Berlin. Wer ist die zweite Kraft Deutschlands hinter dem FC Bayern? Das Pokalfinale zwischen Dortmund und Wolfsburg diese Frage beantworten.

Auch am Tag vor seinem furiosen Abschiedsfest drehte sich in Berlin alles um Jürgen Klopp. Vor der Trennung von seiner großen Liebe Borussia wehrte sich der Dortmunder Trainer-Held mit sichtbarer Freude gegen die eigene Hauptrolle. „Ich habe nicht den Anspruch, der Held des Spiels zu werden. Das überlasse ich gerne den Spielern“, sagte der BVB-Coach vor dem Pokalfinale am Samstag (20 Uhr/ARD und Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) gegen den Vizemeister VfL Wolfsburg.

Von großem Druck war am Freitag in den Katakomben des Olympiastadions noch wenig zu spüren. 30 Stunden vor dem Anpfiff zeigte sich Klopp in Plauderlaune. „Ich sage dir, wer im Tor spielt, wenn du mir sagst, ob Naldo dabei ist“, flachste er mit seinem Wolfsburger Kollegen Dieter Hecking, der auf seinen ersten Titel als Trainer hofft.

Doch das Pokalfinale wird nicht nur für die beiden Trainer zum spannenden Schlussakt der Saison. Schließlich wollen beide Clubs ihren Anspruch untermauern, die zweite Kraft im deutschen Fußball zu sein. „Wir würden gerne die Lücke schließen, die zwischen Bayern München und dem Rest der Liga entstanden ist“, bekannte VfL-Sportchef Klaus Allofs: „Aber das passiert nicht durch einen Pokalsieg. Es wäre aber ein Schritt dahin.“ BVB-Kapitän Mats Hummel bemerkte mit Vorfreude: „Pokalfinale ist einfach ein geiles Spiel.“

Bayern: Elfmeter-Rutschen gegen Dortmund

Glücksgefühle bei den scheidenden Borussen: Trainer Jürgen Klopp (2.v.r.) und Routinier Sebastian Kehl (r.) feiern den Dortmunder Einzug ins DFB-Pokalfinale
Glücksgefühle bei den scheidenden Borussen: Trainer Jürgen Klopp (2.v.r.) und Routinier Sebastian Kehl (r.) feiern den Dortmunder Einzug ins DFB-Pokalfinale © Witters
"Es tut mir leid": Der Bremer Schiedsrichter Peter Gagelmann (r.), hier in Diskussion mit Bayern-Trainer Pep Guardiola, hat einen Fehler bei einer Elfmeter würdigen Szene im DFB-Pokalhalbfinale zwischen München und Dortmund eingeräumt © Witters
Bayerns Robert Lewandowski feiert seinen Treffer
Bayerns Robert Lewandowski feiert seinen Treffer © REUTERS | MICHAEL DALDER
Das 1:0 durch Robert Lewandowski
Das 1:0 durch Robert Lewandowski © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Rafinha (r) vom FC Bayern und Pierre-Emerick Aubameyang vom FC Bayern kämpfen um den Ball
Rafinha (r) vom FC Bayern und Pierre-Emerick Aubameyang vom FC Bayern kämpfen um den Ball © dpa | Tobias Hase
Juan Bernat (M) vom FC Bayern München und Jakub Blaszczykowski (l) und Sokratis Papastathopoulos (r) im Kampf um den Ball
Juan Bernat (M) vom FC Bayern München und Jakub Blaszczykowski (l) und Sokratis Papastathopoulos (r) im Kampf um den Ball © dpa | Peter Kneffel
Mehdi Benatia mit der Kopfballabwehr
Mehdi Benatia mit der Kopfballabwehr © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Robert Lewandowski und Sokratis Papastathopoulos im Zweikampf
Robert Lewandowski und Sokratis Papastathopoulos im Zweikampf © dpa | Peter Kneffel
Bayern's Thomas Müller fordert einen Handelfmeter. Schmelzer hatte zuvor den Ball im Strafraum mit der Hand gespielt
Bayern's Thomas Müller fordert einen Handelfmeter. Schmelzer hatte zuvor den Ball im Strafraum mit der Hand gespielt © AP | Matthias Schrader
Pierre-Emerick Aubameyang machte es dann noch mal spannend - 1:1
Pierre-Emerick Aubameyang machte es dann noch mal spannend - 1:1 © AFP | CHRISTOF STACHE
Aubameyang erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich
Aubameyang erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich © dpa | Tobias Hase
Anschließend gab es die Verlängerung
Anschließend gab es die Verlängerung © AFP | CHRISTOF STACHE
Robben wurde eingewechselt, musste dann aber verletzt wieder ausgewechselt werden
Robben wurde eingewechselt, musste dann aber verletzt wieder ausgewechselt werden © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Für den Niederländer kam Mario Götze
Für den Niederländer kam Mario Götze © AFP | GUENTER SCHIFFMANN
Pierre-Emerick Aubameyang hat gegen Juan Bernat das Nachsehen
Pierre-Emerick Aubameyang hat gegen Juan Bernat das Nachsehen © WITTERS | SebastianWidmann
Pierre-Emerick Aubameyang von Dortmund in Aktion
Pierre-Emerick Aubameyang von Dortmund in Aktion © dpa | Tobias Hase
Philipp Lahm bei seinem Versuch im Elfmeterschießen
Philipp Lahm bei seinem Versuch im Elfmeterschießen © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Es war nicht der einzige kuriose Elfmeter
Es war nicht der einzige kuriose Elfmeter © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Auch Alonso rutschte bei seinem Versuch weg. Götzes Elfmeter wurde gehalten und Neuers Elfmeter prallte an die Latte
Auch Alonso rutschte bei seinem Versuch weg. Götzes Elfmeter wurde gehalten und Neuers Elfmeter prallte an die Latte © AP | Matthias Schrader
Xabi Alonso bei seinem Ausrutscher
Xabi Alonso bei seinem Ausrutscher © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Und der Landung auf dem Hosenboden
Und der Landung auf dem Hosenboden © dpa | Tobias Hase
Bayern schied damit aus, Dortmund reist nun nach Berlin
Bayern schied damit aus, Dortmund reist nun nach Berlin © AFP | CHRISTOF STACHE
Die Spieler von Dortmund jubeln über den Sieg
Die Spieler von Dortmund jubeln über den Sieg © dpa | Andreas Gebert
Pierre-Emerick Aubameyang vom BVB (l-r), FC Bayern-Trainer Pep Guardiola, Juan Bernat vom FC Bayern und BVB-Trainer Jürgen Klopp nach Spielende
Pierre-Emerick Aubameyang vom BVB (l-r), FC Bayern-Trainer Pep Guardiola, Juan Bernat vom FC Bayern und BVB-Trainer Jürgen Klopp nach Spielende © dpa | Peter Kneffel
Die Bayern-Spieler (v.l.) Philipp Lahm, Xabi Alonso, Juan Bernat, Rafinha, Mitchell Weiser, Jerome Boateng , Medhi Benatia, Mario Götze und Bastian Schweinsteiger sind nach dem letzten Elfmeter enttäuscht
Die Bayern-Spieler (v.l.) Philipp Lahm, Xabi Alonso, Juan Bernat, Rafinha, Mitchell Weiser, Jerome Boateng , Medhi Benatia, Mario Götze und Bastian Schweinsteiger sind nach dem letzten Elfmeter enttäuscht © dpa | Andreas Gebert
Vor dem Spiel zeigten die Bayern-Fans Franck Ribery als
Vor dem Spiel zeigten die Bayern-Fans Franck Ribery als "Batman" (l) und Arjen Robben als "Robin" als überdimensionale Figuren in Anspielung an die maskierten Reus und Aubameyang © dpa | Peter Kneffel
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Gegensätze könnten nicht größer sein

Der Gegensatz zwischen beiden Clubs könnte kaum größer sein. Auf der einen Seite steht der Riese aus dem Revier, der in dieser Saison mächtig ins Wanken geriet und zwischenzeitlich sogar vom Abstieg bedroht war. Auf der anderen Seite die aufstrebende VW-Konzerntochter, die dank kluger Investitionen den zuletzt vom BVB abonnierten Rang zwei eroberte.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bringt die Unterschiede auf den Punkt und verweist auf die größere Popularität der Borussia: „Wolfsburg liegt bei den finanziellen Möglichkeiten vorn, wir bei der Strahlkraft.“

Ein Duell der Gegensätze gibt es auch bei den Trainern, die einst gemeinsam in der Hessenauswahl aufgelaufen waren. Für Klopp ist es das letzte Spiel auf der BVB-Bank. Nach sieben Jahren will er sich mit einem weiteren Titel verabschieden und noch einmal auf dem Lastwegen als umjubelter Sieger die Dortmunder Kultstätte Borsigplatz umrunden. „Das ist eines der besten Dinge, die man im Leben machen kann und könnte zu meinem Hobby werden“, scherzte Klopp.

Hecking will jedoch der Spielverderber sein und die große Chance auf den ersten Titel seiner Trainerkarriere nutzen: „Wenn ich in Berlin bin, will ich auch gewinnen.“ Wie Klopp erwartet auch er ein offenes Spiel: „Das kann ein tolles Finale werden. Beide Mannschaften sind offensiv ausgerichtet. Wer weniger Fehler macht, wird es richten.“

Wolfsburg zieht ins Finale ein

Maximilian Arnold feiert seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0
Maximilian Arnold feiert seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Auch Ivan Perisic traf für Wolfsburg gegen Arminia Bielefeld
Auch Ivan Perisic traf für Wolfsburg gegen Arminia Bielefeld © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Vieirinha im Kopfballduell mit Fabian Klos
Vieirinha im Kopfballduell mit Fabian Klos © AP | Martin Meissner
Ivan Perisic feiert mit Bas Dost seinen Treffer
Ivan Perisic feiert mit Bas Dost seinen Treffer © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Bielefelds Co-Trainer Uwe Speidel (l) sitzt neben Trainer Norbert Meier und musste die Niederlage von der Bank aus mitansehen
Bielefelds Co-Trainer Uwe Speidel (l) sitzt neben Trainer Norbert Meier und musste die Niederlage von der Bank aus mitansehen © dpa | Friso Gentsch
Ivan Perisic und Bas Dost feiern den Einzug ins Finale
Ivan Perisic und Bas Dost feiern den Einzug ins Finale © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Nun geht es im Finale für die Wölfe gegen Dortmund
Nun geht es im Finale für die Wölfe gegen Dortmund © AFP | PATRIK STOLLARZ
Für Wolfsburg ist es erst der zweite Finaleinzug
Für Wolfsburg ist es erst der zweite Finaleinzug © AFP | PATRIK STOLLARZ
Die Bielefelder Fans zeigten vor, während und vor allem auch nach dem Spiel eine beeindruckende Leistung
Die Bielefelder Fans zeigten vor, während und vor allem auch nach dem Spiel eine beeindruckende Leistung © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Aus der Traum: Trainer Norbert Meier und der begehrte DFB-Pokal
Aus der Traum: Trainer Norbert Meier und der begehrte DFB-Pokal © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Bielefelds Dennis Mast
Bielefelds Dennis Mast © REUTERS | INA FASSBENDER
Der Wolfsburger Kevin De Bruyne (r) bekommt die Gelbe Karte von Schiedsrichter Tobias Welz
Der Wolfsburger Kevin De Bruyne (r) bekommt die Gelbe Karte von Schiedsrichter Tobias Welz © dpa | Friso Gentsch
Wolfburgs Maximilian Arnold erzielte noch einen zweiten Treffer
Wolfburgs Maximilian Arnold erzielte noch einen zweiten Treffer © AP | Martin Meissner
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Kevin De Bruyne und Marco Reus im Rampenlicht

Nimmt man die Bundesliga-Saison als Maßstab, hat Hecking gute Chancen, dass sein Traum wahr wird. Für den Tabellen-Siebenten aus Dortmund spricht die größere Erfahrung. Schließlich nimmt der BVB am Samstag zum vierten Mal in Serie an einem Finale teil.

Im 72. Pokal-Endspiel, das in 176 Länder übertragen wird, stehen neben den Trainern die Stars Kevin De Bruyne und Marco Reus im Rampenlicht. Der belgische Nationalspieler war der überragende Mann der abgelaufenen Saison und könnte auch im Pokalfinale zum Matchwinner werden. „Große Spiele werden durch große Spieler entschieden, und so einer ist er“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn.

Fast täglich gibt es neue Gerüchte über die Zukunft des Belgiers. De Bruyne nahm zuletzt nur wenig Rücksicht auf Befindlichkeiten des VfL oder dessen Fans: „Ich sage immer, dass ich sehr glücklich hier bin. Aber ich sage nicht, dass ich zu 100 Prozent bleibe.“ Bei einem Angebot eines europäischen Topclubs wie Real, Barça oder auch Bayern München dürfte er kaum zu halten sein.

Beim BVB liegen große Hoffnungen auf Reus, dessen muskuläre Probleme rechtzeitig zum Showdown in Berlin überwunden scheinen. Beim 3:2 gegen Bremen sammelte er wichtige Spielpraxis. Der in den vergangenen Monaten häufig durch Verletzungen zurückgeworfene Angreifer brennt vor Ehrgeiz: Schließlich will er endlich seinen ersten Titel gewinnen. Im Idealfall könnte er mit dem Pokal in seinen 26. Geburtstag hineinfeiern.

Weidenfeller oder Langerak im Tor?

Offene Personalfragen sorgten im Vorfeld des Endspiels für weiteren Gesprächsstoff. So wurde in Dortmund darüber spekuliert, ob Roman Weidenfeller oder Mitch Langerak das Tor hütet. Im defensiven Mittelfeld dürfte Sebastian Kehl im letzten Spiel seiner Karriere den Vorzug vor Sven Bender erhalten. Für den BVB-Routinier ist es das bereits vierte Pokalfinale: „Leider habe ich bisher nur eins gewonnen, da kommt hoffentlich noch eins dazu.“

Bei den Wolfsburgern gilt als wahrscheinlich, dass Weltmeister André Schürrle erneut mit einem Platz auf den Bank vorliebnehmen muss. „Ich bin noch nicht da, wo ich mich sehe“, bekannte der Nationalspieler. Ob der angeschlagene Abwehrchef Naldo spielen kann, wollte Hecking trotz der Plauderstimmung natürlich nicht verraten.

Naldo wohl nicht dabei

Die Chancen von Abwehrchef Naldo vom VfL Wolfsburg auf einen Einsatz sind gesunken. Der Brasilianer musste das Abschlusstraining im Olympiastadion am Freitag abbrechen. Der Verein wollte sich zunächst nicht über den Grund des Trainingsendes äußern.

Der Innenverteidiger litt zuvor schon an Problemen am Hüftbeuger und hatte deshalb auch das letzte Bundesligaspiel der abgelaufenen Saison beim 1. FC Köln (2:2) nicht absolvieren konnte. Sollte der frühere Bremer fehlen, würde wohl Robin Knoche in die Startelf beim Werksklub rücken.