Breslau. Die deutschen Handballer bezwingen trotz aller Verletzungssorgen den großen Topfavoriten auf den Titel und stehen im Halbfinale.

Sie tanzten und schrien vor lauter Freude, und auf den Zuschauerrängen sangen die deutschen Fans: „Oh, wie ist das schön ...“ Nach dem 25:23 (12:13)-Sieg gegen Dänemark bei der Europameisterschaft und dem sensationellen Einzug in das Halbfinale kannte der Jubel in der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Breslau kaum Grenzen. „Man kann schon sagen, dass das eine Sensation ist“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson, als er gefragt wurde. Von sich aus hätte er das so nicht formuliert. Aber es stimmt: Für Deutschland ist es das erste Halbfinale bei einem großen Turnier seit 2008.

Am Freitag spielen sie nun in Krakau gegen Norwegen. Das andere Halbfinale bestreiten Spanien und Kroatien. „Für uns ist jetzt wirklich alles drin“, meinte Tobias Reichmann, „wir können jetzt ohne Druck aufspielen, brauchen uns vor keinem verstecken.“

Kommentar: Jung, dynamisch und erfolgreich

Es war ja fast ein bisschen frech, was Kai Häfner da in der Breslauer Jahrhunderthalle machte. Gerade einmal zwei Trainingseinheiten hatte der 26-jährige Linkshänder mit der Mannschaft absolviert, schon trug er mit drei Toren und einer starken Abwehrleistung dazu bei, dass Deutschlands Handballer auch den Topfavoriten aus Dänemark bezwangen. „Ich kann das gerade gar nicht glauben“, sagte Häfner, der am Montag angereist war, um den verletzten Kapitän Steffen Weinhold zu ersetzen.

Torwart Wolff macht den Gorilla

Wie gewohnt wirkte der Bundestrainer nach der Partie fast wie ein Außenstehender, der die ganzen Emotionen an sich abprallen lässt. Wenige Minuten zuvor sah das noch ganz anders aus. Da stand der Isländer vor Wut tobend an der Seitenlinie, denn einige seiner Spieler waren sich nach dem 25:23 durch Fabian Wiede bereits jubelnd in die Arme gefallen. „Da war der Trainer etwas unentspannt, aber es waren ja nur noch zehn Sekunden zu spielen“, sagte Torhüter Carsten Lichtlein.

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Als auch die vorüber waren, gab es im deutschen Team kein Halten mehr. Die Assistenztrainer Alexander Haase und Axel Kromer hielten sich an den Händen und hüpften wie kleine Kinder im Kreis, während Torhüter Andreas Wolff wie von Sinnen auf seiner Brust herumtrommelte. Diese Mannschaft, die sieben Ausfälle zu beklagen hatte, zwei davon im laufenden Turnier, hatte tatsächlich den EM-Zweiten von 2014 besiegt. Was die jungen Handballer in Polen präsentieren, ist eine eindrucksvolle Rückkehr des deutschen Handballs in die Weltspitze.

Wie in den vorangegangenen Partien starteten die Spieler mutig in das entscheidende Spiel gegen die favorisierten Dänen. Auf der rechten Seite wirbelte zunächst Fabian Wiede von Beginn an für Steffen Weinhold, und er wurde den Dänen mit zwei Toren direkt so gefährlich, dass sie den 21-jährigen Linkshänder der Füchse Berlin in Sonderbewachung nahmen. In der Abwehr starteten die Deutschen zunächst etwas defensiv, stellten dann aber um und bekamen Dänemarks Topscorer Mikkel Hansen besser in den Griff.

Verletzte Top-Stars zitterten mit

Vorne aber passierten immer wieder kleine Fehler. „Ahhhh... ich dreh gleich durch! Wir sind so nah dran, ein paar kleine Fehler weniger, und wir sind im Halbfinale!“, twitterte der verletzte Kapitän Uwe Gensheimer. Ähnlich erging es auch den Verletzten in der Halle. Weinhold und Christian Dissinger sprangen immer wieder auf der Tribüne hin und her, und für DHB-Vizepräsident Bob Hanning wurde es irgendwann zu spannend, er versteckte sich kurzzeitig hinter Weinholds Rücken. In die zweite Hälfte startete die deutsche Mannschaft mit einer 4:2 Abwehr und nahm nun vermehrt Hansen und Michael Damgaard aus dem Spiel. Steffen Fäth, mit sechs Treffern bester deutscher Werfer, erzielte die 16:15-Führung (35.).

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Dann aber gelang der deutschen Mannschaft fast zehn Minuten kein Treffer mehr. Dank einer starken Abwehr kassierten sie in dieser Phase aber auch nur drei Gegentreffer, profitierten dabei auch davon, dass die Dänen einige Chancen liegen ließen, zum Beispiel beim Versuch, das leere Tor zu treffen (16:18/42.). Dann stellte Häfner den Anschluss wieder her. „Wir wussten, wenn wir dranbleiben, kommen die Dänen unter Druck“, sagte Linksaußen Rune Dahme. Und so war es. In der 59. Minute traf Anders Eggert nur den Pfosten. Wiede hingegen traf im Gegenstoß das Tor. „Alle meinten, wir haben keine Chance, das ist natürlich auch ein Ansporn zu zeigen, dass das nicht so ist.“

Jetzt schauen die Spieler weiter nach vorn. Das ursprünglich angesetzte gemeinsame Abendessen fiel aus, stattdessen ließen sich die Spieler im Hotel behandeln. Jetzt wollen sie mehr: „Wir haben eine Weltklassemannschaft geschlagen, warum sollten wir nicht noch eine Weltklassemannschaft schlagen?“, sagte Erik Schmidt.

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