Klagenfurt. HSV-Beachvolleyball-Duo Laura Ludwig/Kira Walkenhorst gewinnt in Klagenfurt die EM. Ludwig beste Spielerin des Turniers

Nach dem letzten Punkt presste Laura Ludwig einen spitzen Freudenschrei heraus, tanzte danach mit geschlossenen Augen auf dem Klagenfurter Sand, während ihre Partnerin Kira Walkenhorst am Netz auf die Knie fiel und sich vor dem feiernden Publikum verbeugte. „Hier wollte ich schon immer mal gewinnen. Und dann ist es auch noch die Europameisterschaft. Das ist Adrenalin pur, einfach nur geil“, jubelte Ludwig, 29.

Das HSV-Duo hatte am Wörthersee ein perfektes Turnier gespielt, in sieben Spielen nur einen Satz verloren „Ich kann es gar nicht fassen, dass wir in zwei Wochen zweimal Gold geholt haben“, sagte Walkenhorst, 24. Nach dem Triumph beim Grand-Slam-Turnier der Weltserie am vorvergangenen Sonntag im japanischen Yokohama setzen die beiden Hamburgerinnen ihre Siegesserie jetzt in Österreich fort. Und nicht nur das: Ludwig ist nach ihrem dritten EM-Sieg, zuvor siegte sie zweimal mit ihrer ehemaligen Partnerin Sara Goller, auch Europas erfolgreichste Beachvolleyballerin in der EM-Geschichte, die seit 1994 geschrieben wird. Es war ihre insgesamt achte Medaille bei Europameisterschaften. Zudem wurde sie zur besten Spielerin des Turniers gekürt. Experten halten sie inzwischen sogar für die beste Beachvolleyballerin der Welt.

In der Olympia-Qualifikation für die Sommerspiele in einem Jahr in Rio de Janeiro haben Ludwig/Walkenhorst damit erstmals die Führung in der nationalen Wertung übernommen. Maximal zwei deutsche Teams bei Frauen und Männern werden im Juni 2016 die Startberechtigung für das Strandturnier an der Copacabana erhalten.

„Dass wir zwei Wochen in Folge stabil auf hohem Niveau gespielt haben, bedeutet uns sehr viel. Wir haben nun endlich die Konstanz, die uns nach dem verspäteten Saisoneinstieg lange Zeit gefehlt hatte“, sagte Ludwig. Im Finale in Klagenfurt besiegten Ludwig/Walkenhorst die Russinen Jewgenia Ukolowa und Jekaterina Birlowa in 37 Minuten mit 2:0 (21:18, 21:18)-Sätzen.

„Laura ist unglaublich. Wenn ich einen Ball im Block nicht kriege, dann weiß ich, dass sie fast immer richtig steht und das Ding noch holt“, dankte Walkenhorst ihrer Mitspielerin.

Vor einem Monat bei den Weltmeisterschaften in den Niederlanden hatten Ludwig/Walkenhorst gegen Ukolowa/Birlowa noch in der ersten K.-o-Runde verloren und mussten als 17. nach Hause reisen. Dieses Mal hatten sie das Spiel von Beginn unter Kontrolle, führten gleich im ersten Satz mit 8:2 Punkten und gewannen beide Durchgänge am Ende souverän. Der Lohn: 22.000 Euro und 500 Weltranglistenpunkte. Vor zwei Jahren hatten die aktuellen Fünften der Weltrangliste bei ihrem ersten gemeinsamen EM-Auftritt auf Sardinen (Italien) Platz drei belegt. Es war damals das letzte Turnier vor Walkenhorsts Krankheit.

Für die 1,84 Meter große Blockspezialistin waren die jüngsten Siege in Yokohama und im Beach-Mekka Klagenfurt „nach den ganzen Rückschlägen unheimlich wichtig“. Pfeiffersches Drüsenfieber im Vorjahr und eine Meniskusoperation zu Beginn dieser Saison Ende April hatten die gebürtige Essenerin vor eine physische und psychische Kraftprobe gestellt. „Es ist eine riesige Belohnung dafür, dass wir nie aufgegeben haben und nach den vielen Rückschlägen immer wieder zurückgekommen sind. Seit der WM läuft es immer besser“, sagte Walkenhorst: „Es ist schön, dass Laura auf mich so lange gewartet hat. Das werde ich ihr nie im Leben vergessen.“

Ludwigs Geduld hatte einen triftigen sportlichen Grund. Mit Walkenhorst glaubt sie in Rio die ersehnte olympische Medaille holen zu können. Mit Ex-Partnerin Goller war sie 2008 in Peking Neunte und 2012 in London Fünfte geworden. Ein Sieg auf der Welttour war beiden trotz insgesamt acht Finalteilnahmen in neun gemeinsamen Jahren nie gelungen. Mit Walkenhorst gewann Ludwig bereits zwei dieser hochdotierten Events.

Die Rückkehr an die Weltspitze ist auch der behutsamen Aufbauarbeit des Trainerteams um Jürgen Wagner, Hans Voigt und der Hamburger Landestrainerin Helke Claasen zu verdanken. Sie führten Kira Walkenhorst, die Anfang Dezember vergangenen Jahres nach ihrer Viruserkrankung nicht mehr belastbar war, vorsichtig an ihr früheres Niveau heran. Dass sie ihr Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft hat und bei weitem nicht austrainiert ist, lässt für die olympische Saison einiges erwarten. „Wenn beide gesund bleiben, gehören sie zu den besten Teams der Welt“, sagt Wagner. Unter seiner und Voigts Regie waren Julius Brink/Jonas Reckermann 2012 in London Olympiasieger geworden.

Bei den Männern schieden die Hamburger Markus Böckermann/Lars Flüggen (Club an der Alster) in Klagenfurt im Achtelfinale aus.