New York. 37-jähriger Hamburger zieht trotz seines Ausscheidens gegen Vedasco ein positives Fazit für Flushing Medows. Schwacher deutscher Start.

Die US Open haben für die deutschen Tennisprofis denkbar schlecht begonnen. Nach Tommy Haas, Florian Mayer, Michael Berrer und Anna-Lena Friedsam schied am Montag (Ortszeit) auch Tatjana Maria aus. Damit wird an diesem Mittwoch zum Auftakt der zweiten Runde keiner der anfangs 17 Deutschen im Einsatz sein.

Die anderen zwölf deutschen Teilnehmer müssen an diesem Dienstag ihre Erstrundenspiele bestreiten, dabei kommt es zum deutschen Vergleich zwischen Philipp Kohlschreiber und Nachwuchshoffnung Alexander Zverev. Bei den Damen treten unter anderem Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges an.

Haas zieht positives Fazit

Haas verließ nach seinem 17. US-Open-Auftritt zum womöglich letzten Mal die Tennis-Anlage von Flushing Meadows. Der 37-Jährige wehrte sich bei seinem Erstrunden-Aus gegen Fernando Verdasco mit allem, was er hatte, unterlag dem Spanier am Montag in New York aber 6:3, 1:6, 7:6 (7:3), 3:6, 1:6. Haas zog danach dennoch ein positives Fazit: „Generell war ich sehr zufrieden, wie ich gespielt habe. Jeder weiß, dass ich nicht so viele Matches gespielt habe“, sagte der von einer Schulteroperation genesene Haas. Ob er 2016 noch einmal nach Flushing Meadows zurückkehrt, ließ er offen.

Nachdem Haas als erster der sieben qualifizierten deutschen Herren gescheitert war, schieden auch Mayer und Berrer aus. Qualifikant Berrer unterlag dem an Nummer 26 gesetzten Spanier Tommy Robredo 2:6, 2:6, 4:6. Mayer gab beim Stand von 7:6 (7:5), 3:6, 3:6, 0:3 gegen den Slowaken Martin Klizan entkräftet auf. Friedsam verabschiedete sich als erste der zehn deutschen Damen. Die Nummer 80 der Weltrangliste unterlag nach gerade erst überstandenem Bänderriss der Estin Kaia Kanepi glatt mit 1:6, 1:6.

Freundlicher Empfang für Haas

Rund 1000 Zuschauer auf dem Außenplatz Nummer 5 begrüßten Haas vor dem Match mit Applaus und Anfeuerungen. Der inzwischen auf Rang 506 der Weltrangliste abgerutschte gebürtige Hamburger kam bei Temperaturen um die 30 Grad gut in die Partie. Die ersten drei Breakbälle konnte er zwar nicht nutzen, dann aber schenkte ihm Verdasco mit etlichen leichten Fehlern das Break zum 4:3 und mit einem Doppelfehler wenig später den ersten Satz.

Der Linkshänder, einst die Nummer sieben der Welt, konterte mit einem Break zum Beginn des zweiten Durchgangs. Nun machte Haas mehr Fehler, während sich der 31-jährige Verdasco steigerte. Der 42. der Weltrangliste konnte das Niveau aber nicht halten, während Haas sich im dritten Satz fing und wieder stark dagegenhielt.

Haas verpasst 2:0 im vierten Satz

Der in Los Angeles lebende Familienvater deutete in der Nachmittagshitze immer wieder sein einstmals großes Können an. Mit einem Klasse-Passierball nach Schmetterball von Verdasco nahm er dem Madrilenen den Aufschlag zum 2:1 ab. Aus dem folgenden 3:1-Vorsprung wurde zwar sofort ein 3:4, Haas haderte nun mit sich wie zu seinen besten Zeiten. Doch im Tiebreak war er wieder voll da.

In der nun immer intensiver geführten Partie verpasste Haas das 2:0 im vierten Satz. „Ich habe viel Dampf verloren. Nach zwei Stunden wird die Schulter einfach müde“, erklärte Haas, dem unter den schweißtreibenden Bedingungen allmählich die Kräfte ausgingen. Nach 2:44 Stunden stand das Aus mit der zweiten Niederlage gegen Verdasco fest - auch die erste hatte es 2009 in fünf Sätzen bei den US Open gegeben.

Nishikori überraschend gescheitert

Die erste Überraschung war das sofortige Aus für Vorjahresfinalist Kei Nishikori. Der Weltranglisten-Vierte aus Japan verlor 4:6, 6:3, 6:4, 6:7 (6:8) 4:6 gegen den Franzosen Benoît Paire. Im Tiebreak des vierten Satzes vergab Nishikori zwei Matchbälle. Im vergangenen Jahr hatte er überraschend das Finale erreicht, dort aber glatt gegen den Kroaten Marin Cilic verloren. Cilic schlug den argentinischen Qualifikanten Guido Pella 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (7:3).

Das frühe Aus kam auch für die frühere Weltranglisten-Erste Ana Ivanovic. Die an Nummer sieben gesetzte Serbin verlor 3:6, 6:3, 3:6 gegen die Slowakin Dominika Cibulkova, die im vergangenen Jahr das Finale der Australian Open erreicht hatte.

Mutter Maria wehrte sich nach Kräften

Tatjana Maria, zuletzt in Wimbledon noch in der dritten Runde, schied in New York mit 4:6, 4:6 gegen die 17-jährige Kroatin Ana Konjuh aus. Während die verheiratete Mutter sich nach Kräften wehrte und sieben Matchbälle abwehrte, hatten Mayer und Berrer mit den schwül-heißen Bedingungen zu kämpfen. „Ich weiß ja, dass es einfach nicht mein Wetter ist. Es ist eine Qual, bei solchen Bedingungen Tennis zu spielen“, sagte Mayer. Geplagt von Bauchkrämpfen gab der lange verletzte Bayreuther gegen den Slowaken Martin Klizan beim Stand von 7:6 (7:5), 3:6, 3:6, 0:3 auf. Berrer verlor parallel 2:6, 2:6, 4:6 gegen den Spanier Tommy Robredo und benötigte zwischendurch eine Behandlungspause, in der er eine Tablette schluckte.

Die Weltranglisten-Erste Serena Williams brauchte auf dem erhofften Weg zum Grand Slam zum Auftakt nur eine halbe Stunde für den Einzug in die zweite Runde. Die Titelverteidigerin führte 6:0, 2:0 gegen Witalia Djatschenko, als die Russin wegen einer Verletzung am linken Knöchel aufgab. Mit einem Erfolg bei den US Open würde Serena Williams den Gewinn der vier wichtigsten Tennis-Turniere in einem Kalenderjahr schaffen. Das war zuletzt Steffi Graf 1988 gelungen.

Becker-Schützling Djokovic problemlos

Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic überstand sein Auftaktmatch ebenfalls problemlos. Der Serbe fertigte den Brasilianer Joao Souza mit 6:1, 6:1, 6:1 ab. Djokovic stand in New York bereits fünfmal im Endspiel, konnte den Titel bislang aber nur einmal holen.

Der zweimalige New-York-Champion Rafael Nadal tat sich zwei Sätze lang leichter als erwartet mit dem kroatischen Teenager Borna Coric, hatte beim 6:3, 6:2, 4:6, 6:4 gegen die Nummer 33 der Welt dann aber doch einige Mühe. Auch dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten setzten die Schwüle und Temperaturen um 30 Grad am späten Abend zu. „Ich habe gut angefangen, dann wurde ich ein bisschen müde. Ich leide bei solchen Bedingungen etwas mehr, ich schwitze so viel“, sagte der tropfende Nadal nach 2:47 Stunden Spielzeit.

Im vergangenen Herbst war der Spanier dem 18 Jahre alten Talent beim Hallenturnier in Basel unterlegen, diesmal nutzte der auf Rang der Weltrangliste, der im Vorjahr wegen Handgelenksblessur in New York fehlte, seinen zweiten Matchball gegen Coric. Damit blieb Vorjahresfinalist Kei Nishikori aus Japan am ersten Tag der prominenteste Verlierer im Herren-Feld.