Hamburg. Sportwerk Walddörfer verpflichtet den Ägypter Ramy Ashour . 2020 soll die Sportart in Tokio zum ersten Mal olympisch werden.

Gute Squashspieler, sagt man, sollten flink wie Sprinter und ausdauernd wie Marathonläufer sein. Ramy Ashour ist beides, und nicht nur das: „The Artist“, der Künstler, nennen sie in der Szene den 27 Jahre alten Ägypter, der den 24 Gramm schweren Gummiball in dem 9,75 Meter langen und 6,40 Meter breiten Court mit derartiger Präzision und Geschwindigkeit an die Stirnwand zu schlagen versteht, dass am Ende selbst die Stärksten der Welt schweißgebadet resignieren. Ashours Bewunderer halten den dreimaligen Weltmeister deshalb für den bisher besten Squashspieler aller Zeiten. Dass er in der aktuellen Weltrangliste nur an fünf geführt wird, ist seiner Verletzungsanfälligkeit geschuldet. Zuletzt stoppte ihn eine Meniskusoperation.

Im nächsten Jahr aber will Ashour seine Künste erstmals auch in Hamburg zeigen – im Center an der Hagenbeckstraße. Der Bundesligaclub Sportwerk Hamburg Walddörfer e. V. kaufte ihn für die Rückrunde der Meisterschaftsserie, was die beiden Hauptsponsoren Martin Jäger und Danny Ralf Stepputis (Dellen Reparatur Service/DRS) hoffen lässt, „dass wir um den Titel mitspielen werden“. Hauptkonkurrent ist Titelverteidiger Paderborner SC. Die bereits für die Hinrunde geplante Verpflichtung des Ägypters, dessen Engagement für ein Wochenende 8000 bis 10.000 Euro kostet, scheiterte an einer fehlenden Formalie. Landsmann Tarek Momen, 27, Nummer neun der Welt, wird daher das Hamburger Quartett, das am 26. September in Dortmund in die Saison startet, zusätzlich verstärken. Die ersten Heimspiele gegen Bremen und Neumünster sind am 10. Oktober angesetzt.

Der Angriff auf die deutsche Meisterschaft mit einem Saisonetat um die 60.000 Euro ist nur ein Teil des Konzeptes des 1983 gegründeten Vereins, um Squash in Hamburg wieder hoffähig zu machen. Die Renovierung der Anlage neben der Radrennbahn Stellingen inklusive der Aufwertung des Gas­tronomiebereichs gehören ebenso dazu wie eine systematische Jugendarbeit, die der Niederländer Bart Wijnhoven, inzwischen auch Hamburger Landestrainer, seit nun fast drei Jahren erfolgreich leistet. Und zuletzt schlossen sich dem Club 25 Spieler von Grün-Weiß Eimsbüttel an, was die Mitgliederzahl auf 85 erhöhte. Sportwerk Walddörfer ist damit Norddeutschlands größter Squashverein. Neun Teams nehmen in allen Klassen am Spielbetrieb teil.

„Wir wollten die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Sportart legen, und das haben wir jetzt geschafft. Dazu gehören für uns Breitensport, Talentförderung mit der Perspektive einer Spitzenmannschaft in der Bundesliga und eine moderne, am Sport und nicht am Profit ausgerichtete Spielstätte“, sagt der Vorsitzende Tom Kemcke, 50. Der Rechtsanwalt ist zugleich einer der zehn Mäzene des Clubs, „aber ebenso wichtig sind die zahlreichen Ehrenamtlichen, die für den Verein arbeiten“. Die Leidenschaft für Squash eint alle, „und die meisten von uns sind in einem Alter, in dem sie Zeit und Geld dafür haben“.

Das Alter ist ein zentrales Problem des Squashs. „Uns fehlt eine Generation. Es gibt die Alten und jetzt wieder die Jungen, dazwischen fast nichts“, sagt Cornelius Hasselbach, 65, Geschäftsführer der Kaifu-Lodge und 1978 selbst deutscher Meister. In den 1980er-Jahren war Squash Trendsportart. Vielerorts wurden alte Fabrikhallen zu Courts umgebaut. Im wachsenden Markt der Sportangebote verlor Squash seine Stellung, weil viele Einrichtungen nicht mehr zeitgemäß und unkomfortabel waren. Erfolgreiche Fitnesscenter wie die Eimsbütteler Kaifu-Lodge reagierten mit einer radikalen Reduzierung der Plätze. Im Sportwerk dagegen wurden neue Spielflächen geschaffen. Zurzeit sind es 15, die in den Abendstunden meist zwei Wochen im Voraus ausgebucht sind. Am Centre-Court finden bis zu 300 Zuschauer Platz, eine Kopftribüne für weitere 100 Besucher ist geplant. Vom 11. bis 14. Februar 2016 finden an der Hagenbeckstraße die deutschen Einzel-Meisterschaften statt, Ver­einschef Kemcke will mittelfristig auch internationale Turniere veranstalten.

Weltweit hat Squash nichts von seiner Attraktivität eingebüßt, weiß der Courtbauer Markus Gaebel von der Firma Courttech. Jährlich entstünden rund um den Globus 1000 neue Plätze, vor allem in Polen und Russland steigt die Nachfrage. Courttech baut rund 20 Prozent der Anlagen, zuletzt gab es Aufträge auch aus Hamburg, aus Bramfeld und Schenefeld. Gaebel hofft, dass Squash erstmals 2020 in Tokio olympisch wird. Die Chancen stehen gut.

Das Internationale Olympische Komitee hat die Kandidaten für die Sommerspiele in fünf Jahren gerade auf Ringen, Baseball/Softball und eben Squash reduziert. Die Entscheidung fällt im August 2016 in Rio de Janeiro. „Olympische Spiele 2024 in Hamburg, und Squash gehört dann zum Programm, das wäre fantastisch und ein weiterer Motivationsschub für uns alle“, sagt Tom Kemcke.