Hamburg. Hamburger Boxer macht in Wilhelmsburg beste Reklame für die WM-Bewerbung der Stadt

Als das große Ziel erreicht war, gab es für Artem Harutyunyan nur noch eine Aufgabe zu erfüllen. Nach Hause wollte er, in die Schanze, wo seine Mutter Hamaspyur auf gute Nachrichten wartete. „Ich bringe meiner Mama den Gürtel, in unserer Vitrine ist noch Platz dafür“, sagte der Hamburger Halbweltergewichtsboxer, nachdem er am Dienstagabend in der Wilhelmsburger Inselparkhalle seinem Traumjahr das optimale Schlusskapitel angefügt hatte.

Ende Juli hatte sich der 25-Jährige an selber Stelle als erster Hamburger Athlet direkt für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro qualifiziert. Nun darf er sich auch noch Weltmeister nennen. Im Finale der Profiserie APB des olympischen Weltverbands Aiba bezwang der gebürtige Armenier, der seit vier Jahren in Schwerin am Olympiastützpunkt trainiert, aber noch immer für seinen Heimatclub TH Eilbeck startet, den russischen Titelverteidiger Armen Zakarjan durch Mehrheitsentscheid. Damit ist Harutyunyan der zweite deutsche APB-Weltmeister nach Superschwergewichtler Erik Pfeifer (Lohne), der in Wilhelmsburg seinen Titel allerdings durch technischen K. o. in Runde neun an den Rumänen Mihai Nistor verlor.

In seinem ersten Zwölfrundenkampf bestach der Modellathlet durch enormes Tempo, geschmeidige Meidbewegungen, flinke Beinarbeit und clever gesetzte Aufwärts- und Kopfhaken gegen einen technisch perfekt ausgebildeten und kampfstarken Rivalen, dem er zuvor in dessen Heimat Nowosibirsk zweimal unterlegen war. „Unfassbar, was der Junge geleistet hat in den vergangenen Monaten“, sagte Chefcoach Michael Timm unter Tränen.

Die Prominenz am Ring war begeistert. Aiba-Präsident Ching-kuo Wu, der neben Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz saß, lobte den Kampf als „herausragende Werbung für unser Produkt“. Der Taiwanese, der auch Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee ist, nutzte die Veranstaltung für einen zweitägigen Hamburg-Besuch, um sich über das Konzept für die Amateurbox-WM 2017 zu informieren, um die sich die Stadt bewirbt. Diese wird am 13. Oktober in Doha (Katar) vergeben, Konkurrenten sind Sotschi (Russland) und neuerdings auch Taschkent (Usbekistan).

„Hamburg hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, sagte Wu, der naturgemäß keinerlei Wertung über die Chancen der Bewerber abgeben wollte, aber anmahnte, dass die Inselparkhalle als Veranstaltungsstätte für die WM zu klein wäre.

Nebeneffekt von Wus erster Hamburg-Visite war seine Annäherung an die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024. „Ich denke, dass dieser Kampfabend eine hervorragende Referenzveranstaltung für die WM- und die Olympiabewerbung war“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Artem Harutyunyan träumte derweil zwar bereits „von einer Medaille in Rio, am besten Gold“. Vor der Arbeit kommt nun jedoch zunächst die Erholung: Am Sonntag geht es mit seiner Verlobten in den Türkeiurlaub.