Die zweimalige Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth appelliert in einem Gastbeitrag an die Hamburger, für die Spiele 2024 zu stimmen.

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,

am kommenden Sonntag werde ich, wie des Öfteren in der letzten Zeit als Befürworterin von Olympischen Sommerspielen 2024 in Hamburg, in Ihrer Stadt sein. Ich werde das ein oder andere Wahllokal, in dem hoffentlich viele von Ihnen ihre Referendumsstimme abgeben, besuchen. Ich bringe aus Köln und dem dort beheimateten Deutschen Sport- und Olympiamuseum die Olympiafackel von München 1972 mit. Sie soll gleichsam als Staffelstab Ihrer Stadt übergeben werden, wenn die Hamburger Bevölkerung sich für Olympia 2024 entschieden hat.

Auch weil dann die Bewerbung um die Sommerspiele 2024 viel bessere Chancen bei dem IOC hat, wünsche ich mir eine breite und nicht nur so eben ausreichende Mehrheit für das Olympiaprojekt, gerade auch unter den ab 16 Jahren stimmberechtigten Jugendlichen.

Fernab jeder Gefühlsduselei als Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen im eigenen Land in München, als ich erst 16 Jahre alt war, und zwölf Jahre später in Los Angeles bin ich mir bewusst, dass die Stimmung für Hamburger Spiele - nicht nur - in Ihrer Stadt in den letzten Wochen und Tagen großer Skepsis gewichen ist. Zu massiv waren und sind die Machenschaften und Skandale rund um den Sport. Und nun kommt aktuell auch die nachvollziehbare Angst vor Terroranschlägen insbesondere bei Großveranstaltungen dazu.

Es ist an der Zeit, dass die Sportler, die mit so hohem Trainingsaufwand auf Wettkämpfe und Erfolge z. B. bei Olympischen Spielen hinarbeiten, wieder in den Blickpunkt des Geschehens rücken. Man ist es leid, so viel von Sportfunktionären und –politikern zu lesen, die am Sport vorbei und vornehmlich in Verfolgung ihrer eigenen Interessen agieren. Gut, dass mittlerweile staatliche Ermittlungsbehörden diese Herrschaften konsequent zur Verantwortung und aus dem Verkehr ziehen.

Und die aktuelle Terrorszenerie kann nicht der Anlass sein, von einem Traum bzw. einer Vision für Olympische Spiele in unserem Land im Jahr 2024 abzulassen. Eine Anschlagsgefahr besteht bei Großereignissen immer. Das hat das Attentat der Palästinenser auf die israelische Mannschaft in der Nacht nach meinem Olympiasieg gezeigt. Mit den bis dahin heiteren und fröhlichen Spielen in München war es vorbei. Aber sie gingen weiter, und sie mussten weitergehen.

Denn Olympische Spiele waren vor, in und nach München Feste der Jugend, des Friedens und der Völkerverständigung. Dazu braucht es den penetranten Gigantismus z. B. von Sotschi nicht, von dem das IOC ja laut seiner Reformagenda 2020 abgerückt ist. Das weiß Hamburg und wird sich in dieser Beziehung nicht heraus- und überfordern lassen. Hamburg wird an seinem gelungenen, seriösen und glaubwürdigen Bewerbungskonzept festhalten, wenn es nach Ihrem positiven Votum direkt in die eigentliche und für sich allein schon prestigeträchtige Bewerbungsphase als Candidate-City gegen Metropolen wie Paris, Rom, Budapest und Los Angeles geht.

Ihre

Ulrike Nasse-Meyfarth