Hamburg. Hamburgs Wasserballer spielen am kommenden Wochenende in Potsdam um den Erstligaaufstieg. Aber er droht teuer zu werden.

Am kommenden Wochenende freiwillig ins Hallenbad zu gehen, auf die Idee werden außer Sven Reinhardt nicht so viele kommen. Der Trainer des SV Poseidon Hamburg hat in Potsdam für Freitagabend und Sonnabendvormittag eigens ein überdachtes Trainingsbecken reservieren lassen. Immerhin stehen die wichtigsten Spiele der Saison an, und da soll seine Mannschaft in der vorhergesagten Hitzewelle nicht unnötig Kraft lassen.

Beim Aufstiegsturnier selbst wird dann das Cabriodach des Marienbades in Brandenburg an der Havel wohl geöffnet sein, aber das spielt keine Rolle, weil die Bedingungen für alle vier Bewerber um die beiden Plätze in der Deutschen Wasserball-Liga gleich sind: für Gastgeber SGW Brandenburg, den Auftaktgegner am Sonnabend (20.15 Uhr), sowie Duisburg 98 und die Wasserfreunde Fulda, auf die Poseidon am Sonntag trifft. „Ein heißes Turnier“ kann Reinhardt, 41, in jedem Fall versprechen: „Alle Mannschaften sind sehr stark, und alle wollen nach oben.“

Das nämlich ist im Wasserball nicht unbedingt selbstverständlich. Weil mit dem Aufstieg auch der Aufwand steigt, scheut mancher Verein das Risiko. „Eine Erstligasaison würde uns etwa 60.000 Euro kosten, mehr als das Doppelte des bisherigen Etats“, sagt Poseidon-Wasserballwart Lars Hinkelmann, 40. Die aktuelle Mannschaft um Kapitän Alexander Weik und seinen Bruder, den Torschützenkönig Patrick Weik, hat zwar nachgewiesen, dass sie zu gut für die Zweite Liga Nord ist. Die Saison hat sie als unangefochtener Tabellenerster mit 33:3 Punkten und ohne Niederlage abgeschlossen. Am vergangenen Wochenende gewann Poseidon zudem noch den norddeutschen Pokal bei der Endrunde im vereinseigenen Freibad in Eidelstedt.

Und doch bräuchte es mehr Spieler, die, wie die Weiks einst bei Waspo Hannover, Erfahrung in der höchsten Spielklasse gesammelt haben. Andernfalls würde die Erste Liga wohl wie 2008/09 und 2010/11 ein Intermezzo werden und keine Ära wie in den Jahren 1968 bis 1980, als Poseidon durchgängig in der Bundesliga spielte. „Wir wollen keine Fahrstuhlmannschaft werden“, sagt der frühere Nationalspieler Reinhardt, „aber mit den vorhandenen personellen Ressourcen wäre der Klassenerhalt kaum zu schaffen.“

Viel anzubieten hat Hinkelmann allerdings nicht: „Wir können Jobs vermitteln, Studien- oder Ausbildungsplätze. Aber wir können auch mit den Zuschüssen unseres Fördervereins keine Gehälter bezahlen.“ Dabei müsste der Trainingsaufwand von derzeit vier auf sechs bis sieben Einheiten pro Woche erhöht werden. Was auch organisatorisch eine Herausforderung ist.

Am neuen Landesleistungszentrum im Wilhelmsburger Inselpark finden die Wasserballer zwar die Einrichtungen vor, die sie in der kalten Jahreszeit bräuchten. „Allerdings will Bäderland die Trainingszeiten am Vormittag, die wir dann bräuchten, bezahlt haben“, sagt Hinkelmann. Der älteste olympische Mannschaftswettbewerb ist eben auch in der möglichen Gastgeberstadt der Spiele von 2024 nur eine Randsportart.