Hamburg. In Horn werden Pferde und Menschen vor den hohen Temperaturen geschützt. Ärzte halten Kreislaufmedikamente für die Vollblüter bereit.

Kaum haben die Rennpferde das Ziel auf der Bahn in Horn erreicht, greifen die Pfleger auch schon zum bereitliegenden Wasserschlauch und duschen die edlen Vollblüter ab. Was im Normalfall dazu dient, die Galopper von den im Rennen erhaltenen Gras- und Morast-Spritzern wieder zu befreien, hat in diesen heißen Sommertagen einen zusätzlichen Effekt. Die Erfrischung mit dem kühlen Leitungswasser ist für die Pferde eine Wohltat.

Da für die drei abschließenden Tage des diesjährigen Derbymeetings Rekordtemperaturen von bis zu 38 Grad Celsius vorhergesagt sind, steht den Jockeys und den von ihnen gerittenen Vierbeinern eine Grenzerfahrung bevor. Nach einem Rennen werden bei den sensiblen Rassepferden rund 39 Grad an Körpertemperatur erreicht. Tierärztin Kerstin Reich, die in der Rennwoche auf der Bahn in Horn aktiv ist, relativiert aber die drohende körperliche Belastung. „Es handelt sich um Hochleistungspferde, die auch mit der Hitze gut klarkommen“, sagt sie.

Dennoch werden Kerstin Reich und ihre Kollegen bis zum letzten Rennen am Sonntag voll im Einsatz sein und Infusionen mit Kochsalzlösung und Kreislaufmedikamenten bereithalten. „Die Trainer kennen ihre Pferde recht gut. Sollte ein Tier Probleme haben, wird es meist schon im Vorwege vom Rennen abgemeldet, da es dann ohnehin keine gute Leistung zeigen würde“, sagt die Tierärztin Reich.

Elektrolyt-Paste ins Maul

Trainer Toni Potters gibt unterdessen den von ihm betreuten Pferden an besonders heißen Tagen vor dem Rennen eine Elektrolyt-Paste ins Maul. Das Präparat, das nicht auf der Dopingliste steht, dient dazu, den Wasserhaushalt zu stabilisieren. Zusätzlich erhalten manche Pferde bei besonders hohen Temperaturen auch schon vor dem Rennen eine kühle Dusche. Nach dem Zieleinlauf reiben die Trainer sie mit einer speziellen Kühlpaste ein. „Die Pferde sind gut trainiert und auch an Wärme oder Hitze gewohnt“, sagt Potters. Es sei eher das hart gewordene Geläuf, das einigen zu schaffen macht.

„Pferde sind vom Ursprung Steppentiere. Wenn sie auf der Weide stehen und zwischen einem Platz im Schatten und einem in der Sonne zehn bis zwölf Grad Unterschied herrschen, stehen die Pferde trotzdem in der Sonne“, sagt Eugen-Andreas Wahler, der Präsident des Hamburger Rennclubs.

Die Jockeys bereiten sich ebenfalls mit Elektrolyten auf die Bedingungen vor. Einer von ihnen, Youssef Echariaa aus Marokko, freut sich über die Hitze: „Das ist wie zu Hause, sehr gemütlich.“ Rennbahnarzt Peter Wind rät den Jockeys angesichts der Hitze von den üblichen Saunagängen, um Gewicht zu verlieren, ab: „Das sehen wir Ärzte gerade jetzt gar nicht gern.“