Der Handballweltverband stand bislang nicht im Verdacht, für Transparenz zu stehen, aber nun scheint die IHF tatsächlich einmal gewillt zu sein, ihrem Sport zu mehr Klarheit zu verhelfen. Tatsächlich wäre eine eindeutige Regel für passives Spiel, wie sie offenbar geplant ist, eine begrüßenswerte Maßnahme, um den Handball aus der oft beklagten Willkür der Schiedsrichter zu befreien. Im Basketball ist die Angriffsdauer bereits seit Jahrzehnten zeitlich exakt limitiert.

Ob eine Begrenzung auf acht Pässe das richtige Maß ist, sei dahingestellt. Nach acht Pässen werden Spielzüge oft erst ausgelöst – ohne dass man deshalb Verzögerungsabsicht unterstellen müsste. Wenn jedes Abspiel zum Risikofaktor wird, dürfte das eher die Individualisten stärken als die Spielkultur. Aber das ist nur eine Vermutung.

Zu hinterfragen ist allerdings die Zielsetzung der Reform. Sie soll das Spiel dynamischer machen. Dabei war die Entschleunigung, die der Handball in den vergangenen Jahren erfahren hat, eine wohltuende Entwicklung: Für die Zuschauer, weil sie zwar weniger Tore, aber dafür mehr Spielzüge zu sehen bekamen; und für die Profis, an deren Körper ohnehin Raubbau betrieben wird, woran die IHF eine nicht unbeträchtliche Mitschuld trägt.

Nein, mehr Dynamik ist nicht das, was dieses Spiel braucht. Es gibt schon jetzt nur wenige Sportarten, die in diesem Punkt mithalten können. Klarere Regeln aber könnten dem Handball weiterhelfen. Und ein Weltverband, dem es wirklich um den Sport und die Aktiven geht. Aber das ist ein anderes Thema.