Wolfsburg ist erstmals DFB-Pokal-Sieger. Die Wölfe verderben die Abschiedsfeier von Dortmunds-Trainer Jürgen Klopp.

Es war sein großer Traum. Noch einmal mit dem DFB-Pokal auf dem Lkw die Runde um den Borsigplatz drehen. Es wäre die Krönung seiner siebenjährigen Amtszeit bei Borussia Dortmund gewesen. Vorbei. Klopp muss sich nach dem 1:3 gegen den VfL Wolfsburg ohne den erhofften Titelgewinn verabschieden.

Natürlich feierten die BVB-Fans ihren „Kloppo“ nach dem Abpfiff enthusiastisch. Die 94 Pokalminuten demonstrierten indes dennoch, dass der freiwillige Rückzug des so erfolgreichen Trainers für beide Seiten der richtige Schritt ist. Für Klopp, der nach diesem klaren Schnitt beweisen kann, dass er auch anderer Stelle Erfolg haben kann. Und für den Verein, der sich von seinem Erfolgsmacher, von seiner Identifikationsfigur, nunmehr emanzipieren kann. Diese Mannschaft braucht dringend neue Impulse, personell wie taktisch. Ob Thomas Tuchel dafür der richtige Mann ist, zählt zu den spannendsten Fragen der kommenden Spielzeit.

Für drei Spieler war dieser Abend vielleicht noch bitterer als für den scheidenden Trainer. Allen voran für Torwart Mitchell Langerak, der im wichtigsten Spiel seiner Karriere den Beweis schuldig blieb, ob er wirklich der richtige Nachfolger für den alternden Weltmeister Roman Weidenfeller ist. Bitter war das Finale auch für Marco Reus. Der Nationalspieler, immer wieder zurückgeworfen durch schwere Verletzungen, bleibt in Sachen Titel der Unvollendete. Und ohne Trophäen reicht es eben nicht für den Sprung in die absolute Spitzenklasse. Und Sebastian Kehl erlebt sein Ende wie Klopp nach 13 Dienstjahren ohne den erhofften Titel

Als Trost bleibt dem BVB immerhin die erneute Qualifikation für das internationale Geschäft, was nach der völlig missratenen Hinrunde nicht unbedingt zu erwarten war.

Und der VfL Wolfsburg? Viel Häme haben die Niedersachsen in den vergangenen Jahren einstecken müssen, der Titelgewinn unter Felix Magath schien nur ein einmaliger Coup zu bleiben. Doch mit der Vizemeisterschaft und dem Pokalsieg unterstrichen die Wolfsburger eindrucksvoll ihre Ambitionen auf die Rolle der Nummer zwei in Deutschland. Sicher, dank Volkswagen hat der Werksclub ohne Frage einen immensen Wettbewerbsvorteil. Aber Geld allein schießt keine Tore – und produziert keine Titel. Manager Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking zeigen sich als kluge Architekten in der VW-Stadt, dafür gebührt beiden großer Respekt. Diese Mannschaft ist noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten, kann mit weiteren Verstärkungen sehr wohl den Bayern Paroli bieten, nur gut für den deutschen Fußball.

Achja, ein Wort noch zum HSV. Fast drei Jahrzehnte ist es her, dass der Bundesliga-Dino seine Fans mit einem Pokalsieg beglückte. Sollte am Montag die Rettung in Karlsruhe gelingen, könnten sich die Profis im Mai 2016 mit einem Betriebsausflug nach Berlin belohnen, um einmal diese einmalige Atmosphäre des deutschen Wembleys zu erleben. Geld ist ja da. Noch besser wäre es natürlich, sie würden mal wieder als Teilnehmer anreisen und nicht wie so oft früh ausscheiden. Doch zuallererst geht es am Montag um etwas viel Größeres: den Existenzkampf im Wildpark.