Zürich. Beckenbauer kritisiert UEFA und lobt Blatter. Dieser droht Widersachern. UEFA-Verbände dürfen sich für WM 2026 bewerben. Die News im Ticker.

Sieben Fifa-Funktionäre wurden diese Woche in einem Züricher Luxushotel festgenommen. Die Vorwürfe: Annahme von Bestechungsgeldern in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar, organisiertes Verbrechen, Geldwäsche. Außerdem hat die schweizerische Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren in Zusammenhang mit der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 eröffnet.

Dennoch wurde Freitagabend Fifa-Boss Joseph Blatter für eine fünfte Amtszeit gewählt. Gegen den von der UEFA unterstützten Kontrahenten Prinz Ali bin al-Hussein setzte er sich mit 133:73 Stimmen durch.Europa muss sich nach der Wiederwahl auf schwere Zeiten im kriselnden Fußball-Weltverband einstellen. Alle Infos rund um den Fifa-Skandal und die Wiederwahl Blatters im News-Ticker.

Niersbach lehnt europäischen WM-Boykott ab

21:25 Uhr: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat sich gegen einen europäischen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaften ausgesprochen. "Ich bin total dagegen", sagte Niersbach am Rande des DFB-Pokalfinales zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg in der ARD: "Das ist eine schlechte Waffe, das kann kein Mittel sein." Vor der Wiederwahl von Joseph S. Blatter als Präsident des Weltverbandes Fifa hatte Uefa-Chef Michel Platini einen Rückzug der europäischen Verbände nicht ausgeschlossen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte mehrheitlich für den jordanischen Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein gestimmt. Nach der Festnahme mehrerer hochrangiger Fußball-Funktionäre vor dem Wahlkongress in Zürich soll bei einem Uefa-Treffen am Rande des Champions-League-Finale in Berlin (6. Juni) über weitere Aktionen gegen Blatter beraten werden.

Boliviens Präsiedent will Fifa-Skandal in Brüssel diskutieren

20:03 Uhr: Der bolivianische Präsident Evo Morales will den FIFA-Korruptionsskandal auf die Agenda des EU-Celac-Gipfels in Brüssel setzen. „Es kann nicht sein, dass einige Funktionäre das Geld des Volkes in dieser Weise verwalten“, sagte der fußballbegeisterte Staatschef am Samstag der staatlichen Nachrichtenagentur ABI. „Blatter hat gewonnen, aber der Fußball hat verloren.“

Vor dem Kongress des Weltfußball-Verbandes FIFA waren in Zürich sieben Spitzenfunktionäre wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Die US-Justiz wirft ihnen vor, Bestechungsgelder in Höhe von über 100 Millionen Dollar angenommen zu haben. FIFA-Chef Joseph Blatter wurde trotz des Skandals am Freitag auf dem Kongress wiedergewählt.

Der dritte Gipfel der Europäischen Union und der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) findet am 10. und 11. Juni statt. Zu dem Treffen in Brüssel werden rund 60 Staats- und Regierungschefs erwartet.

Europa-Bewerbung für WM 2026 möglich

13.47 Uhr: Für die WM 2026 können sich auch europäische Länder als Gastgeber bewerben. Das entschied das FIFA-Exekutivkomitee am Samstag in Zürich. Das Gremium verzichtete auf eine zuvor angedachte Änderung der bestehenden Regel, nach der nur Länder aus der Konföderationen nicht kandidieren dürfen, in der das vorangegangene Turnier stattfindet. In diesem Fall ist Asien wegen der WM 2022 in Katar betroffen. 2018 findet die WM in Russland statt.

Der Gastgeber für 2026 wird am 10. Mai 2017 erstmals vom FIFA-Kongress statt vom Exekutivkomitee bestimmt. Bislang haben unter anderen die USA, Kanada und Mexiko Interesse an einer Ausrichtung bekundet. Das bis dato letzte Turnier in der CONCACAF-Zone, zu der alle drei Länder gehören, war die WM 1994 in den USA. Zudem plant Marokko eine erneute Bewerbung.

Beckenbauer gibt Blatter Rückendeckung

13.27 Uhr: Franz Beckenbauer hat Sepp Blatter erneut in Schutz genommen. „Es ist das System, nicht der Einzelne“, sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern München am Sonnabend bei einem Sponsorentermin im Vorfeld des DFB-Pokalfinales in Berlin. Der Fußball-Weltverband sei eine „Ansammlung von Funktionären“, die auch ein Fifa-Chef unmöglich alle kennen könne. „Er wird nicht unbedingt wissen, wer die Leute sind, die in den Verbänden gewählt wurden - aus Samoa oder Virgin Islands oder sonst was.“

Bereits in einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen hatte der Kaiser Kritik an der UEFA geübt: „Die UEFA hat ja noch nicht einmal einen eigenen Kandidaten vorzuweisen. Wenn ich etwas ändern will, dann muss ich eine Alternative anbieten.“

Nun müssten sich Fifa und Uefa wieder annähern. „Sie sollten sich schleunigst zusammensetzen, um eine Möglichkeit der Kommunikation wiederzufinden. Das, was im Moment stattfindet, ist für die Verbände und den Fußball schädlich.“ Einen Boykott durch die Uefa lehnte Beckenbauer ab: „Deshalb hat uns der liebe Gott ja die Stimme gegeben, dass wir miteinander reden“, betonte er.

Auf die Frage, ob die Uefa über einen Kandidaten bei der nächsten Wahl nachdenken sollte, sagte Beckenbauer: "Ich hätte das eigentlich schon jetzt erwartet. Wenn man eine Veränderung will, sollte man sich als Herausforderer zeigen und nicht nur mit dem Finger auf einen deuten." Der jetzige Herausforderer, Prinz Ali, sei in der Fußballwelt viel zu unbekannt gewesen und hätte deshalb keine Chance gehabt. "Ich glaube nicht, dass das die richtige Reaktion war."

Keine FIFA-Amnestie für den FC Barcelona

12.53 Uhr: Eine Nachricht abseits der Pressekonferenz: Champions-League-Finalist FC Barcelona erhält im Fall der bis 1. Januar 2016 verhängten Transfersperre keine Amnestie vom Fußball-Weltverband FIFA. Das bestätigte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke der vereinsnahen katalanischen Sporttageszeitung Mundo Deportivo.

Nach Angaben des Blattes hatte sich Spaniens Verbandsboss Angel Maria Villar am Rande des FIFA-Kongresses in Zürich in Gesprächen mit Präsident Joseph S. Blatter vergeblich um einen Straferlass bemüht. Laut Valcke gebe es für eine solche Maßnahme "keine rechtliche Grundlage".

Die FIFA hatte den Klub im April 2014 wegen mehrerer Verstöße bei der Verpflichtung Minderjähriger aus dem Ausland verurteilt. Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte die Transfersperre Ende Dezember.

Blatter zu seinen Gegnern: "Das ist wie im Fußball"

12.38 Uhr: „Diejenigen, die verloren haben, können ja morgen wieder gewinnen", sagt Joseph Blatter in Zürich zu seinen Gegnern. "Das ist wie im Fußball auch.“

Sepp Blatter – Fifa-Chef und Weltenlenker

Der Sieger ist – Katar: Joseph Blatter präsentiert den WM-Gastgeber 2022
Der Sieger ist – Katar: Joseph Blatter präsentiert den WM-Gastgeber 2022 © dpa
Sepp Blatter und Weltmeister Ronaldo
Sepp Blatter und Weltmeister Ronaldo © dpa | Olivier Maire
Joseph Blatter erhält von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz
Joseph Blatter erhält von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundesverdienstkreuz © dpa | DB Roberto Pfeil
Franz Beckenbauer musste auf Sepp Blatter vertrauen, als sich Deutschland um die WM 2006 bewarb
Franz Beckenbauer musste auf Sepp Blatter vertrauen, als sich Deutschland um die WM 2006 bewarb © dpa | Bernd Weissbrod
Sie werden der Korruption beschuldigt (von oben links): Rafael Esquivel, Jose Maria Marin, Eduardo Li, Eugenio Figueredo, Nicolas Leoz, Jack Warner, Jeffrey Webb und Julio Rocha
Sie werden der Korruption beschuldigt (von oben links): Rafael Esquivel, Jose Maria Marin, Eduardo Li, Eugenio Figueredo, Nicolas Leoz, Jack Warner, Jeffrey Webb und Julio Rocha © dpa | Epa
Der frühere Fifa-Funktionär Jack Warner sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt
Der frühere Fifa-Funktionär Jack Warner sieht sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt © dpa | Gary I Rothstein
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela freute sich über die WM 2014 in Südafrika
Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela freute sich über die WM 2014 in Südafrika © dpa | Eddy Risch
Shakira, Stammsängerin bei der WM, mit Joseph S. Blatter
Shakira, Stammsängerin bei der WM, mit Joseph S. Blatter © dpa | Alessandro Della Bella
Absolution von allen Sünden? Sepp Blatter mit Papst Franziskus
Absolution von allen Sünden? Sepp Blatter mit Papst Franziskus © dpa | Osservatore Romano / Handout
Sean Connery, Pelé und Joseph Blatter
Sean Connery, Pelé und Joseph Blatter © dpa | Danilo Schiavella
Mit Präsident Wladimir Putin ist Joseph Blatter ebenfalls auf Tuchfühlung. Die WM 2018 findet in Russland statt
Mit Präsident Wladimir Putin ist Joseph Blatter ebenfalls auf Tuchfühlung. Die WM 2018 findet in Russland statt © dpa | Mikhail Klementev/Ria Novosti /
Joseph S. Blatter mit dem Präsidenten der Asiatischen Ländervereinigung, Mohamad bin Hammam
Joseph S. Blatter mit dem Präsidenten der Asiatischen Ländervereinigung, Mohamad bin Hammam © dpa | Ahmad Yusni
1/12

Pressekonferenz hat begonnen

12.28 Uhr: Mittlerweile hat in Zürich die Pressekonferenz mit Sepp Blatter begonnen. Sie war für 11.30 Uhr angekündigt, verzögerte sich aber wegen Tonproblemen. Der Fifa-Boss eröffnet die PK mit einer Rede in der er betont, dass er seinen Teil der Verantwortung übernehmen werde.

WM-Startplätze: Europa stellt 13 Teilnehmer

11.48 Uhr: Gute Nachrichten für die Europäische Fußball-Union: Bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 darf Europa wie geplant mit 13 UEFA-Teams an den Start gehen.

Frankreichs Stimme ging an Blatter

11.38 Uhr: Frankreichs Fußball-Verband hat UEFA-Chef Michel Platini brüskiert und sich bei der FIFA-Präsidentschaftswahl für Joseph Blatter entschieden. „Ich habe für Joseph Blatter gestimmt. Zwischen ihm und Prinz Ali war es für mich die bessere Wahl“, sagte Frankreichs Verbandspräsident Noël Le Graët nach der Abstimmung beim FIFA-Kongress am Freitag in Zürich französischen Medienberichten zufolge. Le Graëts Landsmann Platini ist ausgesprochener Blatter-Kritiker.

Putin gratuliert Blatter

11.30 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat Joseph Blatter zu dessen Wiederwahl zum Präsidenten des Fußball-Weltverbandes FIFA gratuliert. Er sei zuversichtlich, dass „die Erfahrungen, der Professionalismus und das hohe Ansehen Blatter helfen werden, zur weiteren Verbreitung und weiteren Beliebtheit des Spiels in der ganzen Welt beizutragen“, teilte der Kreml am Sonnabend in Moskau mit. Putin bekräftigte, dass WM-Gastgeber Russland zur Zusammenarbeit mit der FIFA bereit sei. Putin hatte die Korruptionsermittlungen gegen FIFA-Funktionäre am Donnerstag mit Nachdruck als Versuch der USA verurteilt, Russland die Weltmeisterschaft 2018 zu entziehen.

Obama hält sich aus FIFA-Debatte heraus

11.07 Uhr: US-Präsident Barack Obama hält sich aus der Debatte über die Zukunft des Fußball-Weltverbandes FIFA heraus. Das Weiße Haus verzichtete am Freitag zwei Tage nach den von US-Behörden beantragten Festnahmen von hochrangigen Fußball-Funktionären in Zürich auf eine Reaktion auf die Wiederwahl des umstrittenen FIFA-Bosses Joseph S. Blatter (Schweiz) für eine fünfte Amtszeit als Präsident.

"Das ist eine Entscheidung dieser Organisation, die sich gerade in schwerem Aufruhr befindet. Sie haben sie zu treffen, und wir lassen sie sie auch treffen", sagte Obamas Sprecher Josh Earnest.

Beckenbauer: Lob für Blatter und Kritik an UEFA

10.21 Uhr: Franz Beckenbauer hat FIFA-Chef Joseph Blatter gelobt und den Gegenspielern des Schweizers von der UEFA eine schlechte Strategie bescheinigt. „Blatter ist ohne Zweifel eine starke Persönlichkeit, die ein gewaltiges Standing in der Welt besitzt“, sagte der Kaiser in einem Interview der „Thüringer Allgemeinen“.

Die europäischen Gegenspieler Blatters kritisierte Beckenbauer. „Die UEFA hat ja noch nicht einmal einen eigenen Kandidaten vorzuweisen. Wenn ich etwas ändern will, dann muss ich eine Alternative anbieten“, sagte das frühere Exekutivkomitee-Mitglied des Fußball-Weltverbandes.

Blatter habe letztlich leichtes Spiel gehabt. „Er hat ja im Grunde immer nur die Europäer gegen sich, sofern die überhaupt in der Lage sind, geschlossen aufzutreten.“

Der 79 Jahre alte Schweizer war am Freitagabend für eine fünfte Amtszeit gewählt worden.

WM 2006: Linkspartei fordert Aufarbeitung der Vergabe

10.01 Uhr: Die Linkspartei hat eine Aufarbeitung der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland gefordert. „Wer den FIFA-Sumpf trocken legen will, der muss alles auf den Tisch packen und darf sich nicht ausschließlich an Blatter, Russland und Katar abarbeiten“, sagte Linken-Chef Bernd Riexinger der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstag).

„Wer glaubt, die in der FIFA-DNA angelegte Korruption hätte ausgerechnet um die WM 2006 einen Bogen gemacht, der will den FIFA-Sumpf nicht austrocknen, sondern mit dem Finger auf andere zeigen“, meinte Riexinger. Schon 2003 habe es Verdachtsmomente gegeben, diese müssten jetzt wieder auf den Tisch. Der DFB solle selber aktiv werden und nicht auf die amerikanischen Justizbehörden warten, forderte der Linken-Chef.

Blatter droht USA und Platini

9.28 Uhr: Joseph Blatter hat nach seiner Wiederwahl als FIFA-Präsident die amerikanischen Justizbehörden und die Europäische Fußball-Union um Michel Platini mit scharfen Worten angegriffen. Es gebe „einen Hass, der nicht nur von einer Person bei der UEFA kommt, aber von der UEFA als Organisation, die nicht verstanden hat, dass ich 1998 Präsident geworden bin“, sagte der 79 Jahre alte Schweizer in einem TV-Interview des Schweizer Sender RTS. Vor 17 Jahren hatte sich Blatter gegen den UEFA-Widersacher Lennart Johansson durchgesetzt.

UEFA-Chef Platini hatte Blatter vor dem fünften Wahlsieg am Freitag beim FIFA-Kongress in Zürich gegen den einzigen Gegenkandidaten Prinz Ali bin al-Hussein zum Rücktritt aufgefordert. „Ich vergebe jedem, aber ich vergesse nicht“, sagte Blatter dazu.

Diese Forderung von Platini und die Festnahmen von sieben Funktionären in Zürich zwei Tage vor der Wahl auf Antrag von US-Behörden seien „kein Zufall“. Blatter: „Es gibt Zeichen, die nicht täuschen: Die Amerikaner waren Kandidaten für die WM 2022 und sie haben verloren.“ Zudem sieht er einen Zusammenhang zwischen dem Jordanier al-Hussein und den USA. „Man darf nicht vergessen, dass sie der Hauptsponsor des haschemitischen Königsreichs sind, also von meinem Gegner. Diese Sache riecht nicht gut“, sagte Blatter.

US-Steuerfahndung geht von weiteren Anklagen aus

8 Uhr: Der Chef der US-Steuerfahndung geht von weiteren Anklagen im FIFA-Korruptionsskandal aus. Nach einem Bericht der „New York Times“ vom Freitag (Ortszeit) sagte Richard Weber: „Ich bin ziemlich sicher, dass wir eine weitere Runde von Anklagen haben werden.“ Weber wollte nach Angaben der Zeitung die übrigen Ziele der US-Ermittlungen nicht nennen. Er wollte auch nicht sagen, ob darunter auch der soeben wiedergewählte FIFA-Präsident Sepp Blatter sei. Die US-Behörden gingen aber davon aus, dass weitere Personen in kriminelle Handlungen verwickelt seien.

Nach Ermittlungen aus den USA waren am Mittwoch sieben Spitzenfunktionäre, darunter auch die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay), in Zürich festgenommen worden. Insgesamt stehen 14 Personen unter Korruptionsverdacht.

(dpa/SID/HA)