Hamburg. Regisseur Guido Weihermüller begleitet seit November 2014 die Spitzensportler der Stadt auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen 2016.

„Hinter jedem Athleten, der zu Olympia will, steht eine Geschichte“, sagt Guido Weihermüller. Jetzt gibt es diese auch zu sehen. Der Regisseur begleitet mit seinem Kameramann Eduard Ebel seit dem vergangenen November neun Hamburger Spitzensportler auf ihrem Weg zu den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. „Das ist der härteste Ausleseprozess der Welt“, sagt Weihermüller, 50. Im Internet unter www.die-norm.de dokumentiert er ihn jetzt. Der anderthalb- bis zweistündige Spielfilm, Arbeitstitel: „Die Norm“, soll im Herbst nächsten Jahres in die Kinos und danach ins Fernsehen kommen.

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+++ Sehen Sie hier einen Trailer zu dem Film +++

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Schwimmer Steffen Deibler, 27, und die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig, 29, und Kira Walkenhorst, 24, sind die Ersten, deren Olympiavorbereitungen auf einer Zeitleiste ab sofort online abgerufen werden können. Jede Woche stellt Weihermüller neue Bewegbilder der Athleten ins Netz. Ruderer Tim Ole Naske, 19, Junioren-Weltmeister und Jugend-Olympiasieger im Einer, und der ehemalige Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer, 29, vom HSV sind die nächsten.

Im vergangenen Jahr hatte Weihermüller, Dozent an der Medienakademie in Tonndorf, mit „Wechselzeiten“ sein Publikum begeistert. In dem Dokumentarfilm erzählt der Hobby-Triathlet einfühlsam die Geschichten von vier Frauen, die sich in Hamburg aus unterschiedlichen persönlichen Motiven unter professioneller Anleitung auf ihren ersten Triathlon vorbereiten. Dieser Film öffnete ihm die Türen beim Team Hamburg, jener Gruppe lokaler Spitzenathleten, die mit Unterstützung der Stadt und von Hamburger Unternehmen 2016 zu Olympia wollen. „,Wechselzeiten’ war ein Meisterwerk, mit dem er bei uns Vertrauen geschaffen hat“, sagt Weitspringer Bayer.

Weihermüller sucht auch diesmal die besondere Perspektive, einen neuen Blickwinkel, um zu erklären, warum junge Menschen diese jahrelange Fron mit ungewissem Ausgang auf sich nehmen, um ihren sportlichen Traum, meist unter Verzicht auf ein geregeltes Privatleben, verwirklichen zu können. Er stellt sich Fragen wie diese: Was treibt die Athleten an? Wie hoch ist der Preis? Woher rührt diese Opferbereitschaft? Wie funktioniert Spitzensport, wenn – wie beim Team Hamburg – kaum Geld im Spiel ist? Wie fühlt man sich als Stellvertreter einer Nation? Und: Was sind die Erfolgsfaktoren?

Gegenseitige Wertschätzung und eine gewisse persönliche Nähe sind erforderlich, um ehrliche Antworten zu erhalten. „Es sind tolle Menschen, die bereit sind, uns an ihrer Reise teilhaben zu lassen“, sagt der Regisseur nach dem ersten halben Jahr intensiver Zusammenarbeit, „aber es bleibt immer auch ein schmaler Grat, um als Filmemacher, als Außenstehender also, die Distanz zu den Sportlern zu wahren.“

Bisher scheint ihm das geglückt. Die Kamera ist dabei, wenn Bayer sich eine Spritze zwischen die Zehen setzen lässt, die ihm offenbar große Schmerzen bereitet. Das Filmteam sitzt am Frühstückstisch der Schwimmerin Maxine Wolters, 16, und später im Auto der Mutter, die ihre Tochter um halb sechs zum Frühtraining an den Olympiastützpunkt in Dulsberg fährt. Weihermüller dreht im Becken das Training des Schwimmers Jacob Heidtmann, und er steht im Sand, wenn die Beachvolleyballer Markus Böckermann und Lars Flüggen baggern und blocken. Er sieht zu, wie Deibler unter der Last der Kraftmaschinen schwitzt, stöhnt und flucht, und er ist am Flughafen Fuhlsbüttel vor Ort, wenn Ludwig und Walkenhorst auf Weltreise gehen und von Freunden Abschied nehmen.

Noch sammeln er und sein Kameramann Ebel Material. „Die Geschichte schreibt sich noch“, weiß Weihermüller aus Erfahrung. Er wird in den nächsten Wochen mit seinem Team im Wohnmobil zu Wettkämpfen reisen wie zu den anstehenden Beachvolleyball-Weltmeisterschaften in den Niederlanden (26. Juni bis 5. Juli).

Er will dann jene Momente erleben, auf die Sportler jahrelang hinarbeiten, er will diese Augenblicke nicht verpassen, wenn sich die Anspannung in Freude entlädt, wenn die Leistungsnorm erfüllt ist, die das ersehnte Ticket nach Brasilien verspricht. „Der Erfolg steht jedoch nicht im Vordergrund“, sagt Weihermüller, „wir begleiten die Sportler in jedem Fall weiter bis Ende August 2016.“ Schlusspunkt des Films soll die Rückkehr der Athleten aus Rio sein. Hamburg erwartet die deutsche Olympiamannschaft diesmal auf dem Airbus-Flughafen in Finkenwerder.

Weihermüllers Ehefrau Silvia, 49, produziert das aufwendige Projekt, das von der Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein finanziell mit einem fünfstelligen Betrag unterstützt wird. „Das Ganze ist ein Experiment, und auch wir sind gespannt auf den Ausgang, ob wir die Norm schaffen werden, die wir uns gesetzt haben“, sagt Silvia Weihermüller.

Hier geht's zum Filmprojekt "Die Norm" über Hamburgs Sportler auf dem Weg nach Rio