Hamburg. Verlängerung der auslaufenden Kooperation mit Bet-at-home steht dadurch arg infrage

Michael Stichs Laune passte zum Wetter. Der Turnierdirektor, gekleidet in Tennisshorts und Poloshirt, hatte gerade geschildert, wie er am Sonntagmorgen von Rafael Nadal zum Einschlagen gebeten worden war, weil dem Finalisten ein Trainingspartner fehlte. Doch als er sein sportliches Fazit – „sehr gutes Tennis und trotz anfangs schlechten Wetters eine tolle Woche mit einem Wunschfinale“ – abgeschlossen hatte, brach das Unwetter herein über den 46-Jährigen und seinen Geschäftspartner Detlef Hammer von der veranstaltenden Agentur HSE.

Claus Retschitzegger, Unternehmenssprecher von Titelsponsor Bet-at-home, schaffte es mit wenigen Sätzen, Stichs Gesichtszüge einzufrieren. „Die Entwicklung des Turniers ist sehr gut, vor allem ist es schön, dass auch an Tagen ohne Nadal sehr viele Leute auf die Anlage gekommen sind“, lobte der Österreicher, um nachzuschieben: „Allerdings war das Teilnehmerfeld qualitativ grenzwertig und nah an dem eines 250er­-Turniers. Man muss sich Gedanken machen, wie man wieder bessere Spieler herlockt. Und man muss auch überlegen, ob eine Umwandlung der Anlage von Sand- auf Hartplatz dafür nicht eine sinnvolle Option wäre.“

Die mit Stich und Hammer nicht abgesprochenen Worte saßen. Mit ihnen hatte Retschitzegger die Diskussionen über die Zukunft des Turniers, die die Veranstalter zuletzt zunehmend hatten befrieden können, mit einem Schlag wieder auf die Agenda gehoben. Stichs frostige Reaktion ließ ein Ende der in diesem Jahr auslaufenden Kooperation befürchten. Vertragsgespräche sollen im September geführt werden, dabei dürfte es auch um eine Erhöhung der Fördersumme – derzeit geschätzt 800.000 Euro – gehen.

Stich will am Rothenbaum nicht auf einem anderen Belag spielen

„Ich stimme Herrn Retschitzegger nicht zu, was die Qualität des Starterfelds angeht“, sagte Stich. Natürlich habe es dem Turnier nicht gut getan, dass mit dem Spanier David Ferrer und dem Franzosen Gilles Simon zwei der drei Topgesetzten am Tag vor Turnierbeginn verletzt abgesagt hatten. Auch der historische Tiefstwert von nur drei Deutschen im Hauptfeld, von denen lediglich Florian Mayer das Achtelfinale erreichte, sei beklagenswert. „Dennoch haben wir spannende und hochklassige Matches gesehen“, sagte Stich, der sich an neun Turniertagen über knapp 71.000 Besucher freuen konnte. Das waren 13.000 mehr als 2014 und – angesichts des Wetters erklärbare – 4000 weniger als 2013, als der Schweizer Roger Federer das Zugpferd war.

Die Diskussion über die Umgestaltung der Anlage will der Wimbledonsieger von 1991 nicht führen. Eine derartige Millioneninvestition sei nicht refinanzierbar, zudem würde der Club an der Alster, der auf der Anlage bis 2049 das Erbbaurecht besitzt, einer Umwandlung nicht zustimmen. Trotz der Differenzen hofft Hammer auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Wettanbieter aus Linz. „Vor allem die weltweite TV-Präsenz sollte unseren Partner überzeugen.“

Sollte sich Bet-at-home zurückziehen, müssten Stich und Hammer, die bis 2018 das Austragungsrecht haben, für das kommende Turnier, das vom 9. bis 17. Juli geplant ist, eine weitere Baustelle schließen. Bange ist ihnen davor nicht, man ist mit einigen potenziellen Interessenten im Gespräch. Bitter genug ist, dass der Termin 2016 direkt nach Wimbledon innerhalb einer Drei-Wochen-Periode liegt, in der sich die meisten Profis auf die Olympischen Spiele in Rio (5. bis 21. August) vorbereiten, die auf Hartplatz stattfinden. Zudem ist zeitgleich das Daviscup-Viertelfinale angesetzt. Dennoch will Stich auch 2016 ein 32er-Feld anbieten und sich um Topstars bemühen.