18-Jähriger wollte bei seinem Heimspiel am Rothenbaum an den Vorjahreserfolg anknüpfen. Aber er muss kräftiger und geduldiger werden.

Hamburg. Hoch gehandelt - tief gefallen? Nein, für Alexander Zverev trifft diese schnelle Analyse nach seinem umkämpften Erstrunden-Aus am Hamburger Rothenbaum nicht zu. 2014 überraschte der Shootingstar der deutschen Tennisszene mit seinen Siegen bis zum Halbfinale in der Hansestadt, in diesem Jahr ist das Feld mit nur 32 Profis kleiner, und die Kontrahenten sind von Beginn an schwerer. Die Gegner kennen den 1,98 Meter großen Teenager.

Sandplatz-Routinier Tommy Robredo hatte Zverev schon am Sonnabend im Halbfinale im schwedischen Båstad geschlagen, am Dienstag nutzte der 33-jährige Spanier die schwächere Rückhand des Hamburgers aus und peitschte jeden erdenklichen Ball auf die verwundbare Seite.

Vom „Wunderkind“ wurde besonders im Ausland berichtet, doch auch in Deutschland sind die Erwartungen an die Nummer 98 der Welt riesengroß. Manchmal zu groß. „Die Medien schreiben alle vom neuen Boris Becker und Michael Stich. Ich bin noch lange nicht da, wo ich hin will, nach ganz oben“, betonte der nur „Sascha“ gerufene Zverev.

Zverev war „negativ im dritten Satz“

Das Gesicht in die Hand gestützt, murmelte der 18-Jährige ziemlich genervt bei der Spielanalyse vor sich hin. „Ich war mehr müde als negativ im dritten Satz“, rechtfertigte er sein Meckern und die schlechte Körpersprache am Ende der 7:6 (7:3), 4:6, 2:6-Niederlage. Was lustlos wirkte, drückte die maßlose Enttäuschung des großen Talentes aus: „Wenn du zu Hause spielst, hast du Druck, du willst die Zuschauer nicht enttäuschen. Ich musste sehr viel laufen, sehr viel arbeiten, leider hat es nicht gereicht.“

Vom früheren Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic bis zum aktuellen Team-Chef Michael Kohlmann bescheinigen die Experten dem ungestümen Spieler Feuereifer beim Training und unbedingten Siegeswillen im Match. So engagiert, wie er im ersten Satz gegen Robredo ein 0:4 aufholte und den Tiebreak gewann, so launisch gab sich der Youngster danach. Während des kurzen Turniers zog er sich im Elternhaus zurück, die gesamte Familie war zusammen. Die Großmutter kam extra aus Moskau.

Zverev benimmt sich schon wie ein Star

Zeitungen liest Zverev wenig, auch sonst wird der einstige Junioren-Finalist der French Open von Manager Patricio Apey abgeschottet. Vater Alexander leitet das Training, Mutter Irina bucht die Reisen. Anders als bei seinem älteren Bruder Mischa, der in der Qualifikation scheiterte, ist es kaum möglich, außerhalb der Pressetermine an den jungen Zverev heranzukommen. Er benimmt sich zuweilen schon wie ein Star - demnächst muss er Ergebnisse liefern, sonst könnte die große Sympathie für den Hoffnungsträger umschlagen. „Ich werde jedes Jahr besser und stärker“, versprach er.

Seine nächste Station ist das ATP-Turnier in Washington, dort kann er unbeschwerter aufspielen als im eigenen Land und ist weniger angespannt.