Der große Bundesliga-Rückblick. Vom besten Torschützen über den besten Spieler der Saison. Alle Highlights der Spielzeit 14/15.

Die Saison 2014/15 ist so gut wie vorbei. Der Meister steht fest. Zwei Absteiger stehen fest. Die Teilnehmer der Champions League, richtig, stehen auch fest. Auch die Euro-League-Mannschaften sind bereits festgelegt. Es fehlt nur noch das Relegationsspiel des H HSV lobt die Fans und steht vor "zwei Nervenspielen"SV gegen einen Zweitligisten am kommenden Donnerstag und am Montag, dem 1. Juni das Rückspiel. Dann ist die Saison Geschichte. Zeit für einen Rückblick auf die Saison.

Torjäger der Saison

Selbst im Moment des Triumphes blieb sich der „Fußball-Gott“ treu. Alexander Meier stemmte die bleierne Torjägerkanone unter dem tosenden Jubel der Frankfurter Fans nur ganz kurz in die Höhe. Danach blickte der mit 19 Treffern beste Schütze der Saison wieder verstohlen auf den Rasen - und gestand erst später seine Emotionen ein.

„Ich hatte eine Gänsehaut. Es ist mein erster Titel und schon etwas Besonderes“, sagte der seit Anfang April verletzte Meier nach der Ehrung im Anschluss an das 2:1 (2:1) seiner Eintracht gegen Bayer Leverkusen.

Tränen der Rührung gab es beim introvertierten 32-Jährigen, der nach einer Patellasehnen-OP wohl den Saisonauftakt im August verpassen wird, aber nicht. „Nein, da hatte ich mich im Griff“, sagte Meier. Anders sah es bei Eintracht-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen aus, der Frankfurts dienstältestem Profi (seit 2004) die Trophäe überreichte: Der Klub sei „stolz auf Alex Meier“, sagte Bruchhagen mit belegter Stimme.

Frankfurts Bundesligatorschützenkönig Alexander Meier (l) wird nach dem Spiel von seinen Mitspielern mit einem Plakat gefeiert
Frankfurts Bundesligatorschützenkönig Alexander Meier (l) wird nach dem Spiel von seinen Mitspielern mit einem Plakat gefeiert © dpa | Arne Dedert

Wohlwissend, dass einer seiner Lieblingsspieler Geschichte geschrieben hatte. Noch nie hatte ein Bundesliga-Torschützenkönig die letzten acht Spieltage verpasst. Kein Wunder, dass Meier auch von höchster Stelle Lob einheimste. „Das ist eine tolle Leistung, Alex ist ein toller Spieler“, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler und fügte an: „Ich freue mich für ihn, er hat es verdient.“

Und der ehemalige Weltklassestürmer sprach vielen aus dem Herzen. Die Eintracht-Fans hatten ihren „Alex“, der während des Spiels entspannt auf der Haupttribüne saß und sich in der Halbzeit eine Currywurst holte, bereits in der zweiten Halbzeit mit „Alex Meier - Fußball-Gott“-Sprechchören gefeiert. Nach dem Ende eines unterhaltsamen Spiels stand Meier dann nicht nur akustisch im Mittelpunkt: Er erlebte als Protagonist eines denkwürdigen Tages große Gefühle.

Meisterfeier und Bierdusch für Pep

Bierdusche v.l. Sebastian Rode, Torwart Pepe Reina, Xabi Alonso, Claudio Pizarro
Bierdusche v.l. Sebastian Rode, Torwart Pepe Reina, Xabi Alonso, Claudio Pizarro © WITTERS | SebastianWidmann
Die Spieler des FC Bayern München feiern ihre 25. Meisterschaft
Die Spieler des FC Bayern München feiern ihre 25. Meisterschaft © dpa | Marc Müller
Trainer Josep ''Pep'' Guardiola
Trainer Josep ''Pep'' Guardiola © WITTERS | SebastianWidmann
Der deutsche Meister
Der deutsche Meister © dpa | Marc Müller
Münchens Thomas Müller freut sich über den Sieg der 25. Meisterschaft
Münchens Thomas Müller freut sich über den Sieg der 25. Meisterschaft © dpa | Marc Müller
Die Spieler des FC Bayern München Robert Lewandowski (l-r), Rafinha, Claudio Pizarro und Thomas Müller feiern ihre 25. Meisterschaft
Die Spieler des FC Bayern München Robert Lewandowski (l-r), Rafinha, Claudio Pizarro und Thomas Müller feiern ihre 25. Meisterschaft © dpa | Marc Müller
Bastian Schweinsteiger (r) schüttet Bier über seinen Teamkollegen Rafinha
Bastian Schweinsteiger (r) schüttet Bier über seinen Teamkollegen Rafinha © dpa | Marc Müller
Bastian Schweinsteiger (l.) mit Schale
Bastian Schweinsteiger (l.) mit Schale © WITTERS | SebastianWidmann
Bastian Schweinsteiger auf dem Weg zur Schale
Bastian Schweinsteiger auf dem Weg zur Schale © WITTERS | SebastianWidmann
Philipp Lahm mit Schale
Philipp Lahm mit Schale © WITTERS | SebastianWidmann
Der Kapitän Philipp Lahm mit der Schale
Der Kapitän Philipp Lahm mit der Schale © Bongarts/Getty Images | Lars Baron
Münchens David Alaba schüttet ein Bier über seinen Trainer Josep Guardiola
Münchens David Alaba schüttet ein Bier über seinen Trainer Josep Guardiola © dpa | Marc Müller
Bierdusche gehört einfach dazu
Bierdusche gehört einfach dazu © dpa | Marc Müller
Egal ob Marken-Anzug oder nicht
Egal ob Marken-Anzug oder nicht © dpa | Marc Müller
Freude bei Alaba
Freude bei Alaba © dpa | Marc Müller
Dann die versönliche Geste von Pep
Dann die versönliche Geste von Pep © dpa | Marc Müller
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Vorlagengeber der Saison

Kevin de Bruyne vom Fußball-Vizemeister VfL Wolfsburg hat in der Spielzeit 2014/15 mit 22 Torvorlagen einen Bundesliga-Rekord aufgestellt. In der Bestenliste der führt der belgische Nationalspieler nun vor dem früheren Wolfsburger Meisterregisseur Zvjezdan Misimovic aus der Saison 2008/09 und Bayerns Franck Ribery (2011/12), die es auf jeweils 20 Vorlagen brachten.

Die meisten Spieler in der Saison

In der Fußball-Bundesliga setzten die 18 Vereine in der abgelaufenen Saison insgesamt 462 Spieler ein. Die meisten Akteure (jeweils 31) liefen für den HSV und Bremen auf, die wenigsten (19) für Borussia Mönchengladbach. Die jüngste Mannschaft stellte der VfB Stuttgart, die älteste der FC Augsburg

Spieler der Saison

Schnell, treffsicher und der beste Vorbereiter innerhalb einer Bundesligasaison: Kevin de Bruyne war in dieser Spielzeit der überragende Akteur. Nicht nur beim VfL Wolfsburg, sondern in der gesamten Liga. „Große Spiele werden durch große Spieler entschieden. Und das ist er“, sagte zuletzt auch VW-Konzern-Chef Martin Winterkorn.

Wolfsburgs Kevin De Bruyne
Wolfsburgs Kevin De Bruyne © dpa | Peter Steffen

Nur eine von unzähligen Lobeshymnen, die auf den belgischen Mittelfeldstar zuletzt gesungen worden sind. Nach einiger Anlaufzeit bei den Niedersachsen hat de Bruyne beim VfL den Durchbruch geschafft. Ohne ihn wäre der Höhenflug der Wölfe in dieser Saison in dieser Form nicht gegeben.

Das ist natürlich auch den europäischen Topvereinen nicht verborgen geblieben. Fast täglich wird von einem anderen angeblichen Interessenten berichtet. Während de Bruyne sich zurückhaltend zu seiner Zukunft äußert, gehen die Wolfsburger fest von einem Verbleib des Topstars aus. Dieses Thema dürfte aber in der Sommerpause noch für Gesprächsstoff sorgen.

Der 34. Spieltag in Bildern

Der Stuttgarter Torschütze Daniel Ginczek (r) feiert den Treffer zum 2:1 mit Martin Harnik (l) und Filip Kostic (M). Stuttgart ist gerettet
Der Stuttgarter Torschütze Daniel Ginczek (r) feiert den Treffer zum 2:1 mit Martin Harnik (l) und Filip Kostic (M). Stuttgart ist gerettet © dpa | Friso Gentsch
Stuttgarts Martin Harnik gestikuliert während des Spiels
Stuttgarts Martin Harnik gestikuliert während des Spiels © dpa | Jonas Güttler
Stuttgarts Antonio Rüdiger (l-r), Paderborns Christian Strohdiek und Paderborns Srdjan Lakic im Kopfballduell um den Balll
Stuttgarts Antonio Rüdiger (l-r), Paderborns Christian Strohdiek und Paderborns Srdjan Lakic im Kopfballduell um den Balll © dpa | Jonas Güttler
Der Paderborner Torschütze Marc Vucinovic (r) feiert seinen Treffer zum 1:0 mit Srdjan Lakic (l) gegen Stuttgart. Am ende reichte es aber nicht
Der Paderborner Torschütze Marc Vucinovic (r) feiert seinen Treffer zum 1:0 mit Srdjan Lakic (l) gegen Stuttgart. Am ende reichte es aber nicht © dpa | Friso Gentsch
Hoffenheims Eugen Polanski (l) kämpft um den Ball mit Berlins Genki Haraguchi
Hoffenheims Eugen Polanski (l) kämpft um den Ball mit Berlins Genki Haraguchi © dpa | Uwe Anspach
Yuya Osako feiert seinen treffer für Köln gegen Wolfsburg. Am Ende gab es ein 2:2
Yuya Osako feiert seinen treffer für Köln gegen Wolfsburg. Am Ende gab es ein 2:2 © AFP | SASCHA SCHUERMANN
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp wird vor seinem letzten Heimspiel von den Fans verabschiedet
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp wird vor seinem letzten Heimspiel von den Fans verabschiedet © dpa | Bernd Thissen
Hannovers Hiroshi Kiyotake (oben) bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen SC Freiburg mit Lars Stindl (r). Hannover ist gerettet - Freiburg ist abgestiegen
Hannovers Hiroshi Kiyotake (oben) bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen SC Freiburg mit Lars Stindl (r). Hannover ist gerettet - Freiburg ist abgestiegen © dpa | Peter Steffen
Thomas Müller im Spiel gegen Mainz. Bayern gewann mit 2:0
Thomas Müller im Spiel gegen Mainz. Bayern gewann mit 2:0 © Bongarts/Getty Images | Lars Baron
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Abschied der Saison

Eine Pressekonferenz, deren Anlass noch vor nicht langer Zeit als undenkbar erschien, sorgte am 15. April für Fassungslosigkeit und versetzte die Fans von Borussia Dortmund in Schockstarre. Nach sieben Jahren und damit drei Spielzeiten vor dem Ende der Vertragslaufzeit kündigte Trainer Jürgen Klopp seinen Rücktritt an.

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Der 47-Jährige zog damit die Konsequenzen aus einer Chaos-Saison, in der die unter Klopp erfolgsverwöhnten Borussen zwischenzeitlich und zuletzt Anfang Februar auf den letzten Tabellenplatz abstürzten. Wie ein roter Faden zogen sich die Zweifel an der Arbeit des einst so souveränen BVB-Coaches durch die Saison.

Klopp fühlte, dass er „nicht mehr der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein“, ist. Dennoch hat er sich mit der erfolgreichsten Ära der Clubgeschichte mit zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg ein Denkmal gesetzt. Derartige Perspektiven schienen unter Klopp nun nicht mehr garantiert, eine schiedlich, friedliche Trennung war die logische Konsequenz.

Rauswurf der Saison

Nach der x-ten Enttäuschung des abgestürzten Champions-League-Anwärters Schalke 04 kündigte Sportvorstand Horst Heldt zum x-ten Mal Konsequenzen an. Diesmal zog er sie auch: Einen Tag nach dem blamablen Auftritt beim 1. FC Köln (0:2) warf der selbst immer mehr in die Kritik geratene Manager die Sündenböcke Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam raus.

Der Doppel-Rauswurf der Großverdiener sei seine Entscheidung, betonte Heldt und demonstrierte damit Stärke. Gleichwohl blieb die Wirkung aus: Schalke quälte sich am vorletzten Spieltag mit einem unverdienten 1:0 gegen den SC Paderborn in die Europa League, und die Fans ließen ihre Wut raus - vor allem Heldt und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies standen im Zentrum der Kritik.

Verletzung der Saison

Am Ende des Dramas um Elkin Soto stand eine überraschende Vertragsverlängerung. Es war ein Zeichen der Solidarität des FSV Mainz 05 mit seinem langjährigen Profi (seit 2007).

Soto hatte am 3. Mai im Spiel gegen den Hamburger SV (1:2) einen Komplettschaden im Knie erlitten. Während der zweistündigen Operation in Plattling mussten die Popliteussehne, die hintere äußere Kapsel, das Außenband, die Bizepssehne, der Tractus Iliotibialis und der Außenmeniskus rekonstruiert werden.

Der Mainzer Elkin Soto (r) und der Hamburger Rafael van der Vaart (l) liegen nach einem Zusammenstoß am Boden
Der Mainzer Elkin Soto (r) und der Hamburger Rafael van der Vaart (l) liegen nach einem Zusammenstoß am Boden © dpa | Fredrik Von Erichsen

Der 34-jährige Soto wollte ursprünglich nach dem Saisonende in seine kolumbianische Heimat zurückkehren. „Wir sind ein herzensnaher Verein. Wir werden uns um Elkin kümmern“, sagte der Mainzer Manager Christian Heidel, der den auslaufenden Kontrakt mit Soto um ein Jahr verlängerte.

Rückkehrer der Saison

Sein Wechsel war die Sensation der Winterpause: Weltmeister André Schürrle kam Anfang Februar für geschätzte 32 Millionen Euro vom Premier-League-Klub FC Chelsea zum VfL Wolfsburg. Der 24-Jährige sollte das Offensivspiel der Niedersachsen beleben, erfüllte aber selten die Erwartungen.

Der VfL qualifizierte sich in der Rückrunde für die Champions League, doch Schürrle blieb oft blass, erzielte gerade mal einen Treffer. Mehrmals musste er Ivan Perisic und Daniel Caligiuri den Vortritt lassen und fand sich auf der Reservebank wieder.

Schürrles Wechsel hatte wegen der hohen Ablösesumme auch eine lebhafte Debatte über die Rolle des Geldgebers VW als Klub-Eigner ausgelöst. Kontrolleure der Europäischen Fußball-Union (Uefa) studierten die Bücher des Vereins, um mögliche Verstöße gegen das Financial Fair Play auszumachen. Am Ende war alles okay.

Tragödie der Saison

Der tragische Unfalltod von Junior Malanda sorgte nicht nur in Wolfsburg, sondern in der gesamten Fußball-Welt für Entsetzen. Der belgische Junioren-Nationalspieler kam am 10. Januar 2015 bei einem Autounfall auf der A2 im Alter von nur 20 Jahren ums Leben. Überhöhte Geschwindigkeit soll nach Angaben der Polizei die Ursache gewesen sein.

Beim VfL Wolfsburg überlegte man lange, wie es weitergehen sollte. Schließlich entschied man sich doch dazu, ins Trainingslager nach Südafrika aufzubrechen. Die Entfernung zur Heimat und ein gutes Krisenmanagement von Manager Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking halfen der Mannschaft, mit dem Schock klarzukommen.

Im ersten Bundesliga-Spiel nach dem schrecklichen Unfall gegen Bayern München (4:1) am 30. Januar gedachten die Wolfsburger Fans mit einer ungewöhnlichen Aktion des verstorbenen Mitspielers. Statt eine Schweigeminute einzulegen, klatschten Spieler und Zuschauer eine Minute lang.

Abwerbung der Saison

Ausgerechnet am 1. April gab Werder Bremen den Abschied seiner Sturmhoffnung Davie Selke bekannt. Was für die Fans zunächst wie ein Scherz klang, lässt bei den Hanseaten die Kasse klingen: Zweitligist RB Leipzig überweist rund acht Millionen Euro für den U19-Europameister und stattet ihn mit einem Fünfjahresvertrag bis Juni 2020 aus.

„Für mich startet ein neues, spannendes Kapitel im Sommer“, sagte Selke, während die Werder-Fans angesichts des Abgangs ihres Juwels in die 2. Liga nur den Kopf schüttelten. Schließlich hatte Selke seinen Vertrag an der Weser erst im vergangenen September bis 2018 verlängert.

Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick freute sich über seinen Coup. Selke sei „einer der wenigen Spieler, der noch den klassischen Mittelstürmertypus verkörpert - groß, schnell, dynamisch, torgefährlich.“ In der abgelaufenen Saison erzielte er für Werder neun Treffer.

Entdeckung der Saison

Das Erfolgsrezept von Viktor Skripnik? „Bisschen dicht stehen, bisschen ackern vorne“, sagt der Ukrainer in seinem sympathischen Singsang. Und: „Breite Brust, nicht Nase hoch.“ Der Trainer von Werder Bremen ist kein Schwätzer, dass lieben die Hanseaten.

Skripnik ist wohl die Trainer-Entdeckung der Saison und an der Weser längst Kult. Ende Oktober hatte der 45-Jährige die sinkende „Werdanic“ auf dem letzten Tabellenplatz übernommen, er päppelte den Traditionsclub mit seiner coolen und manchmal muffeligen Art auf und führte die Grün-Weißen am Ende noch auf Platz 10.

„Viktor kann ein zweiter Thomas Schaaf werden“, sagt Klub-Idol Ailton. Doch die Vergleiche mit seinem Vor-Vorgänger gefallen Skripnik nicht. Ebenso wundert sich der Familienvater, dass ihm die Herzen zufliegen: „Ich bin kein Alain Delon und kein Macho, sondern ein Glatzkopf.“

Schuss der Saison

Bernd Schuster, Klaus Allofs oder Diego - sie alle haben sich mit fulminanten Weitschuss-Toren in den Geschichtsbüchern der Fußball-Bundesliga verewigt. Am 20. September 2014 wurden diese Superstars der Liga aber von Moritz Stoppelkamp in den Schatten gestellt.

Ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Hannover 96 traf der Mittelfeldspieler des SC Paderborn in der Schlussminute aus unerreichten 82,3 Metern zum 2:0-Endstand ins Tor. Der Treffer war gleich doppelt wertvoll, weil er den Aufsteiger an diesem 4. Spieltag auch noch an die Tabellenspitze der Bundesliga beförderte.

„Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt so weit schießen kann“, sagte Stoppelkamp nach seinem Kunstschuss. Sein Wahnsinnstor ist in Ostwestfalen auch über die Saison hinaus allgegenwärtig: Im Herbst ehrte der Verein den Mittelfeldspieler mit der Benennung eines Fußwegs zum Stadion in Moritz-Stoppelkamp-Allee. Länge: 82,3 Meter!

Trainer der Saison

Das größte Lob erhielt Lucien Favre im November von Gisela Weisweiler. „In Lucien erkenne ich meinen Mann wieder“, sagte die Witwe des legendären Trainers Hennes Weisweiler. Auf Weisweilers Stufe steht Favre in Mönchengladbach zwar noch nicht. Mit dem Einzug in die Champions League aber hat der Schweizer den größten Erfolg seit den glorreichen 70ern verbucht.

Wohl bei keiner Mannschaft der Liga ist die Trainer-Handschrift so deutlich zu erkennen wie bei der Borussia. Unaufgeregtes Abwarten und überfallartige, mit atemberaubender Sicherheit vorgetragene Angriffe sind zum Markenzeichen geworden.

„Er hat bei uns eine Ära geprägt“, sagte Sportdirektor Max Eberl. Es ist ein Team entstanden, das in der Rückrunde nicht mehr zu stoppen war. Im vierten Jahr unter Favre zog die Borussia zum dritten Mal in den Europapokal ein.

Entscheidung der Saison

Am Ende war es ein Erdrutsch-Sieg für die Befürworter. 15 der 18 Bundesligisten stimmten am 4. Dezember für die Einführung der Torlinientechnik zur kommenden Saison und sorgten damit für eine Revolution im deutschen Fußball. Die Technik hält Einzug, Phantomtore gehören bald der Vergangenheit an, die Traditionalisten mussten klein beigeben.

Bei der Frage nach dem System hatte sich der Ligavorstand bereits im Vorfeld für das aus dem Tennis bekannte britische Hawkeye-System (englisch für Falkenauge) entschieden.

Für die große Mehrheit der Sportfans ist die Einführung der richtige Schritt. 88 Prozent sind der Ansicht, dass die Entscheidung nötig war. Kritiker befürchten allerdings, dass damit die Büchse der Pandora geöffnet wurde. Schon jetzt wird über den Videobeweis diskutiert. Es zeichnet sich bereits ab, dass sich das Spiel zukünftig durch die Technik verändern wird.

Retter der Saison

So langsam könnte der VfB Stuttgart Huub Stevens am Vereinsgelände ein Denkmal bauen. Zum zweiten Mal in Folge gelang es dem Niederländer, die Schwaben zum Klassenerhalt zu führen.

Nach dem 12. Spieltag übernahm Stevens das Traineramt von Armin Veh, der zurückgetreten war. Der VfB war zu diesem Zeitpunkt Tabellenletzter. In der Vorsaison hatte der 61-Jährige im März Thomas Schneider abgelöst und Stuttgart im Saisonendspurt die Klasse gesichert.

Über die Art von Stevens, aus seiner Schalker noch als „Knurrer von Kerkrade“ bekannt, ist auch in Stuttgart oft genug diskutiert worden. Zuletzt hatte er mit den „Affen“-Vorwürfen gegen seine Spieler für Aufsehen gesorgt. Ab der neuen Saison soll Alexander Zorniger den VfB trainieren. Vielleicht muss Stevens aber wieder als Retter übernehmen...

Eigentor der Saison

Als der Ball seinen Fuß verlassen hatte, ahnte Christoph Kramer schon Böses. „Ich dachte sofort: Scheiße“, sagte der Weltmeister über sein kurioses Eigentor aus 44,5 Metern, mit dem er Torhüter Yann Sommer „gekonnt“ überlupft hatte. Besonders bitter: Mehr Treffer fielen beim Hinrundenspiel von Borussia Mönchengladbach bei Borussia Dortmund nicht, am Ende hieß es 0:1.

Hohn und Spott waren Kramer anschließend sicher. „So etwas sollte nicht passieren, kann aber passieren. Das ist menschlich“, sagte Kramer. Immerhin: Die Schmach, für das Tor des Monats nominiert zu werden, blieb ihm erspart. Dabei hätte der 24-Jährige mit der Wahl durchaus leben können. „Es war doch ein schönes Tor - nur leider in die falsche Richtung“, sagte der Mittelfeldspieler.

Neuerung der Saison

Am 17. Oktober ging Robert Hartmann in die deutsche Fußball-Geschichte ein. Beim Zweitliga-Spiel zwischen dem VfL Bochum und Darmstadt 98 (1:1) setzte der Schiedsrichter zum ersten Mal das Freistoßspray im deutschen Profi-Fußball ein.

Bereits in der siebten Minute war Hartmann zur Tat geschritten und hatte dafür von den Zuschauern spontan Applaus erhalten. Bis es so weit war, musste aber zunächst die typisch deutsche Bürokratie erledigt werden.

Erst hatten die Schiedsrichter Bedenken, dann war der TÜV dagegen - am Ende setzten sich die „Schaumschläger“ aber doch durch. In der Eliteklasse, der 2. und der 3. Liga darf seit Mitte Oktober hemmungslos gesprüht werden.

Mittlerweile gehört das WM-erprobte Hilfsmittel, das im Europapokal und den anderen europäischen Topligen bereits zu Saisonbeginn eingeführt worden war, schon fast zum Spiel wie der Ball.

Torhüter der Saison

Es ist eine Geschichte, die Marwin Hitz wohl sein Leben lang immer wieder erzählen muss. Beim 2:2 gegen Bayer Leverkusen am 21. Februar gelang dem Torwart des FC Augsburg in der vierten Minute der Nachspielzeit der historische Treffer zum Ausgleich.

Der Schweizer ist damit der dritte Keeper in der 52-jährigen Bundesliga-Geschichte, dem aus dem Spiel heraus ein Tor gelang. Lediglich Jens Lehmann (1997) und Frank Rost (2002) hatten das vor ihm geschafft.

Hitz traf wie ein Mittelstürmer mit einem Drehschuss aus kurzer Distanz. Dass es sein erstes Spiel nach über dreimonatiger Verletzungspause gewesen war, passte zu der verrückten Geschichte.

Der ganze Rummel danach war Hitz aber irgendwie unangenehm. „Feiern wäre erlaubt gewesen, aber ich habe den Abend mit meiner Familie verbracht“, sagte Hitz am Tag danach entspannt.

Abgang der Saison

Es war nur eine kurze Erklärung, doch die sorgte für erhebliche Aufregung: Nach 38 Jahren legte Bayern Münchens Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am 16. April mit sofortiger Wirkung sein Amt beim Rekordmeister nieder. Der 72 Jahre alte Doc, der seit dem 1. April 1977 für die Bayern tätig gewesen war, begründete den Schritt mit einer nachhaltigen „Beschädigung des Vertrauensverhältnisses“.

Nach dem Hinspiel im Viertelfinale der Champions League beim FC Porto (1:3) sei „aus unerklärlichen Gründen die medizinische Abteilung für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht worden“, hieß es in seiner Mitteilung. Von erheblichen Spannungen mit Trainer Pep Guardiola war hinterher die Rede. Die Bayern selbst wollten sich zum plötzlichen Abgang nicht näher äußern.

DFB-Teamarzt Müller-Wohlfahrt behandelt trotzdem weiterhin einige Bayern-Spieler, wie etwa die derzeit verletzten Stars Arjen Robben und Franck Ribéry.

Blitztor der Saison

Karim Bellarabi (25) ist einer der Shootingstars in dieser Saison in der Fußball-Bundesliga. Der Offensivspieler von Bayer Leverkusen avancierte zum Nationalspieler - und zum Schützen des schnellsten Tores der Bundesliga-Geschichte, das am ersten Spieltag bereits nach neun Sekunden fiel.

Bei Borussia Dortmund (2:0) gelang ihm der Coup: Anstoß Stefan Kießling, anschließend lief der Ball über Hakan Calhanoglu, Heung-Min Son und Sebastian Boenisch zu Bellarabi. „Dann habe ich einfach draufgehalten, plötzlich war er drin“, schilderte er sein Blitztor.

Unter dem neuen Bayer-Trainer Roger Schmidt hat Bellarabi eine eindrucksvolle Entwicklung genommen, nachdem er in der vergangenen Saison noch an Eintracht Braunschweig ausgeliehen worden war. Bayer hat inzwischen den Vertrag mit Bellarabi bis 2020 verlängert.

Attraktion der Saison

HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer geriet nach dem 0:8 seines HSV beim FC Bayern ins Schwärmen. Arjen Robben sei „allein das Eintrittsgeld wert. Als er ausgewechselt wurde, habe ich überlegt, ob ich klatschen soll. Dann habe ich es gemacht“, sagte er.

In der Tat drückte der 31 Jahre alte Robben dem Spiel der Bayern, aber auch der Bundesliga seinen Stempel auf wie kein zweiter Spieler. Der Niederländer war mit seinen unwiderstehlichen Dribblings, seinen Abschlüssen und seinem Tempo die Attraktion der Liga. In 21 Spielen erzielte er 17 Tore und bereitete sieben vor.

Pech für die Münchner war nur, dass der Superstar ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase verletzt ausfiel. Zur 25. Meisterschaft reichte es zwar immer noch, im DFB-Pokal und in der Champions League war aber im Halbfinale Endstation.

Missverständnis der Saison

Nach dreieinhalb Wochen wurde Peter Knäbel erlöst. Als Platzhalter für die „ganz große Lösung“ sollte der ursprünglich als Sportchef nach Hamburg gekommene 48-Jährige den Dino vor dem ersten Bundesliga-Abstieg retten.

Knapp 48 Stunden hatten die HSV-Bosse um Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer nach der beschlossenen Entlassung von Joe Zinnbauer über ihrer wichtigsten Personalie gegrübelt. Und mit ihrer Entscheidung, Knäbel am 22. März zum Interimscoach zu machen, ganz Fußball-Deutschland überrascht. Ausgerechnet Knäbel, dessen einzige Cheftrainerstation zuvor eine Spielertrainertätigkeit beim FC Winterthur (1998 bis 2000) war, sollte den Hamburgern als vermeintlicher Retter neues Leben einhauchen.

Nach nur zwei Spielen (0:4 in Leverkusen, 0:2 gegen Wolfsburg) beendete Beiersdorfer das Hamburger Missverständnis: Bruno Labbadia übernahm, Knäbel rückte zurück auf die Position des Sportchefs. Den Abstieg konnte Labbadia am letzten Spieltag zunächst abwenden - allerdings muss der HSV wieder in die Relegation.

Nullnummer der Saison

Die Devise, dass die Null stehen muss, nahm der 1. FC Köln in dieser Bundesliga-Saison fast schon zu genau. Neunmal endete eine Partie mit Beteiligung der Kölner Aufsteiger 0:0 - das bedeutete Rekord in 52 Jahren Fußball-Bundesliga. Und obwohl es vereinzelt Kritik an der Spielweise des FC gab, der Erfolg gibt dem Team von Trainer Peter Stöger recht.

Über das gesamte Jahr hinweg überzeugte Köln mit großem Kampfgeist, einer guten Defensive und einem herausragenden Torhüter. Timo Horn blieb in den ersten vier Bundesligaspielen ohne Gegentor, in der gesamten Saison waren es 13. Dies war einem Torhüter eines Aufsteigers zuletzt 1966 gelungen. Damals hielten Sepp Maier und Fritz Kosar das Tor von Bayern München ebenfalls 13-mal sauber.

(sid/dpa/lem)