Kitzbühel. Franz Beckenbauer hat seine eigene Sichtweise auf den Wirbel beim Fußball-Weltverband. Als neuen Chef wünscht er sich einen Spezl.

Auf seine bekannt unverbindliche Art hat Franz Beckenbauer erneut für den Südafrikaner Tokyo Sexwale als möglichen Nachfolger von Fifa-Präsident Joseph Blatter geworben. „Ich habe den Tokyo genannt, weil er auch im Sport war und ist und weil er sehr intelligent ist. Er hat dazu auch das Netzwerk“, sagte der „Kaiser“ am Dienstag beim von ihm veranstalteten Camp Beckenbauer in Kitzbühel. Dort war Sexwale einer der Stargäste. Ansonsten hielt sich die Bereitschaft der Fußball-Spitzenfunktionäre, über die bedrohliche Schieflage des Weltverbandes Fifa zu sprechen, sehr in Grenzen.

Beim Tagesordnungspunkt „Quo vadis, Fifa“ hieß es am Dienstag: closed session - geschlossene Veranstaltung. Einen denkwürdigen Satz ließ sich Beckenbauer dann aber doch entlocken. „Ich hoffe nur, dass die Ermittlungen nichts bringen“, sagte der 70-Jährige über den ins Visier der Staatsanwaltschaft geratenen Weltverband und dessen Präsidenten.

Ein Leben voller Sonntage: Kaiser Franz ist 70

Franz Beckenbauer mit der Meisterschale
Franz Beckenbauer mit der Meisterschale © WITTERS | VI Images
Der brasilianische Fußball-Star Pele (M) begrüßt am 31.03.1978 im New Yorker Giants-Stadion den deutschen Abwehrspieler Franz Beckenbauer (r), mit dem er ein Jahr zuvor noch in der Mannschaft von New York Cosmos spielte. Beckenbauer blieb bis 1980 bei Cosmos und spielte 1983 noch einmal für die New Yorker
Der brasilianische Fußball-Star Pele (M) begrüßt am 31.03.1978 im New Yorker Giants-Stadion den deutschen Abwehrspieler Franz Beckenbauer (r), mit dem er ein Jahr zuvor noch in der Mannschaft von New York Cosmos spielte. Beckenbauer blieb bis 1980 bei Cosmos und spielte 1983 noch einmal für die New Yorker © dpa | Martin Athenstädt
Am 8.7.1990 wurde Franz beckenbauer gegen den Titelverteidiger Argentinien auch als Trainer Weltmeister, was er bereits 1974 als Spieler schaffte
Am 8.7.1990 wurde Franz beckenbauer gegen den Titelverteidiger Argentinien auch als Trainer Weltmeister, was er bereits 1974 als Spieler schaffte © dpa | Frank Leonhardt
Freude bei Beckenbauer, und Jürgen Kohler über den Titel
Freude bei Beckenbauer, und Jürgen Kohler über den Titel © WITTERS | Richiardi
Franz Beckenbauer beim Golf
Franz Beckenbauer beim Golf © WITTERS | ALeoni1@wmg.loc
Franz Beckenbauer im Trikot des HSV
Franz Beckenbauer im Trikot des HSV © WITTERS | WilfriedWitters
Franz Beckenbauer und Uwe Seeler
Franz Beckenbauer und Uwe Seeler © WITTERS | WilfriedWitters
Franz Beckenbauer  und Günter Netzer bei der Eröffnung eines HSV-Fanshops
Franz Beckenbauer und Günter Netzer bei der Eröffnung eines HSV-Fanshops © WITTERS | WilfriedWitters
v.l. Horst Hrubesch, Jürgen Groh, Jürgen Milewski, Felix Magath, William Jimmy Hartwig, Ditmar Jakobs, Franz Beckenbauer beim Fotoshooting für den Playboy
v.l. Horst Hrubesch, Jürgen Groh, Jürgen Milewski, Felix Magath, William Jimmy Hartwig, Ditmar Jakobs, Franz Beckenbauer beim Fotoshooting für den Playboy © WITTERS | WilfriedWitters
Franz Beckenbauer und Ehefrau Heidi
Franz Beckenbauer und Ehefrau Heidi © WITTERS | ValeriaWitters
Franz Beckenbauer in National-Trikot
Franz Beckenbauer in National-Trikot © WITTERS | WilfriedWitters
Franz Beckenbauer war von 1994 bis 2009 Präsident des FC Bayern München, zudem von 2002 bis 2009 Vorsitzender des Aufsichtsrates der FC Bayern München AG
Franz Beckenbauer war von 1994 bis 2009 Präsident des FC Bayern München, zudem von 2002 bis 2009 Vorsitzender des Aufsichtsrates der FC Bayern München AG © WITTERS | ChristofStache
Franz Beckenbauer als Deutschland-Teamchef im Volksparkstadion 1988
Franz Beckenbauer als Deutschland-Teamchef im Volksparkstadion 1988 © WITTERS | ValeriaWitters
Fifa-Präsident Joseph S. Blatter, der damalige Bundespräsident Horst Köhler, und Franz Beckenbauer auf der Eröffnungsfeier zur Fußball-WM in Deutschland 2006
Fifa-Präsident Joseph S. Blatter, der damalige Bundespräsident Horst Köhler, und Franz Beckenbauer auf der Eröffnungsfeier zur Fußball-WM in Deutschland 2006 © WITTERS | MatthiasHangst
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PK mit Niersbach und Seifert abgesagt

Laut sind die Rufe nach Transparenz bei der skandalumtosten Fifa. Das Krisenmanagement in den Führungszirkeln des europäischen Fußballs aber läuft weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im österreichischen Nobel-Skiort wurde eine Pressekonferenz mit DFB-Präsident und Fifa-Exekutiv-Mitglied Wolfgang Niersbach ebenso abgesagt wie mit Christian Seifert, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Während Ligapräsident Reinhard Rauball vergangene Woche klare Worte für die Fifa-Krise gefunden und Blatter zu einem Rücktritt zum „frühestmöglichen Zeitpunkt“ aufgefordert hatte, warnte Niersbach vor einer Vorverurteilung von Uefa-Präsident Michel Platini. Allerdings mahnte er auch eine „aktive, transparente Darlegung der Vorgänge“ um die ungeklärten Millionen-Zahlungen Blatters an den Franzosen an. Niersbach gilt als möglicher Anwärter auf den Uefa-Chefposten, sollte Platini auf den Fifa-Thron wechseln - oder über die Affäre stolpern.

Sepp Blatter – Fifa-Chef und Weltenlenker

Der Sieger ist – Katar: Joseph Blatter präsentiert den WM-Gastgeber 2022
Der Sieger ist – Katar: Joseph Blatter präsentiert den WM-Gastgeber 2022 © dpa
Sepp Blatter und Weltmeister Ronaldo
Sepp Blatter und Weltmeister Ronaldo © dpa | Olivier Maire
Joseph Blatter erhält von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz
Joseph Blatter erhält von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz © dpa | DB Roberto Pfeil
Franz Beckenbauer musste auf Sepp Blatter vertrauen, als sich Deutschland um die WM 2006 bewarb
Franz Beckenbauer musste auf Sepp Blatter vertrauen, als sich Deutschland um die WM 2006 bewarb © dpa | Bernd Weissbrod
Sie werden der Korruption beschuldigt (von oben links): Rafael Esquivel, Jose Maria Marin, Eduardo Li, Eugenio Figueredo, Nicolas Leoz, Jack Warner, Jeffrey Webb und Julio Rocha
Sie werden der Korruption beschuldigt (von oben links): Rafael Esquivel, Jose Maria Marin, Eduardo Li, Eugenio Figueredo, Nicolas Leoz, Jack Warner, Jeffrey Webb und Julio Rocha © dpa | Epa
Der frühere Fifa-Funktionär Jack Warner sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt
Der frühere Fifa-Funktionär Jack Warner sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt © dpa | Gary I Rothstein
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela freute sich über die WM 2014 in Südafrika
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela freute sich über die WM 2014 in Südafrika © dpa | Eddy Risch
Shakira, Stammsängerin bei der WM, mit Joseph S. Blatter
Shakira, Stammsängerin bei der WM, mit Joseph S. Blatter © dpa | Alessandro Della Bella
Absolution von allen Sünden? Sepp Blatter mit Papst Franziskus
Absolution von allen Sünden? Sepp Blatter mit Papst Franziskus © dpa | Osservatore Romano / Handout
Sean Connery, Pelé und Joseph Blatter
Sean Connery, Pelé und Joseph Blatter © dpa | Danilo Schiavella
Mit Präsident Wladimir Putin ist Joseph Blatter ebenfalls auf Tuchfühlung. Die WM 2018 findet in Russland statt
Mit Präsident Wladimir Putin ist Joseph Blatter ebenfalls auf Tuchfühlung. Die WM 2018 findet in Russland statt © dpa | Mikhail Klementev/Ria Novosti /
Joseph S. Blatter mit dem Präsidenten der Asiatischen Ländervereinigung, Mohamad bin Hammam
Joseph S. Blatter mit dem Präsidenten der Asiatischen Ländervereinigung, Mohamad bin Hammam © dpa | Ahmad Yusni
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19-jährige Sperre für Kandidat Chung?

Unterdessen muss Fifa-Präsidentschaftskandidat Chung Mong Joon aus Südkorea nach eigenen Angaben mit einer 19-jährigen Sperre durch die Ethikkommission des Weltverbandes rechnen - und könnte damit aus dem Rennen um Blatter-Nachfolge ausscheiden. „Die wirkliche Gefahr ist, dass sie nicht nur aufhören, meine Kandidatur zu sabotieren, sondern auch die Präsidentenwahl und die Fifa selbst zerstören“, sagte der Milliardär auf einer Pressekonferenz in Seoul.

Chung wird demnach vorgeworfen, Fifa-Exekutivmitgliedern eine Finanzierung von Entwicklungsprojekten in Höhe von 777 Millionen Dollar in Aussicht gestellt zu haben. Südkorea befand sich damals im Bewerbungsprozess um die Austragung der WM 2022.

Am 26. Februar wird in Zürich der neue Fifa -Präsident gewählt. Bis zum 26. Oktober 2015 müssen Kandidaten ihre Bewerbung einreichen und die Unterstützung von mindestens fünf nationalen Verbänden vorlegen. Neben Chung haben bislang Platini und Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien ihren Hut in den Ring geworfen.

Beckenbauer glaubt an deutsches Sexwale-Votum

Über Sexwales Aussichten, das Votum aus Deutschland zu erhalten, meinte Beckenbauer: „Ich glaube sicher, dass der DFB ihn bei der Kandidatenkür unterstützen würde.“ Allerdings galt bisher Niersbach-Freund Platini als der Mann des deutschen Verbandes.

Sexwale war einst als Anti-Apartheid-Aktivist gemeinsam mit Nelson Mandela inhaftiert. Für die Fifa ist er Vorsitzender der Kommission zur Verbesserung der Fußball-Beziehungen zwischen Israel und Palästina. Er gilt als unbelastet in der Korruptionsaffäre des Weltverbandes. „Er hat schon den Geruch der Neutralität“, meinte Beckenbauer über den 62-Jährigen, gab aber zu: „So ganz extern ist er nicht. Er hat ja mitgeholfen, die WM 2010 nach Südafrika zu holen.“

Sexwale selbst äußerte sich nicht konkret darüber, ob er kandidieren werde. Er sei „besorgt“ über die Vorgänge bei der Fifa. Und was ihn selbst angehe: „Wir werden sehen, was passiert.“

Österreichs Verbandsboss wird deutlich

Thomas Bach wollte am Montag als Gastredner und Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) „kein Urteil über Personen“, also über Blatter, abgeben. „Die Fifa präsentiert sich führungslos, sie wirkt paralysiert. Sepp Blatter ist schwer angeschlagen, alles wartet auf die Neuwahl am 26. Februar 2016“, sagte der österreichische Verbandschef Leo Windtner hingegen der „Tiroler Tageszeitung“. Zu Blatters Gegenspieler Platini gebe es noch keine Alternative: „Man wartet, bis sich die Vorwürfe aufklären.“