AIguebelette. Am Sonntag starten im französischen Aiguebelette die Ruder-Weltmeisterschaften. Zwei Hamburger sind dabei

Der Deutschland-Achter will nach vier Jahren wieder zurück auf den WM-Thron – im Kielwasser des Flaggschiffs wollen aber auch die übrigen Boote der deutschen Flotte auf dem Lac d’Aiguebelette für Furore sorgen. Der Deutsche Ruderverband (DRV) peilt bei den Titelkämpfen in Südfrankreich drei bis vier Medaillen in den 14 olympischen Klassen an, zehn Boote sollen sich zudem direkt für die Sommerspiele im August 2016 in Rio de Janeiro qualifizieren.

Cheftrainer Marcus Schwarzrock (Hamburg) erwartet allerdings starke Konkurrenz. „Als Qualifikationsregatta für Rio ist das fast schon Olympia im Kleinen. Es gibt keine Nation, die da nicht mit den Besten am Start ist“, sagte Schwarzrock vor den am Sonntag beginnenden Wettkämpfen. Mit dem Leistungsstand seiner Ruderer ist der 48-Jährige zufrieden: „Die abschließenden Vorbereitungen in Ratzeburg während der vergangenen zweieinhalb Wochen waren erfolgreich, und sowohl die Saison als auch die Relationsrennen lassen uns mit einigem Optimismus bei der WM antreten.“

Neben dem Deutschland-Achter ist der Frauen-Doppelvierer als Titelverteidiger der größte Trumpf des DRV. „Wir haben in diesem Jahr bisher alles gewonnen. Der Druck von außen ist natürlich schon enorm. Den Druck machen wir uns aber auch selber, weil wir unbedingt wieder Gold holen möchten“, sagte Schlagfrau Lisa Schmidla (Krefeld) selbstbewusst.

Gute Medaillenchancen auf dem idyllisch in der Region Rhone-Alpes gelegenen Natursee rechnen sich bei fairen Windverhältnissen auch der Männer-Doppelvierer und die Europameister Marcel Hacker/Stephan Krüger (Magdeburg/Rostock) im Doppelzweier aus. Dazu hoffe man auf ein paar Überraschungen, etwa im Doppelzweier der Frauen oder im leichten Doppelzweier der Frauen, sagte Schwarzrock.

Der Deutschland-Achter kassierte in den Weltmeisterschafts-Endläufen 2013 und 2014 schmerzhafte Niederlagen gegen Großbritannien. In dieser Saison wurde das deutsche Paradeboot zwar Europameister, danach musste sich die Crew um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) und dem Hamburger Olympiasieger Eric Johannesen (RC Bergedorf) dem britischen Großboot aber dreimal in Folge geschlagen geben. „Wir haben uns gut entwickelt und können auf hohem Niveau angreifen. Unser Ziel ist ganz klar Gold. Im Finale wird die Luft brennen“, sagte Ocik.

Insgesamt 13 Achter haben gemeldet. Mindestens Platz fünf im Finale ist notwendig, um direkt das Ticket für Rio zu lösen. „Viele Nationen setzen in diesem Jahr auf den Achter. Es wird sicher eines der besten Achter-Felder sein, die man je bei einer WM gesehen hat“, sagte der Berliner Steuermann Martin Sauer.

Dies trifft auch auf die anderen Bootsklassen zu, im vorolympischen Jahr werden die Karten aufgedeckt. Routinier Hacker bleibt dennoch gelassen. Erstmals seit sechs Jahren sitzt der 38-Jährige bei einem Großereignis nicht im Einer. Hacker findet sich in seiner neuen Rolle an der Seite von Ex-Weltmeister Krüger aber gut zurecht. „Wir sind erfahren. Stephan in der Bootsklasse, ich als der Stärkste im Team im Einer über die letzten Jahre“, sagte Hacker. Im Kampf um Gold stehen dem Duo die bärenstarken Kroaten Martin Sinkovic/Valent Sinkovic im Weg. „Wir wollen ins Finale und die Kroaten ein bisschen ärgern“, sagte Hacker selbstbewusst.

Eine Woche nach der WM treffen sich am Sonnabend, dem 12. September, von 13 bis 14 Uhr die vier besten Achter der Welt auf der Binnenalster zum HanseWerk AlsterCup. Vorher und naher rudert die Bundesliga. Am Sonntag findet dann erstmals in Hamburg ein Kanu-Weltcup statt.

Das Aufgebot des Ruderverbandes in den 14 olympischen Klassen

Männer: Einer: Lars Hartig (Friedrichstadt); Zweier ohne Steuermann: Peter Kluge/Alexander Egler (Celle/Hannover); Doppelzweier: Marcel Hacker/Stephan Krüger (Magdeburg/Rostock); Leichtgewichts-Doppelzweier: Jason Osborne/Moritz Moos (beide Mainz); Vierer ohne Steuermann:Maximilian Korge (Berlin), Maximilian Planer (Bernburg), Felix Wimberger (Passau), Johannes Weißenfeld (Herdecke);Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann: Julius Peschel (Hannover), Sven Keßler (Frankfurt/Main), Lars Wichert (Hamburg), Jonathan Koch (Frankfurt/Main); Doppelvierer: Hans Gruhne (Potsdam), Lauritz Schoof (Rendsburg), Philipp Wende (Leipzig), Karl Schulze (Berlin); Achter: Hannes Ocik (Schwerin), Richard Schmidt (Trier), Felix Drahotta (Leverkusen), Anton Braun (Berlin), Eric Johannesen (Hamburg), Maximilian Reinelt (Ulm), Malte Jakschik (Castrop-Rauxel), Maximilian Munski (Lübeck), Steuermann: Martin Sauer (Berlin).

Frauen: Einer: Julia Richter (Berlin); Zweier ohne Steuerfrau: Kerstin Hartmann/Kathrin Marchand (Ulm/Leverkusen); Doppelzweier: Julia Lier/Mareike Adams (Halle/Saale/Essen); Leichtgewichts-Doppelzweier: Ronja Fini Sturm/Marie-Louise Dräger (Brandenburg/Rostock); Doppelvierer: Annekatrin Thiele (Leipzig), Marie-Catherine Arnold (Hannover), Carina Bär (Heilbronn), Lisa Schmidla (Krefeld); Achter: Daniela Schultze (Rostock), Michaela Schmidt (Halle/Saale), Alexandra Höffgen (Neuss), Ronja Schütte (Essen), Charlotte Reinhardt (Dorsten), Julia Wärmer (Rostock), Stella Bleich (Potsdam), Anne Becker (Halle/Saale), Steuerfrau: Laura Schwensen (Kappeln).