München. Am letzten Tag der Transferperiode wurde es noch einmal hektisch. Der Wechsel von Kevin De Bruyne hatte dabei einen Domino-Effekt.

Der letzte Tag der Transferperiode war von Hektik geprägt. Das war zu erwarten, denn der Wechsel von Kevin De Bruyne vom VfL Wolfsburg zu Manchester City hatte in der Bundesliga einen kleinen Domino-Effekt ausgelöst. Der VfL holte Julian Draxler von Schalke 04, Ablöse: mindestens 35 Millionen Euro. Schalke wollte dafür Filip Kostic vom VfB Stuttgart. Und so weiter, und so weiter.

De Bruyne. Nicht mal der finanzstarke FC Bayern hätte den Mittelfeldmann vom Wechsel nach England abhalten können, behauptet Volkswagen-Boss und Bayern-Aufsichtsrat Martin Winterkorn. „Man ist irgendwann machtlos gegen solche Summen“, sagte er der „Bild“-Zeitung zu den mindestens 75 Millionen Euro Ablöse und dem Vernehmen nach 15 Millionen Jahresgehalt für De Bruyne. Die interessierten Münchner, ergänzte Winterkorn, hätten am Ende gesagt: „Gegen solche Summen können wir im Moment nicht antreten.“ Die Bayern, die bereits Arturo Vidal (37 Millionen Euro), Douglas Costa (30 Millionen) sowie Joshua Kimmich (acht Millionen) geholt hatten, investierten lieber in Kingsley Coman, 19, von Juventus Turin. Er kostet sieben Millionen Leihgebühr bis 2017, dann 21 Millionen Ablöse. Die Münchner hatten ihre Deals am Sonntag abgewickelt, auch den Verkauf von Dante zum VfL Wolfsburg (vier Millionen), da begannen die Dominosteine andernorts zu wackeln. Wolfsburg wollte Draxler, Wolfsburg bekam Draxler – seine Ablöse könnte inklusive Boni auf 42 Millionen steigen. Und Schalke baggerte erneut den VfB wegen Kostic an. Die Schwaben aber wurden nicht mal bei angeblich 15 Millionen schwach.

Erstaunlich gelassen und fast unbemerkt reagierte Bayer Leverkusen auf den Wechsel von Heung-Min Son zu Tottenham Hotspur. Die 30 Millionen Euro für den Südkoreaner plus die erwarteten 20 Millionen Einnahme aus der Champions League legte die Werkself in Kevin Kampl vom BVB (zehn Millionen) an – und in Stürmer Javier „Chicharito“ Hernandez von Manchester United (zwölf Millionen).

Doch vor allem Klaus Allofs muss einen aufregenden Tag gehabt haben. Er wickelte den Transfer von Draxler ab, holte das 17 Jahre alte belgische Talent Ismael Azzaoui von Tottenham Hotspur und verkaufte auch noch Aaron Hunt an den HSV. Auch Schalkes Sportvorstand Horst Heldt muss sehr beschäftigt gewesen sein. Unter anderem wollte er den früheren Nationalspieler Sidney Sam an Eintracht Frankfurt loswerden – vergeblich.

Mit dem Stuttgarter Kollegen Robin Dutt dürfte Heldt fast zeitgleich verbissen um eine mögliche Ablöse für den beim VfB unzufriedenen Kostic gefeilscht haben. Die Zeit drängte. Mit dem Spieler war sich Heldt ja bereits einig. Nur: Dutt blieb hart – und machte nebenbei die Verpflichtung des Aus­traliers Robbie Kruse von Bayer Leverkusen auf Leihbasis perfekt. Auch Borussia Dortmund wurde kurz vor Ladenschluss aktiv. Der BVB vereinbarte mit Manchester United ein Leihgeschäft für Mittelfeldspieler Adnan Januzaj – ebenfalls ein Belgier. Dafür standen zwei Hauptdarsteller der Ära Jürgen Klopp vor dem Absprung: Jakub Blaszczykowski zog es wegen mangelnder Perspektive beim BVB zum AC Florenz, der Ur-Dortmunder Kevin Großkreutz wurde in Istanbul zur Vertragsunterschrift bei Galatasaray erwartet.

Sehr aktiv war am „deadline day“ Mainz 05, das für den Japaner Shinji Okazaki elf Millionen von Leicester City aus der Premier League erhalten hatte. Manager Christian Heidel schickte Ja-Cheol Koo für geschätzte fünf Millionen Euro zurück nach Augsburg. Zugleich holte er Jhon Cordoba, 22, einen Kolumbianer, für ein Jahr auf Leihbasis vom spanischen Erstligisten FC Granada. Und Slawomir Peszko verlässt den 1. FC Köln und schließt sich in seiner Heimat dem polnischen Erstligisten Lechia Danzig an.