Hamburg. Im Zuge der Olympiabewerbung sind Topereignisse geplant. Bei der Ligaendrunde ging die Stadt leer aus.

Ein bisschen eingetrübt ist Rainer Ganschows Vorfreude schon, wenn er an die Endrunde der Bundesliga der Männer an diesem Sonnabend denkt. Gewiss, sein Hamburger Judo-Team hat sich erstmals seit 2009 wieder qualifiziert nach einer jetzt schon famosen Saison, „der besten, die wir je hatten“. Aber Ganschow, der Präsident des HJT und Vorsitzende des Hamburger Verbands, hätte das Turnier der besten vier Teams schon gern selbst in der heimischen Sporthalle Wandsbek ausgerichtet, anstatt in das fast 700 Kilometer entfernte Esslingen am Neckar reisen zu müssen.

Eigentlich war er sogar ganz fest davon ausgegangen, dass Hamburg den Zuschlag bekommt. Peter Frese, der Präsident des Deutschen Judobundes (DJB), und dessen Geschäftsführung hätten ihre Zustimmung signalisiert. Dass sich die Ligaführung darüber hinweggesetzt und den Schwaben den Vorzug gegeben hat, darüber ist Ganschow zwei Wochen später noch „stinksauer. Das ist eine absolut unprofessionelle Entscheidung ohne Rücksicht auf die politische Großwetterlage.“

In Wirklichkeit geht es dabei ja um mehr als nur um den Heimvorteil, obschon Ganschow auch dafür die besseren Argumente zu haben glaubte: eine Halle mit doppelt so großer Kapazität und eine schöne Location für die anschließende Party. Möglich, dass die Bewerbungsmappe, die erstmals einzureichen war, weniger professionell gestaltet gewesen sei als die der Esslinger. Zudem kommen drei der vier Teilnehmer, neben dem Gastgeber noch Hamburgs Halbfinalgegner München-Großhadern sowie Ettlingen, aus dem Süden. Allerdings habe der DJB bei Ganschow auch angefragt, wie viel er sich die Lizenz zur Ausrichtung der Endrunde kosten lasse, was laut Ganschow „beweist, wie unprofessionell der Verband in Teilen arbeitet“.

Frese macht keinen Hehl daraus, dass er die Veranstaltung gern in Hamburg ausgerichtet gewusst hätte. Denn im Zuge der Olympiabewerbung soll die Stadt in den kommenden Jahren als Wettkampfschauplatz international punkten. „Wir wollen Werbung für Hamburg machen“, sagt der DJB-Chef.

Eine WM-Kandidatur wurde zwar verworfen – für den frühestmöglichen Termin 2018 scheint Olympia-Mitbewerber Paris gesetzt zu sein, „da wollen wir es nicht auf ein Wettbieten ankommen lassen“, 2019 soll in Tokio nach bewährtem Muster die Generalprobe für die Spiele im Jahr darauf erfolgen.

Frese will sich stattdessen Ende des Monats beim Weltverband dafür einsetzen, 2017 das World Masters in die Barclaycard-Arena zu vergeben. Das Turnier ist im Vergleich zu einer WM mit 224 statt 800 Teilnehmern und nur drei statt zwölf Veranstaltungstagen ungleich kostengünstiger, aber sportlich genauso hochkarätig.

Die DM kommt im Januar,der Grand Prix könnte zurückkehren

Denkbar ist auch, dass der Grand Prix nach Hamburg zurückkehrt. Er wurde von 2003 bis 2009 unter dem Namen Otto World Cup jährlich in der Sporthalle ausgetragen, bevor er aus Kostengründen nach Düsseldorf verlegt wurde. Dort aber häuft er dem Vernehmen nach noch größere Verluste auf als einst in Hamburg.

Beschlossen ist bereits, dass die deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer im Januar in der Hansestadt stattfinden, entweder in Wandsbek oder der Sporthalle Hamburg. Spätestens dann genießen die Kämpfer des Hamburger Judo-Teams wieder Heimvorteil.

Sportdeutschland.tv überträgt die Entscheidung
in der deutschen Mannschaftsmeisterschaft am Sonnabend von 10 Uhr an als Livestream im Internet.