Hamburg. Der Marathonveranstalter Frank Thaleiser ist über die Absagen von Lisa Hahner und Arne Gabius empört.

Als im Oktober vier Marathonveranstalter den Deutschen Leichtathletik-Verband dazu aufforderten, die Olympianormen zu entschärfen, war Frank Thaleiser einer von ihnen. Die „mögliche Entwicklung deutscher Läufer zu Athleten internationaler Klasse“ würde durch die strengen Anforderungen „blockiert“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Der DLV reichte die Klage an den Deutschen Olympischen Sportbund weiter, und der gab ihr statt. Seit Dienstag also ist nicht mehr nur einer, sondern ein ganzes Quintett deutscher Marathonläufer für Rio qualifiziert – und Thaleiser seine Hauptattraktion los.

Denn eigentlich sollte Lisa Hahner beim 31. Haspa-Marathon Hamburg am 17. April die Norm angreifen. Doch weil die deutsche Meisterin vom PSV Grün-Weiß Kassel jetzt nur noch einen Leistungsnachweis über die Halbdistanz erbringen muss, zog ihr Manager Thomas Dold die vor vier Wochen per E-Mail getroffene Vereinbarung zurück und sagte stattdessen bei der Konkurrenz in Hannover zu. Dort wird am 10. April, anders als in Hamburg, auch ein Halbmarathon angeboten.

Allerdings hegt Thaleiser den Verdacht, „dass unser Angebot von Anfang an nur genutzt wurde, um das Startgeld in Hannover hochzutreiben“. Sollte Hahner, 26, in Hannover über die volle Distanz gehen, will er Dold verklagen. Der sei mit seinem Geschäftsgebaren „in der deutschen Marathonszene ohnehin untendurch. Schade für die Mädels, dass kaum noch einer mit ihnen zusammenarbeiten will.“ Dold, 31, managt auch Hahners Zwillingsschwester Anna, die nun ebenfalls nach Rio darf.

Thaleiser will nun über die Zusammenstellung des Frauenfelds neu nachdenken. Die Hamburger Rekordhalterin Mona Stockhecke vom hauseigenen Lauf-Team Haspa-Marathon hat zugesagt. Sabrina Mockenhaupt, im Vorjahr die prominenteste Starterin, will sich dagegen auf kürzere Strecken konzentrieren. Thaleiser möchte die Siegerländer Dauerläuferin trotzdem nach Hamburg locken: zum Run Fun Day am 22. Mai, den ebenfalls die Marathon-GmbH veranstaltet. Während dabei die Hobbyläufer über zwei Distanzen (3,9 und sechs Meilen) den Stadtpark umrunden, soll die weibliche Elite auf der Jahnkampfbahn über 3000 Meter Hindernis sowie 5000 Meter die EM- oder die Olympianorm knacken. Stockheckes Vereinskolleginnen Jana Sussmann und Agata Strausa sind gesetzt.

Arne Gabius wird wohl keinen großen Auftritt in seiner Heimatstadt mehr bekommen. Der deutsche Rekordhalter hatte einen Start in London (24. April) vorgezogen, „obwohl wir das Rennen so gestaltet hätten, dass er gewonnen und mit Prämien genauso viel verdient hätte“, wie Thaleiser betont – für die Saison insgesamt gut 120.000 Euro. Gabius’ Vertrag werde deshalb nicht über 2016 hinaus verlängert. Zudem hat Thaleiser seinem Topläufer eine Abmahnung zugestellt. Gabius, 34, hatte bei einem Lauf in Backnang statt des Lauf-Team-Outfits ein Trikot seines Ausrüsters Nike getragen.