Hamburg. Bis März 2016 muss das Volleyballteam Aurubis neue Geldgeber finden. Bei einem Scheitern wird Bundesligabetrieb eingestellt.

Ratlos, gar desillusioniert – so wirken sie nicht. Und vielleicht ist das die beste Nachricht, die es zum Volleyballteam Aurubis Hamburg dieser Tage zu vermelden gibt: Dass die gleichberechtigten Präsidenten Horst Lüders, 71, und Volker Stuhrmann, 67, die zu nahezu gleichen Teilen Hauptgesellschafter der den Spielbetrieb organisierenden und finanzierenden TV Fischbek Sportmarketing GmbH sind, den Mut nicht verloren haben. Angesichts des dramatischen Appells, den sie an die Öffentlichkeit richten wollen, ist das nicht selbstverständlich, denn: Wenn nicht bis Mitte März 2016 Sponsorengelder von mindestens 500.000 Euro eingeworben werden, dann haben die Frauen des Vereins keine Zukunft in der Volleyball-Bundesliga.

„Um die neue Saison angehen zu können, haben wir beide alles reingeworfen, was möglich war, auch an eigenem Geld. Noch so einen Kraftakt können und wollen wir nicht schultern“, sagt Stuhrmann. Mit dem Ende der Spielzeit 2015/16, die am 17. Oktober mit einem Auswärtsspiel beim Köpenicker SC beginnt, steigt Europas größter Kupferproduzent Aurubis nach dann neun Jahren als Hauptsponsor und Namensgeber aus.

Das ist keine Überraschung, der Konzern von der Peute hatte diesen Schritt vor eineinhalb Jahren angekündigt. Seitdem suchen Lüders, Stuhrmann und Manager Christian Beutler nach einem Nachfolger. Sie haben bei Hamburgs Sportsenator Michael Neumann um Hilfe gebeten. Sie haben beim renommierten Sportrechtevermarkter Sportfive um Unterstützung geworben, und sie haben viele Gespräche geführt mit Unternehmen aus Hamburg und dem Umland im Allgemeinen und dem für den Club so wichtigen Verbreitungsgebiet Süderelberaum im Besonderen.

An Personal war nicht mehr zu sparen

Das Ergebnis? Gleich null. „Mit den meisten gehen die Gespräche nicht einmal so weit, dass wir schildern könnten, welchen Nutzen wir einem Partner bieten könnten“, sagt Lüders. Dabei läge dieser auf der Hand. „Wir sind die einzige Profimannschaft im Frauenbereich in Hamburg und haben dadurch ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Stuhrmann. Attraktiver Sport mit leistungsbereiten jungen Frauen in ansprechender Umgebung der modernen CU-Arena am Bahnhof Neugraben – all das müsse doch wenigstens Interesse hervorrufen. „Stattdessen erleben wir eine Unverbindlichkeit, die uns leider eine kontinuierliche Entwicklung unmöglich macht“, sagt Stuhrmann. Man sei sich bewusst, eine Randsportart zu repräsentieren. „Aber in einer Stadt, die sich um Olympische Spiele bewirbt, sollte es möglich sein, einige Geldgeber zu finden, um den Etat zu finanzieren.“

In dieser Saison liegt das Gesamtbudget nur noch bei rund 550.000 Euro, wobei Aurubis davon knapp eine halbe Million trägt. „Um es klar zu sagen: Wir sind Aurubis außerordentlich dankbar und erleben unseren Partner auch in unserer letzten gemeinsamen Saison als äußerst engagiert und großzügig“, sagt Stuhrmann. Natürlich ist die Hoffnung da, einen Nachfolger zu finden, der ebenso verlässlich den Etat mit mindestens 500.000 Euro stützt. „Aber unsere Zielsetzung ist, nicht mehr so abhängig von einem Großsponsor zu sein, sondern auf eine Reihe mittelgroßer Unterstützer zu bauen“, sagt Lüders. Zwei Partner, die in einer Größenordnung von 20.000 Euro aufwärts helfen, gibt es derzeit. „Davon bräuchten wir aber 20“, sagt Lüders.

Natürlich versuchen die Macher, auch ihren eigenen Beitrag zur Verbesserung der Zukunftsperspektive zu leisten. An Personal war nicht mehr zu sparen, nachdem in der vergangenen Saison, die man als Hauptrundenneunter mit anschließender Pre-Play-off-Niederlage abgeschlossen hatte, das Trainerteam und die Geschäftsstellenbesetzung auf Minimalbedarf zusammengekürzt worden war.

Bereit für die letzte Schlacht

Vor allem bei den Sachkosten konnte Stuhrmann, seit 1. Juni für die Finanzen alleinverantwortlich, noch einsparen. „Aber wir werden auch mit einem kleineren Spieleretat arbeiten und versuchen, damit eine mindestens gleichwertige Leistung wie in der vergangenen Saison anzubieten.“ Cheftrainer Dirk Sauermann, der seinen Zweijahresvertrag erfüllen darf, soll aus jungen, erfolgshungrigen Talenten ein Team formen, „das wir dann kontinuierlich aufbauen, wenn wir wissen, dass es für uns weitergeht“, sagt Stuhrmann.

Mit Andreas Ziglowski wurde ein ehrenamtlicher Bevollmächtigter für den Sponsoringbereich installiert, auch Frauen versuchen Lüders und Stuhrmann vermehrt für Posten im Förderverein zu gewinnen. Dass die besten Marketinginstrumente aber sportlicher Erfolg und sympathisches Auftreten sind, dessen ist man sich bewusst.

Umso wichtiger sei es, die Verunsicherung zu überwinden, die der bisweilen dominant und dadurch auf einige ehrenamtliche Helfer einschüchternd wirkende Stuhrmann in der vergangenen Saison in den Verein getragen hatte. „Veränderungen, die unsere über 20 Jahre teils verkrusteten Strukturen benötigten, führen manchmal zu Konflikten“, sagt Stuhrmann, „aber ich möchte diese anständig und kooperativ lösen. Es geht mir nur darum, den für unsere Region extrem wichtigen Sport zu erhalten.“

Es geht aber auch um die Rettung eines angesehenen olympischen Teamsports auf Bundesliganiveau in Hamburg. Lüders und Stuhrmann sind bereit für die letzte Schlacht.