Bisher galt Hamburg laut Bach als „starke Bewerbung“. Doch was ändert Bostons Rückzug und eine mögliche Kandidatur Torontos?

Bisher hat Thomas Bach die Bewerbung Deutschlands mit Hamburg als „starke Bewerbung“ bezeichnet, wie die der Mitbewerber Boston, Budapest, Rom und Paris auch. Und so wird er sich sicher auch äußern, wenn das kanadische Toronto wie beabsichtigt als sechster Bewerber hinzu kommt. Dem Abendblatt sagt Bach nun, es sei eine „sehr zielgerichtete Ausrichtung“ an seiner Reform-Agenda 2020 und fügt hinzu: „Jeder weiß, dass Deutschland Olympische Spiele nicht nur reibungslos organisieren, sondern auch wirklich feiern und zelebrieren kann.“ Ein vergleichbares Lob hatte der IOC-Präsident bisher auch für Paris übrig. Als Francois Hollande die Bewerbungsabsicht von Paris bei einem Besuch der IOC-Zentrale in Lausanne persönlich überbrachte, sagte Bach, die Stadt habe der Olympischen Bewegung „eine Menge anzubieten“. Die Bewerbung „passt perfekt zum Geist der Olympischen Agenda“.

Dies ist bemerkenswert auch deshalb, weil Paris als Sieger die Serie der seit 2008 nur in Mega-Citys ausgerichteten Spiele fortsetzen würde. Die Agenda soll hingegen die immer größer gewordenen Spiele eher begrenzen - und ihre Veranstaltung zugleich kostengünstiger, transparenter und nachhaltiger machen. Bach sieht keinen Widerspruch. Kern der Agenda sei es, dem IOC „vorzuschlagen und zu zeigen, wie die Städte die Olympischen Spiele am besten eingepasst sehen in ihr Umfeld, und dieses Umfeld kann eben sehr verschieden sein“. Eine große Stadt habe „die Möglichkeit, auf viele Austragungsstätten und Unterbringungsmöglichkeiten zurückzugreifen, bestehende Verkehrs- und Kommunikationsnetze zu nutzen“. Dadurch müsse man „nicht mehr alles neu bauen“.

Laut Bach darf die Olympiastadt 2024 mit einem IOC-Zuschuss von mindestens 1,5 Milliarden Dollar rechnen. Die endgültige Summe hänge ab von sonstigen Unterstützungen des IOC, „welche Beiträge können wir noch durch Sachleistungen, durch Know How, durch Übernahme von Verantwortlichkeiten durch das IOC oder durch internationale Verbände im organisatorischen Bereich geben“. Das Budget für die Organisationskosten sind in seiner Definition „Einmalkosten“ für die Veranstaltung der Spiele, dieser Etat werfe „in schöner Regelmäßigkeit für die Organisatoren Gewinne ab“. Der Bau von Sportstätten sei „nach der Agenda 2020 so angelegt, dass es in die langfristige Entwicklung der Gastgeberstadt oder des Gastgeberlandes passt und der Bevölkerung über Jahrzehnte zur Verfügung steht. Das kann man nicht unter einmal Olympische Spiele abbuchen“.

Der IOC-Präsident sieht zudem keinen besonderen Vorteil für eine Stadt wie Hamburg oder Boston, wenn sie sich in Kenntnis der meisten Fakten und vielleicht auch als Reaktion und Hoffnung auf die Reformpläne von Bach über ein Referendum für die Spiele ausspricht. Es sei Sache eines Bewerbers, wie er „die Zustimmung organisiert oder zum Ausdruck bringt“. Das IOC führe bei allen Bewerbern zum gleichen Zeitpunkt eine „eigene, unabhängige Meinungsumfrage durch“. Selbstverständlich spiele „die Zustimmung der Bevölkerung, also der positive Wille, eine wichtige Rolle“. Offen lässt Bach die Frage, ob es denn fair wäre, mit Boston im kommenden Frühjahr einen Wackelkandidaten ins Finale der Kandidatenauswahl zu schicken, dann zu Lasten eines zuvor ausgesiebten Mitbewerbers. Boston plant sein Referendum erst für den November 2016. Bach sagt: „Ich kann hier nicht Entscheidungen, die auf dem Weg dahin wichtig sind, präjudizieren.“ Mit der Bewerbung von Toronto wäre sicher, dass das IOC zumindest eine Stadt aus dem Rennen nehmen müsste.