Hamburg. 2000 Hamburger laufen am am heutigen Sonnabend am Stadtpark zu Rock, Pop, Old School, Hip Hop und Dance. Los geht´s um 14 Uhr.

Es könnte laut werden am Sonnabend im Stadtpark, aber dafür ist nicht unbedingt Samy Deluxe verantwortlich. Während der Rapper am Abend auf der Freilichtbühne sein 20-jähriges Bühnenjubiläum feiert, drehen weiter westlich die DJs die Regler auf. Es ist der Nachhall des Music-Run: eines kombinierten Sport- und Musikevents, der in Hamburg seine Europa-Premiere erlebt. Und das geht grob gesagt so: Auf einer Strecke von fünf Kilometern geht es durch fünf Musikzonen: Rock, Pop, Old School, Hip-Hop, Dance. Alle 40 Meter sind Boxen aufgestellt, aus denen die Lieder dröhnen, die die Teilnehmer zuvor über den Streamingdienst Spotify aus einer Liste ausgewählt haben. Eine Zeitmessung gibt’s nicht, statt Urkunde und Medaille gibt es hinterher eine große Party.

Bei seiner Premiere in Südostasien hatte der Music-Run mehr als 35.000 Teilnehmer

„Wir sehen uns als Fun-Run, der Spaß steht im Vordergrund“, sagt Jochen Schneider von der Agentur Lagardère, die die Lizenz für die Nutzung der Marke erworben hat. In Südostasien hatte der Music Run seit seiner Premiere 2014 mehr als 35.000 Teilnehmer. Der Facebook-Auftritt gefällt sogar mehr als 150.000 Mitgliedern.

Am Sonnabend werden gut 2000 Teilnehmer erwartet. 36 Euro kostet das „Ticket“ für das Standardpaket, das „Rockstar Package“ sogar 56 Euro, mit Extras wie Sonnenbrille, Baseballkappe und Smartphonehüllen. Und einen exklusiven Zugang zur sogenannten „Selfie Area“ mit den DJs und Livekünstlern. Was das alles mit Laufen zu tun hat? Schneider spricht von einem „Running Festival: Es geht um Party und Lifestyle. Wir führen junge Leute vornehmlich zwischen 18 und 34 Jahren barrierefrei zum Sport hin und holen eine Zielgruppe ab, die mit klassischen Volksläufen nichts am Hut hat.“

Der Airport Race steigt am Sonntag

Mit Läufen wie dem Airport Race. Der Zehnmeilenlauf rund um den Flughafen findet am Sonntag zum 32. Mal statt, auch hier werden mehr als 2000 Teilnehmer erwartet. Sie kaufen kein Ticket, sondern zahlen ein Meldegeld von 18 Euro. Veranstalter Karsten Schölermann sieht den Trend zu den oft von großen Sponsoren initiierten Spaßläufen wie Color, Womens oder Music Run kritisch. Weil die ihre Termine nicht mit den etablierten Leichtathletikveranstaltern abstimmen. Aber auch, weil sie für ihn nicht in die Zukunft des Laufens weisen. „Es geht doch um die Frage, junge Leute zu systematischem, gesundheitsorientiertem Laufen zu bewegen“, sagt Schölermann, der auch als Musikveranstalter und Clubbetreiber (Knust) in Erscheinung tritt.

Schölermann hält da eher die sogenannten Running Crews für geeignet: eine neue Art von Lauftreff, die von New York über Berlin ihren Weg nach Hamburg gefunden hat. Dabei verabreden sich die Teilnehmer zu einem festen wöchentlichen Termin zu vorgerückter Stunde, um auf möglichst unerkundeten Strecken gemeinsam zu trainieren. Die Tide Runners, die größte Hamburger Gruppe, zählt fast 2000 Facebook-Freunde. Schölermann hat die Inselrunners in Wilhelmsburg ins Leben gerufen: „Hier wird nach Anleitung trainiert, das können Sponsorenläufe nicht leisten.