Zürich. Fifa-Vize Webb und weitere Funktionäre in Zürich festgenommen, 14 Beschuldigte. Strafverfahren wegen WM-Vergaben 2018 und 2022.

Zwei Tage vor den Fifa-Präsidentschaftswahlen haben Schweizer Sicherheitsbehörden eine Polizeiaktion gegen zum Teil hochrangige Mitglieder des Fußball-Weltverbandes vorgenommen und sieben Personen festgenommen. Wie das Schweizer Bundesamtes für Justiz bestätigte, wurden die Verdächtigen in Auslieferungshaft genommen. Ihnen droht die Abschiebung in die USA. Den namentlich nicht genannten Personen wird von amerikanischen Ermittlern Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen.

Laut Schweizer Behörden geht es um Bestechungszahlungen von über 100 Millionen Dollar seit den 90er Jahren. Ein Sprecher des Schweizer Bundesamts für Justiz sagte, das Geld sei von Sportmedien- und Sportvermarktungsunternehmen gekommen. Als Gegenleistung hätten sie Medien-, Sponsoring- und Vermarktungsrechte an Fußball-Turnieren in den USA und Lateinamerika erhalten. Die Namen der Festgenommenen sollen noch am Mittwoch bekanntgegeben werden.

Abendblatt.de hält Sie über den Fifa-Skandal auf dem Laufenden:

"Wenn Blatter noch einen letzten Krümel Würde hat..."

21.06 Uhr: Interessante Aussage des früheren englischen Nationalspielers Gary Lineker über Fifa-Präsident Joseph S. Blatter: "Wenn Blatter noch einen letzten Krümel Würde hat, würde er jetzt gehen, zurück in seine Höhle kriechen, in seinem Sessel sitzen und seine Katze streicheln."

Fifa-Ethikkommission sperrt verhaftete Offizielle

20.12 Uhr: Die Ethikkommission der Fifa hat die sieben am Mittwochmorgen in Zürich verhafteten Funktionäre für alle Aktivitäten im Fußball vorläufig gesperrt. Betroffen sind die Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay) sowie Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und José Maria Marin, die von der Polizei in Zürich abgeführt worden waren. Außerdem vorläufig gesperrt worden sind Chuck Blazer, Jack und Daryll Warner sowie Nicolas Leoz.

Uefa fordert Verschiebung der Fifa-Präsidenten-Wahl

19.59 Uhr: Die Uefa will die Präsidenten-Wahl der Fifa verschieben lassen. Einen entsprechenden Beschluss habe das Uefa-Exekutivkomitee mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach während einer außerordentlichen Sitzung in Warschau gefasst. Bislang steht die Wahl, bei der Amtsinhaber Joseph S. Blatter in seine fünfte Amtszeit bestätigt werden möchte, für Freitag auf der Agenda des Weltverbands. Herausforderer ist der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein.

Sechs der Festgenommmen lehnen direkte Auslieferung ab

18.57 Uhr: Sechs der sieben hochrangigen Funktionäre der Fifa, die am Mittwochmorgen in Zürich festgenommen worden sind, "widersetzen sich der Auslieferung an die USA". Das teilte das Schweizer Bundesamtes für Justiz (BJ) am Mittwochabend mit. Unter den Festgenommenen, denen im Rahmen eines US-Verfahrens Geldwäsche, die Annahme von Bestechungsgeldern sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten vorgeworfen wird, sind die Fifa-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay).

Zudem wurden Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und José Maria Marin am Mittwochmorgen aus dem Fünf-Sterne-Hotel "Baur au Lac" abgeführt. Das Bundesamt werde nun die USA auffordern, für die Personen, die sich einer Auslieferung widersetzen, innerhalb der vorgesehenen Frist von 40 Tagen formelle Auslieferungsersuche zu stellen. Sobald diese Ersuche eingetroffen sind, werde das Auslieferungsverfahren weitergeführt. Allerdings können "diese sechs Personen" jederzeit einer vereinfachten Auslieferung zustimmen, teilte das Bundesamt mit.

Chef der US-Steuerfahndung: „Zeigen der Fifa die Rote Karte“

17.39 Uhr: Der Chef der US-Steuerfahndung hat harsche Kritik am Fußball-Weltverband geübt. Die Fifa handle aus Eigennutz und Profitgier, sagte Richard Weber am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in New York. „Dies ist die Weltmeisterschaft des Betrugs, und heute zeigen wir der Fifa die Rote Karte“, betonte er und sprach von einem „guten Tag für Fußballfans und einem großartigen Tag für den globalen Kampf gegen Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung“.

Prinz Ali: "Trauriger Tag für die Fifa"

15.53 Uhr: Fifa-Präsidentschafts-Kandidat Prinz Ali bin Al Hussein spricht nach den Festnahmen von einem "traurigen Tag für den Fußball". "Wir können in dieser Krise nicht einfach weitermachen, in einer Krise, die nicht nur die heutigen Ereignisse betrifft", schrieb Prinz Ali in einer Stellungnahme: "Die Fifa braucht eine Führung, die die Nationalverbände leitet, führt und schützt. Eine Führung, die ihre Verantwortung akzeptiert und das Vertrauen der Millionen Fußball-Fans der Welt zurückgewinnt."

Rauball fordert Blatter-Rücktritt

15.49 Uhr: Ligapräsident Reinhard Rauball fordert nach dem Skandal im Fußball-Weltverband Fifa den Rücktritt von Präsident Joseph S. Blatter. "Sepp Blatter - obgleich offensichtlich persönlich nicht betroffen - sollte dem Fußball einen großen Dienst erweisen. So kann es nicht weitergehen", sagte Rauball: "Sollten sich die Vorwürfe als richtig herausstellen, würde dies die Fifa und den gesamten Weltfußball in den Grundfesten erschüttern."

Niersbach rätselt über Uefa-Verhalten auf Fifa-Kongress

14.28 Uhr: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat bestürzt auf den neuen Fifa-Skandal reagiert. "Es ist schockierend und schädlich für den gesamten Fußball, was sich in Zürich abspielt", sagte Niersbach dem SID: "Es wäre erschütternd, wenn sich die im Raum stehenden, schweren Vorwürfe gegen Mitglieder der Fifa als richtig herausstellen. In der Uefa werden wir angesichts dieser Vorkommnisse beraten, wie wir uns auf dem bevorstehenden Fifa -Kongress verhalten." Niersbach weilt derzeit mit den Mitgliedern des Uefa-Exekutivkomitees in Warschau.

Schweiz sperrt mehrere Konten

13.45 Uhr: Nach der Festnahme von Fifa-Funktionären wegen des Verdachts auf Korruption hat die Schweiz mehrere Konten gesperrt. Es handele sich um Bankverbindungen bei Schweizer Geldinstituten, über die mutmaßlich Bestechungsgelder geflossen sind, teilte das Bundesamt für Justiz in Bern am Mittwoch mit. Zudem sei die Beschlagnahme der Kontounterlagen angeordnet worden.

Die Festnahmen und Kontosperrungen erfolgten auf der Grundlage eines Rechtshilfeersuchens der amerikanischen Bundespolizei FBI, die gegen die Funktionäre ermittelt. Im Zusammenhang mit den Strafverfahren rund um die Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar wurden im Fifa-Hauptquartier in Zürich digitale Daten und Dokumente sichergestellt.

Zwanziger: "Alles ein großer Sumpf"

13.04 Uhr: Fifa-Spitzenfunktionär Theo Zwanziger hält das juristische Vorgehen gegen den Weltverband für überfällig. „Ich bin froh, dass endlich etwas passiert“, sagte der ehemalige DFB-Präsident der „Rheinischen Post“. Zuvor war unter anderem Fifa-Vize Jeffrey Webb in Zürich festgenommen worden. Das US-Justizministerium beschuldigt insgesamt 14 Personen des organisierten Verbrechens und der Korruption.

„Das ist ein großer Sumpf“, sagte Zwanziger, der noch Mitglied der Fifa-Exekutive ist. Das Problem sei allerdings nicht damit erledigt, die Wiederwahl des umstrittenen Fifa-Chefs Joseph Blatter am Freitag zu verhindern. „Der Fehler liegt im System der Fifa. Es können sich zu viele bedienen“, sagte Zwanziger.

Der 69-Jährige unterstützt auch weitreichende Ermittlungen zu den Vergaben der WM-Turniere 2018 und 2022 an Russland und Katar. „Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden“, forderte Zwanziger. Die Schweizer Staatsanwaltschaft hat zu den WM-Vergaben ein Strafverfahren eröffnet und im Fifa-Hauptquartier in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte.

Lineker freut sich über die Festnahmen

12.02 Uhr: Ex-Profi Gary Lineker freut sich über die Bewegung im Fifa-Korruptionsskandal. „Das ist außergewöhnlich! Die Fifa zerbricht. Das Beste, das diesem schönen Spiel möglicherweise passieren kann", schrieb der ehemalige englische Nationalspieler auf Twitter zu den Festnahmen der Fifa-Funktionäre.

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Stärken die Festnahmen Blatter sogar?

11.59 Uhr: Die Festnahmen könnten die Stellung von Amtsinhaber Joseph S. Blatter sogar stärken. Dies glaubt Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International. "Ich schließe nicht völlig aus, dass es Blatter sogar stärkt", sagte Schenk zu Sport1: "Viele Delegierte könnten sich nach einem sehnen, der weiß, wie er die Fifa zu führen hat."

Dass Blatter belastet werden könnte, glaubt Schenk nicht. "Die Ermittler pokern, dass es Blatter daran hindert, nochmal anzutreten und dass es Druck auf die Fifa macht. Wenn sie etwas gegen Blatter in der Hand hätten, dann würden sie gegen ihn ermitteln", sagte sie: "Und zwar auch schnell genug, dass sie das vor der Wahl rausbekommen. Insofern glaube ich nicht, dass sie die großen Fakten gegen Blatter haben. Es ist ein politisches Spiel."

Weitere Namen bestätigt, Untersuchungen bei CONCACAF

11.57 Uhr: Nach Angaben der Behörde verhaftete die Schweizer Polizei neben Webb mit Eugenio Figueredo einen weiteren Fifa-Vizepräsidenten sowie außerdem Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und José Maria Marin.

Darüber hinaus wurde auch das Hauptquartier des Kontinentalverbands Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) in Miami durchsucht.

US-Justiz bestätigt Webb-Festnahme

11.54 Uhr: Jetzt bestätigt auch das US-Justizministerium die Festnahme des Vizepräsidenten Jeffrey Webb. Insgesamt seien 14 Personen wegen organisierten Verbrechens und Korruption beschuldigt.

Pressekonferenz ist beendet

11.49 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet. Waltzer De Gregorio hat die meisten Fragen mehr oder weniger abgebügelt...

"Blatter tanzt nicht in seinem Büro"

11.45 Uhr: Jetzt lässt sich De Gregorio bezüglich Blatters Gemütslage doch noch etwas aus der Reserve locken. "Er tanzt nicht in seinem Büro, ist kein glücklicher Mann heute". Aber dennoch sei der 79-Jährige relaxt.

Neun Anklagen gegen Fifa-Offizielle

11.41 Uhr: Nebenbei flattert diese Nachricht herein: Das US-Justizministerium klagt neun Fifa-Offizielle wegen des Verdachts der Verschwörung und Korruption angeklagt.

Das Presseauditorium in Züricher Fifa-Hauptquartier
Das Presseauditorium in Züricher Fifa-Hauptquartier © dpa

Blatter war nicht vorgewarnt

11.36 Uhr: "Niemand von uns wusste, dass heute morgen um 6 Uhr eine Polizeiaktion durchgeführt werden würde", versichert Walter De Gregorio. Demnach sei auch Fifa-Boss Sepp Blatter nicht vorgewarnt gewesen: "Wir waren alle überrascht." Der Nachfrage nach der emotionalen Reaktion Blatters auf dei Festnahmen weicht der Mediendirektor aus.

Fifa-Wahlen werden durchgezogen

11.32 Uhr: Abseits der Pressekonferenz teilt der Weltverband mit: Der 65. Fifa-Kongress und damit die Präsidenten-Wahl finden trotz der Festnahmen von sechs hochrangigen Funktionären statt. Am Freitag will sich Sepp Blatter (79) dennoch in seine fünfte Amtszeit wählen lassen, sein einziger Herausforderer ist der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein (39).

"WM 2018 weiter in Russland, 2022 in Katar"

11.30 Uhr: Auf Nachfrage erklärt De Gregorio, dass die Weltmeisterschaften nach wie vor 2018 in Russland und 2022 in Katar stattfinden werden.

Fifa will morgen erneut informieren

11.26 Uhr: Sehr viel mehr will oder kann De Gregorio nicht preißgeben. "Morgen werden wir erneut informieren", sagt der Fifa-Presseprecher.

De Gregorio: Blatter nicht involviert

11.20 Uhr: Fifa-Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio eröffnet die Pressekonferenz. "Der Zeitpunkt ist nicht der Beste, aber die Fifa begrüßt die Untersuchungen", sagt de Gregorio auf Deutsch. In diesem Fall sei der Weltverband die beschädigte Partei. Die Fifa wolle in jedem Fall mit den Ermittlern kooperieren. Alle offenen Fragen sollten beantwortet werden. De Gregorio betont noch einmal, dass Fifa-Boss Sepp Blatter nicht in die Untersuchungen involviert ist.Auch Generalsekretär Jérôme Valcke gehöre im aktuellen Verfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft sowie bei den Ermittlungen aus den USA nicht zu den Beschuldigten.

Strafverfahren wegen WMs 2018 und 2022

11.02 Uhr: Die Schweizer Staatsanwaltschaft hat rund um die Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren eröffnet. In dem Zusammenhang seien im Fifa-Hauptquartier in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt worden, teilte die Behörde soeben mit. Es bestehe der Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung sowie Geldwäscherei. Die Ermittlungen würden nicht gegen konkrete Personen laufen, hieß es.

Bereits zuvor seien Schweizer Finanzinstitute angeordnet worden, die Bankunterlagen zu erheben. „Die heute sicher gestellten elektronischen Daten und Akten sowie die erhobenen Bankunterlagen dienen sowohl dem Schweizer Strafverfahren als auch ausländischen Strafverfahren“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Einen Zusammenhang zu den Festnahmen gibt es laut der Schweizer Behörden nicht.

Fifa-Vize Webb wohl unter Festgenommenen

10.59 Uhr: Fifa-Vizepräsident Jeffrey Webb gehört laut Medienberichten zu den sechs in Zürich festgenommenen Funktionären. Das berichtet der englische Sender BBC. Webb führt auch den CONCACAF-Verband.

Nach diesen Informationen ist auch das Exekutivmitglieder Eugenio Figueredo (Uruguay) in Auslieferungshaft. Außerdem seien der brasilianische Verbandschef José Maria Marin (Brasilien) und Eduardo Li (Costa Rica) festgesetzt worden.

Die Fifa-Funktionäre sollen aus dem Zürcher Luxushotel Baur au Lac abgeführt worden sein
Die Fifa-Funktionäre sollen aus dem Zürcher Luxushotel Baur au Lac abgeführt worden sein © dpa

Li sollte beim Fifa-Kongress in dieser Woche eigentlich in die „Regierung“ des Weltverbandes gewählt werden. Fifa-Chef Joseph Blatter soll laut Medienberichten nicht zu den Beschuldigten gehören.

Die Zeitung „New York Times“ führt die vier Funktionäre ebenfalls in einer Liste von 14 Personen auf, gegen die in den USA ermittelt wird. Darunter ist auch der langjährige Fifa-Funktionär Jack Warner, der 2011 nach Korruptionsvorwürfen von seinen Fifa-Ämtern zurücktrat.

Fifa-Kandidat Prinz Ali: "Trauriger Tag"

10.22 Uhr: Fifa-Präsidentschaftskandidat Prinz Ali bin al-Hussein spricht von einem „traurigen Tag für den Fußball“. Mit Verweis auf den weiteren Verlauf der Untersuchungen und Maßnahmen sei es aber nicht angemessen, „zum jetzigen Zeitpunkt darüber hinaus“ Kommentare abzugeben, hieß es in einer Mitteilung des jordanischen Verbandschefs.

Er stellt sich am Freitag bei der Präsidentenwahl auf dem Kongress des Weltverbandes in Zürich als einziger noch verbliebener Herausforderer Amtsinhaber Joseph Blatter. Der 79 Jahre alte Schweizer ist ersten Informationen zufolge nicht involviert.

Die Festnahmen wurden durch die Schweizer Polizei durchgeführt. Es geht um den Vorwurf des Betrugs, der Erpressung und der Geldwäsche. Die Ermittlungen gehen von Behörden in den USA aus. (dpa/sid/HA)