Hamburg. Die Hamburger Boxweltmeisterin ist nun ihre eigene Promoterin. Premiere ist am 2. Oktober in der Inselparkhalle in Wilhelmsburg.
Grün gilt ja gemeinhin als die Farbe der Hoffnung. Doch auch wenn das Lindgrün, das das Logo ihres neuen Hauptsponsors dominiert, mit dem Froschgrün auf Susi Kentikians Kleid einen beißenden Kontrast bot: Der Eindruck, den die Protagonisten vermittelten auf einer denkwürdigen Pressekonferenz im Kleinen Festsaal des Hotels Atlantic, war nicht der von auf Gutes Hoffenden. Vielmehr scheint man im komplett neu aufgestellten Lager der Fliegengewichts-Boxweltmeisterin überzeugt davon zu sein, an die gute, alte Zeit anknüpfen zu können.
Dass früher alles besser war, ist einer dieser Sprüche, den Menschen mit Lebenserfahrung gern aufsagen. Kentikian wird zwar in 15 Tagen erst 28 Jahre alt, im Profiboxen tummelt sich die in Armenien geborene Hamburgerin allerdings seit fast elf Jahren. Und weil sie seit dem erzwungenen Abschied vom Hamburger Universum-Stall vor vier Jahren bei ihren Ausflügen in den Magdeburger SES-Stall und zu Felix Sturm nach Köln nie mehr „das Gefühl hatte, mich wohl zu fühlen und richtig wertgeschätzt zu werden“, hat sie nun die Selbstständigkeit gewählt. Mit der Kentikian Promotion veranstaltet die 152 cm kleine Powerfrau in Zukunft ihre Kämpfe in Eigenregie.
Lindenberg unterstützt Comeback der "Killer Queen"
Startschuss für das ehrgeizige Projekt ist der 2. Oktober, wenn Kentikian unter dem Motto „The Queen takes it all“ in der Inselparkhalle in Wilhelmsburg ihren WBA-WM-Titel verteidigt. Gegnerin soll die Mexikanerin Susana Cruz Perez, 25, werden, die allerdings den Kampfvertrag noch nicht unterzeichnet hat. Sport 1 überträgt um 0 Uhr live, im Rahmenprogramm sind sieben Kämpfe von Boxern vorgesehen, die Kentikian promoten möchte. „Ich kann versprechen, dass ich alles geben werde, um wieder ganz die Alte zu sein. Ich will innerhalb von zwei Jahren alle vier WM-Gürtel holen“, sagte sie.
Um das zu schaffen, hat sie ein illustres Team von Unterstützern aufgebaut. Sie ist zu ihrem Entdecker Frank Rieth zurückgekehrt, der sie mit Chefcoach Artur Grigorian wieder zur K.-o.-Maschine der Anfangsjahre machen will. Sie hat mit Martin Kristek einen Financier gewonnen, der vorgibt, aus reiner Freundschaft zu helfen. Er wolle sein Unternehmen Care-Energy zwar präsentieren, „aber ich kassiere bei Freunden niemals ab“, sagte der Österreicher, der die Pressekonferenz selbst leitete und dabei wirkte, als habe er zu viel von dem Ökostrom genascht, den er mit seinem mehrfach wegen seines Geschäftsgebahrens in die Kritik geratenen Unternehmen vertreibt.
Der prominenteste neue Unterstützer ist indes Udo Lindenberg. Der Rockmusiker, der sich als Boxfan outete, hatte Kentikian vor einigen Monaten im Atlantic, wo er lebt, zufällig kennen gelernt. Ihre Lebensgeschichte als Flüchtlingskind bewegte ihn dermaßen, dass er den Song „Wir werden jetzt Freunde“ für sie schrieb, der am 2. Oktober als Walk-in-Musik Premiere feiert. „Wir werden unseren Weg gemeinsam gehen“, sagte er. Man darf gespannt sein, wohin dieser führt.
bj