecke kommt, wird bei uns personell nichts passieren.“ An diesem Montag um 18 Uhr endet die derzeitige Transferperiode. Die Erfahrung zeigt, dass am letzten Tag immer noch sehr viel Bewegung in den Markt kommt.

Unterdessen bestätigte St. Paulis Trainer Ewald Lienen, dass der Club nicht erst seit Heidenheims akutem Interesse an Verhoek nach einem neuen Stürmer Ausschau hält. „Wir beschäftigen uns seit Wochen und Monaten damit. Wir haben uns richtig angestrengt und bemüht, aber niemanden gefunden, der uns sofort hilft. Es wäre albern, jetzt einfach nur irgendjemanden zu holen“, sagte er.

Es besitzt schon eine gewisse Ironie, dass die sportliche Führung des FC St. Pauli schon in vorhergehenden Transferperioden einem vorzeitigen Abgang Verhoeks grundsätzlich nicht abgeneigt war, ihn jetzt aber, da ein anderer Club höchst interessiert ist, nicht freigibt. Eine entscheidende Rolle bei dieser aktuellen Haltung spielt die seit Jahresbeginn festzustellende Leistungssteigerung Verhoeks. In seiner derzeitigen körperlichen und mentalen Verfassung ist Verhoek schwerer zu ersetzen als noch im Herbst.

„Ich werde auch Vollgas geben, wenn ich jetzt noch bei St. Pauli bleiben muss“, beteuerte Verhoek am Sonnabend nach dem 2:4 gegen Aalborg. Hier war er in der 66. Minute beim Stand von 2:3 ins Spiel gekommen und hatte ein paar ansprechende Szenen, ohne jedoch dem Spiel eine Wende geben zu können. „Wenn Ewald Lienen Vertrauen zu mir hat, werde ich meinen besten Fußball zeigen können. Auf keinen Fall werde ich aufgeben, wenn es mit dem Wechsel jetzt nicht klappt“, sagte Verhoek weiter, der sich nach dem Spiel wegen eines Trauerfalls für zwei Tage in sein Heimatland verabschiedete.

Die Unsicherheit über Verhoeks Zukunft hatte unterdessen keinen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf des Testspiels gegen Aalborg. Nach einer furiosen Anfangsphase, dem verdienten 1:0 durch Lennart Thy (16. Minute), der ein Zuspiel von Marc Hornschuh verwertete, sowie dem 2:0 durch ein kurioses Eigentor von Aalborgs Kapitän Rasmus Würtz aus rund 30 Metern wendete sich das Blatt. St. Pauli offenbarte viele Lücken in der Defensive, war konteranfällig und ermöglichte dem dänischen Topteam vier Treffer zum 2:4-Endstand.

Bitterer als das Ergebnis war jedoch, dass gleich zwei neue Verletzte zu beklagen sind. Enis Alushi musste sich unmittelbar vor Spielbeginn mit einem Hexenschuss abmelden, Mittelfeldkollege Sebastian Maier zog sich bei einem Sprintduell Mitte der ersten Halbzeit vermutlich einen Muskelfaserriss zu.