Trotz Verletzungssorgen will der HSV gegen Mainz erstmals seit fünf Jahren den dritten Sieg in Folge schaffen. Torhüter Adler fällt aus, Cléber verteidigt für angeschlagenen Spahic

Es dämmerte bereits, als die Fußballprofis des HSV am Freitagnachmittag exakt 24 Stunden vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Mainz 05 (Sa., 15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) den mit Sichtzäunen abgeschirmten Trainingsplatz neben dem Volksparkstadion betraten. Ein paar lockere Läufe, ein kurzes Kreisspiel und einige Standardübungen, und nach 90 Minuten war das fröhliche Abschlusstraining schon wieder vorbei. „Die Jungs sind gut drauf“, bilanzierte einer der drei Kiebitze, die trotz Nieselregens gekommen waren, um während einer gepflegten Fachsimpelei über die bestmögliche Siegertaktik immer mal wieder über den Zaun zu luschern.

Der HSV scheint vor dem Duell mit Mainz 05 gerüstet, daran will auch Trainer Bruno Labbadia, der bislang keineswegs als Lautsprecher in Erscheinung getreten ist, keinen Zweifel aufkommen lassen. „Unser Ziel ist es ganz klar, den dritten Sieg in Serie einzufahren“, sagt der Fußballlehrer, der ganz genau weiß, dass dem HSV dieses Kunststück schon seit geraumer Zeit nicht gelingen wollte. Seit knapp fünf Jahren, um genau zu sein.

In der Saison 2010/2011 waren es Mönchengladbach (2:1), Schalke (1:0) und Frankfurt (2:1), die an den Spieltagen 17, 18 und 19 bezwungen wurden. Die Torschützen damals: Eljero Elia, Piotr Trochowski, Ruud van Nistelrooy und Mladen Petric. Erinnern können sich an die Miniserie neben den drei Zaungästen vom Freitag allerdings nur wenige Fans, von den aktuellen Spielern stand damals keiner im Kader.

Versuche gab es seitdem mehr als genug. In der Saison 2012/13 scheiterte der HSV dreimal nach zwei Siegen am dritten Dreier. Und im Jahr 2015 ist es gegen Mainz auch schon – natürlich – der dritte Versuch. Zum Jahresbeginn setzte es nach den Erfolgen gegen Paderborn (3:0) und Hannover (2:1) eine bittere 0:8-Pleite beim FC Bayern. Und bereits unter Labbadia reichte es nach den Siegen gegen Augsburg (3:2) und Mainz (2:1) auch nur zu einem 1:1 gegen den späteren Absteiger Freiburg.

Bekanntlich sind ja aber aller guten Dinge drei. Dieses etwas in die Jahre gekommene Motto hat auch das Hamburger Hip-Hop-Trio Fettes Brot mit der Feierscheibe „3 ist ne Party“ kürzlich erst besungen. Und nachdem König Boris, Doktor Renz und Björn Beton die Barclaycard-Arena am vergangenen Wochenende zum Toben brachten, soll die Party nun an diesem Sonnabend im Volkspark nach dem Spiel gegen Mainz fortgesetzt werden.

So zumindest die Theorie.

In der Praxis überrascht es schon, dass der HSV trotz extremer Verletzungssorgen gerade die erfolgreichste sportliche Phase seit – natürlich – rund drei Jahren erlebt. Zuletzt stand der Club unter Ex-Ex-Ex-Ex-Trainer Thorsten Fink auf dem siebten Tabellenplatz. Dabei fällt auch gegen Mainz mit Albin Ekdal (Sehnenriss), Dennis Diekmeier (Bänderriss), Emir Spahic (Bänderanriss), Gojko Kacar (Innenbandriss), Pierre-Michel Lasogga (Schulterschmerzen) und auch Torhüter René Adler (Adduktorenprobleme) die halbe Stammmannschaft aus. Besonders bitter ist dabei der Ausfall von Adler, der sich zuletzt in überragender Form präsentiert hatte. Immerhin: Der zuletzt angeschlagene Ivo Ilicevic konnte das Abschlusstraining ohne Probleme absolvieren, zudem dürfte der genesene Aaron Hunt (Mandelentzündung) zumindest auf der Bank Platz nehmen. Ohnehin lässt Labbadia das zunehmende Verletzungspech nicht als mögliche Ausrede gelten. „Wir wollen nicht jammern“, sagt der Coach. „Jetzt sind eben die Spieler gefragt, die zuletzt nicht so oft zum Einsatz gekommen sind.“

Angesprochen dürfen sich vor allem Sven Schipplock (als Lasogga-Ersatz) und Cléber (als Spahic-Ersatz) fühlen. Besonders der Brasilianer wusste zuletzt in seiner Rolle als Lückenfüller zu glänzen. „Cléber hat insgesamt eine gute Entwicklung genommen und arbeitet an vielen Dingen, die wir angesprochen und ihm mit auf dem Weg gegeben haben“, sagt Labbadia, der auch eine plausible Erklärung für Clébers Aufschwung hat: „Er fühlt sich immer wohler, vor allem jetzt, wo seine Familie zu ihm gekommen ist. Man darf solche zwischenmenschlichen Dinge nicht unterschätzen.“

Unterschätzen will Labbadia auch den FSV Mainz 05 auf keinen Fall. Das Wort „Europapokal“ stehe nach drei Spielen ohne Niederlage zwar nicht mehr auf dem internen Index, verriet Labbadia am Donnerstag, das Wort „Selbstgefälligkeit“ dafür um so mehr. Der Coach weiß ganz genau, dass der HSV in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Spielen hatte, die man nach Überzeugung der Fans doch eigentlich gewinnen müsste oder zumindest könnte. In dieser Saison herrschte dieses Gefühl vor den Spielen gegen Darmstadt (1:1), Hannover (1:2), Frankfurt (0:0) und Köln (1:2) vor – alles Gegner, die wie Mainz in der Tabelle hinter dem HSV angesiedelt sind. Und auch gegen den Tabellenneunten, so die vorherrschende Meinung in Hamburg nach den zwei Erfolgserlebnissen gegen Dortmund und in Bremen, müsste der HSV eigentlich gewinnen.

Eigentlich.

Sollte nach 90 Minuten aus dem Konjunktiv ein Indikativ werden, dann dürfte sich Labbadia nicht allzu lange mit der Freude über den dritten Dreier in Folge aufhalten. Das logische nächste Ziel wäre der vierte Sieg in Serie. Und nun darf man zum Abschluss dreimal raten, welcher HSV-Trainer diese Herkulesaufgabe zuletzt gemeistert hat. Richtig: Der Labbadia-Bruno.