Hamburg. Deutsche Basketball-Nationalmannschaft besiegt zum Auftakt des Supercups in Wilhelmsburg Lettland mit 85:80.

Der Showdown war ganz nach dem Geschmack des begeisterten Publikums. 1,7 Sekunden vor Schluss trat Dirk Nowitzki an die Freiwurflinie, schüttelte sich kurz und warf dann den Ball zweimal in hohem Bogen in den Korb, was wiederum großen Jubel in der Wilhelmsburger Inselparkhalle auslöste. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hatte Lettland zum Auftakt des Supercups, einem mit vier EM-Teilnehmern besetzten Viernationenturnier, 85:80 (24:21, 16:21, 21:9, 24:29) besiegt. Das Zittern am Ende und das Hoffen auf Nowitzkis Nervenstärke war eigentlich unnötig, hatte das Team nach einem starken dritten Viertel doch bereits 61:49 geführt.

„Insgesamt aber haben wir uns gegenüber den vergangenen Vorbereitungsspielen deutlich verbessert“, befand Bundestrainer Chris Fleming hinterher, „wir haben weit schneller und zielstrebiger agiert als zuletzt, lange Pässe gespielt und das Tempo hochgehalten. Das Team hat sein großes Potenzial angedeutet. Auf diesem Spiel können wir aufbauen.“

Lange Zuschauerschlangen vor der Inselparkhalle, die noch zu Anfang dieser Woche befürchteten leeren Ränge füllten sich bis fast auf den letzten Platz. Mehr als 3000 Besucher kamen zur Länderspielpremiere in Wilhelmsburg, darunter Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Er saß direkt am Spielfeldrand, eingerahmt von Ingo Weiss, dem Präsidenten des Deutschen Basketballbundes, und dem ehemaligen Nationalmannschaftskapitän Pascal Roller. Der war für Scholz’ Begleitung von der Olympiabewerbungsgesellschaft abgeordert worden. „Das war eine engagierte Leistung der deutschen Mannschaft und beste Unterhaltung für die Zuschauer. Es hat Spaß gemacht zuzusehen“, meinte Scholz.

Besonders Spielmacher Dennis Schröder wusste zu gefallen, und das nicht nur dem Bürgermeister. „Den muss man einfach liebhaben. Seine Moves sind unglaublich“, urteilte Heiner Zarnack, Hamburgs legendärer Basketballtrainer der BC Johanneum Tigers. Obwohl der 21-Jährige nur gut 15 Minuten auf dem Feld stand, war er mit 22 Punkten bester Scorer des Teams, brauchte dafür aber 16 Würfe. Er verstand zudem das Spiel zu lenken, und er fand stets den richtigen Zeitpunkt für seine unaufhaltsamen Dribblings durch die athletische, zupackende lettische Deckung. „Das war Dennis’ bisher beste Performance in diesem Sommer“, lobte Fleming. In Zukunft wünscht sich Schröder allerdings wieder mehr Einsatzzeiten: „Bei der EM will ich erst vom Feld, wenn wir hoch führen.“ Die Europameisterschaft beginnt in zwei Wochen mit der Vorrunde in Berlin.

Fast noch auffälliger als der für Basketballverhältnisse mit 1,85 Metern kleine Schröder war diesmal Tibor Pleiß, bei einer Größe von 2,16 Meter nicht ganz überraschend. Der Center des FC Barcelona, der jetzt zu den Utah Jazz in die nordamerikanische Profiliga NBA wechselt, bot eine Klassevorstellung. Neun seiner zehn Feldwürfe landeten im Korb, und das in nur 16 Minuten. Mit 21 Punkten war er der zweitbeste Werfer der Deutschen. Fleming: „Er hat herausragend gespielt. So gut habe ich ihn noch nie gesehen.“ Auch der sonst sehr selbstkritische Pleiß fand Gefallen an seiner Vorstellung. „Das war sehr ordentlich. Aber das gesamte Team ist auf einem guten Weg.“

Das gilt auch für Nowitzki, 37. Er hatte Schwierigkeiten, ins Spiel zu finden, seine ersten vier Würfe aus dem Feld fanden nicht den Weg in den Korb, am Ende hatte er elf Punkte erzielt, eine mäßige Ausbeute für ihn. Doch für jede gelungene Aktion, und die häuften sich mit zunehmender Spieldauer, erhielt er Sonderapplaus von den Rängen. „Das Publikum war großartig“, meinte Nowitzki.

Weit weniger Gefallen bereitete ihm die oft sehr harte Gangart der Letten. Und Nowitzki, der 26 Minuten spielte, beklagte sich zu Recht wiederholt bei den Schiedsrichtern, dass sie ihn nicht besser gegen diese Attacken an Armen und Oberkörper schützen würden. „Es ist schon hart, was Dirk alles einstecken muss. Aber er kennt das ja, was diese Aktionen nicht besser macht“, sagte Pleiß.

Bilder vom Basketball Supercup

Beim Supercup mit dabei: Dirk Nowitzki
Beim Supercup mit dabei: Dirk Nowitzki © dpa | Axel Heimken
Toptalent Dennis Schröder (m.) war mit 22 Punkten bester deutscher Werfer
Toptalent Dennis Schröder (m.) war mit 22 Punkten bester deutscher Werfer © dpa | Axel Heimken
Dirk Nowitzki (l.) und Niels Giffey (m.) blocken einen Ball von Janis Timma
Dirk Nowitzki (l.) und Niels Giffey (m.) blocken einen Ball von Janis Timma © dpa | Axel Heimken
Dairis Bertans (l.)und Dirk Nowitzki im Duell
Dairis Bertans (l.)und Dirk Nowitzki im Duell © dpa | Axel Heimken
Das Team von Bundestrainer Chris Fleming gewann am Freitag in Hamburg gegen Lettland mit 85:80
Das Team von Bundestrainer Chris Fleming gewann am Freitag in Hamburg gegen Lettland mit 85:80 © WITTERS | TimGroothuis
Deutschlands Maik Zirbes (l.) knickte im ersten Viertel um und kehrte nicht mehr aufs Parkett zurück. Ob Zirbes ausfallen wird, steht noch nicht fest
Deutschlands Maik Zirbes (l.) knickte im ersten Viertel um und kehrte nicht mehr aufs Parkett zurück. Ob Zirbes ausfallen wird, steht noch nicht fest © WITTERS | TimGroothuis
Anton Gavel (r.) im Duell mit Janis Strelnieks
Anton Gavel (r.) im Duell mit Janis Strelnieks © dpa | Axel Heimken
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Bis zur EM (5. bis 20. September), da ist sich Pascal Roller ziemlich sicher, werden sich Nowitzki und die ganze Mannschaft weiter steigern: „Man sieht, dass alle immer besser zueinanderfinden. Gegenüber den zwei Niederlagen vor einer Woche gegen Kroatien hatte das Team schon ein ganz anderes Auftreten. Die Zusammenstellung dieser Mannschaft gefällt mir. Das passt. Und wenn sie erst wissen, was sie leisten können, werden sie noch mal ein Stück weit besser werden.“